Ukraine-Krieg

Die Ukraine und die USA bereiten nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj ein bilaterales Sicherheitsabkommen vor. „Wir arbeiten bereits an einem konkreten Text“, sagte Selenskyj heute in seiner abendlichen Videoansprache.

Ziel sei, daraus das stärkste von allen Sicherheitsabkommen zu machen. Kiew hat in den vergangenen Monaten bereits eine Reihe von Sicherheitsabkommen mit verschiedenen europäischen Staaten geschlossen. Selenskyj machte keine Angaben dazu, wann das Sicherheitsabkommen zwischen Kiew und Washington unterzeichnet werden soll.

„Für die nächsten zehn Jahre“

„Wir arbeiten auch an der Festlegung spezifischer Unterstützungsniveaus für dieses Jahr und für die nächsten zehn Jahre“, umriss Selenskyj das mit Washington geplante Abkommen. Dazu gehörten bewaffnete Unterstützung, finanzielle Unterstützung, politische Unterstützung sowie Unterstützung für die gemeinsame Waffenproduktion.

Die USA sind der bisher stärkste Unterstützer der Ukraine in ihrem Abwehrkrieg gegen Russland. Erst vor Kurzem hat der US-Senat ein Hilfspaket im Umfang von umgerechnet 57 Milliarden Euro gebilligt, das der bereits in schwere Bedrängnis geratenen ukrainischen Armee helfen soll.

Vor dem Eintreffen neuer westlicher Waffenlieferungen geraten die ukrainischen Verteidiger im Osten des Landes immer mehr in Not gegen die russischen Angreifer. „Die Lage an der Front hat sich verschärft“, schrieb der ukrainische Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj heute auf Facebook. Der Feind greife in mehreren Stoßrichtungen an und habe sich ein Übergewicht an Menschen und Material verschafft. In einigen Bereichen erzielten die Russen „taktische Erfolge“.

„Entlang der gesamten Frontlinie wurde in dieser Woche weiter heftig gekämpft“, schrieb Oberbefehlshaber Syrskyj. „Die Lage ändert sich dynamisch – in einigen Gebieten hat der Feind taktische Erfolge erzielt, in anderen Gebieten konnten wir die taktische Position unserer Truppen verbessern.“

Die russischen Streitkräfte berichteten zuvor, dass sie nach der Einnahme einzelner Ortschaften im Gebiet Donezk tief in die Verteidigung der ukrainischen Armee eingedrungen seien. Die Angaben sind unabhängig nicht überprüfbar. Auch ukrainische Medien berichteten, dass Russland etwa das Dorf Berdytschi erobert habe und sich auch in dem Ort Otscheretyne festsetze. Russland meldete zudem die die Eroberung der Ortschaft Nowobachmutiwka im Gebiet Donezk.

Westliche Militärexperten beobachten ebenfalls ein Vorrücken der russischen Truppen. „Russland wird absehbar spürbare taktische Gewinne erzielen in den kommenden Wochen, während die Ukraine darauf wartet, dass US-Unterstützung an der Front ankommt“, analysierte der Thinktank Institut für Kriegsstudien (ISW) in den USA. „Aber es bleibt unwahrscheinlich, dass russische Kräfte die ukrainische Verteidigung überwinden.“

Russland warnt den Westen vor einer möglichen Enteignung von beschlagnahmtem russischem Vermögen und droht mit Gegenmaßnahmen. Zu denen werde man sich jetzt nicht äußern, aber schließlich gebe es auch in Russland noch ausländisches Vermögen, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow nach Angaben heute in Moskau. Auch juristisch habe Russland für den Fall einer Enteignung gute Karten.

„Es versteht sich, dass Russland diese gerichtlichen Perspektiven nutzen und seine Interessen ohne Ende vertreten wird“, sagte Peskow in einem Interview für das Fernsehmagazin „Moskau. Kreml. Putin“. Er gab auch zu bedenken, dass der Westen das Vertrauen anderer ausländischer Investoren verlieren könnte, wenn das russische Vermögen angetastet wird. „Die Zuverlässigkeit verschwindet über Nacht wegen einer dummen, unbedachten Entscheidung.“

Hunderte Milliarden eingefroren

Wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ist in der EU und an anderen Stellen Vermögen der russischen Nationalbank in Höhe von Hunderten Milliarden Euro eingefroren. Debattiert wird darüber, wie dieses Geld der Ukraine zugutekommen könnte.

Ein Vorschlag der EU ist, nicht das Vermögen anzutasten, aber die laufenden Erträge darauf dem angegriffenen Land zur Verfügung zu stellen. Die möglichen Reaktionen anderer Anleger sind ein Grund, warum eine Nutzung des russischen Geldes vorsichtig geprüft wird.

„Die russischen Aktiva dürfen nicht angetastet werden, sonst gibt es eine harte Antwort auf diesen westlichen Diebstahl“, sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa. „Und viele im Westen haben das schon verstanden. Leider nicht alle“, schrieb sie auf ihrem Telegram-Kanal.

Russland zeigt mehr als zwei Jahre nach Beginn seines Überfalls auf die Ukraine bei einer Schau zu Kriegstrophäen in Moskau auch einen deutschen Leopard-2-Kampfpanzer und einen Marder-Schützenpanzer. Im Park Pobedy (Deutsch: Park des Sieges) fanden sich heute schon vor der Eröffnung der Ausstellung am 1. Mai viele Schaulustige ein.

Laut Militär handelt es sich um erbeutete Militärtechnik von den westlichen Verbündeten der Ukraine und von Kiews Streitkräften selbst. Russische Einheiten, die solche westliche Kampftechnik zerstören oder erbeuten, erhalten hohe Prämien.

Für wichtigsten Feiertag organisiert

Die Schau unter dem Titel „Geschichte wiederholt sich. Unser Sieg ist unausweichlich“ ist eigens für den 9. Mai organisiert worden. An dem für Russland wichtigsten Feiertag wird an den Sieg der Sowjetunion über Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg erinnert.

An dem Tag gibt es auf dem Roten Platz in Moskau auch die größte Militärparade des Landes mit Tausenden Soldaten, Panzertechnik, Raketen und einer Rede des russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Der nun in Moskau ausgestellte Leopard-2-Kampfpanzer soll bei Gefechten in der ukrainischen Region Awdijiwka beim russischen Vormarsch im Donbas erbeutet worden sein. Auch der Marder-Schützenpanzer soll Ende März aus Awdijiwka herausgebracht worden sein.

Die Trophäenschau zählt laut Kreml mehr als 30 Exponate, darunter aus Großbritannien, den USA, Frankreich und Australien. Auch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew wird immer wieder im Stadtzentrum erbeutete russische Kampftechnik ausgestellt. Putin hatte am 24. Februar 2022 den Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen und sieht die Invasion auch als Kampf gegen den Westen, allen voran die USA.

Ausland

In Georgien sind heute erneut Tausende Menschen gegen ein geplantes Gesetz zur „ausländischen Einflussnahme“ auf die Straße gegangen. Rund 10.000 Demonstranten versammelten sich mit georgischen Flaggen und EU-Fahnen in der Hauptstadt Tiflis. Die Kundgebung wurde von einem breiten Bündnis aus Oppositionsparteien und Menschenrechtsgruppen organisiert.

Die Regierungspartei Georgischer Traum hatte Anfang April angekündigt, den vor einem Jahr nach Massenprotesten mit Zehntausenden Teilnehmern zurückgezogenen Gesetzentwurf in geänderter Fassung erneut zur Abstimmung zu bringen. Mitte April wurde die Vorlage in erster Lesung angenommen.

Parallelen zu Gesetz in Russland

Der Gesetzesentwurf sieht vor, dass Organisationen, die zu mindestens 20 Prozent aus dem Ausland finanziert werden, sich behördlich registrieren lassen müssen. Kritiker sehen Parallelen zum Gesetz gegen „ausländische Agenten“ in Russland, das es den dortigen Behörden erlaubt, gegen kritische Medien und Organisationen vorzugehen.

Das Gesetzesvorhaben löste Massenproteste in der früheren Sowjetrepublik aus. Auch die EU forderte Tiflis dazu auf, das Gesetz fallen zu lassen. Die frühere Sowjetrepublik ist seit Dezember offiziell EU-Beitrittskandidat.

Der Gesetzesentwurf muss noch in zweiter und dritter Lesung vom Parlament verabschiedet werden. Zwar kann die proeuropäische Präsidentin Salome Surabischwili ihr Veto einlegen, doch verfügen die regierungstreuen Abgeordneten im Parlament in Tiflis über eine ausreichende Mehrheit, um das Veto der Präsidentin zu überstimmen.

Zum Auftakt des zweitägigen Sondertreffens des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Riad hat der Gastgeber Saudi-Arabien vor negativen Folgen des Gaza-Krieges für die Weltwirtschaft gewarnt und Stabilität in der Region gefordert. Der Krieg zwischen der Hamas und Israel, aber auch die Konflikte in der Ukraine und andernorts, drückten „stark auf die wirtschaftliche Stimmung“, sagte der saudi-arabische Finanzminister Mohammed al-Dschadan heute bei einer Podiumsdiskussion.

„Ich denke, dass sich Länder, Staatenlenker und Menschen mit kühlem Kopf durchsetzen müssen“, sagte Dschadan und fügte an, dass deeskaliert werden müsse. „Die Region braucht Stabilität.“ Die Welt wandle „heute auf einem schmalen Grat und versucht, ein Gleichgewicht zwischen Sicherheit und Wohlstand herzustellen“, erklärte seinerseits der saudi-arabische Planungsminister Faisal al-Ibrahim auf einer Pressekonferenz im Vorfeld des Gipfels.

„Wir treffen uns in einem Moment, in dem eine Fehleinschätzung, eine Fehlkalkulation oder eine Fehlkommunikation unsere Herausforderungen noch verschärfen wird.“

Gespräche auch über Geiseldeal

Auf dem Gipfel in Riad soll nach Angaben der Organisatoren die Lage im Gazastreifen im Mittelpunkt stehen. Unter den rund tausend Teilnehmern sind zwölf Staats- und Regierungschefs, außerdem zahlreiche Außenminister aus dem Nahen Osten und Europa. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock reist nach Riad, auch die Außenminister der USA, Frankreichs und Großbritannien nehmen an den Gesprächen teil.

US-Außenminister Antony Blinken will sich bei Gesprächen in Saudi-Arabien für einen Waffenstillstand im Gazastreifen einsetzen. Zu Wochenbeginn seien in der saudi-arabischen Hauptstadt laut einem Mitarbeiter von Blinken auch Gespräche über die Bemühungen um einen Waffenstillstand und die Freilassung von Hamas-Geiseln geplant.

Weg „aus Sackgasse“ gesucht

Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas rief bei dem Treffen die USA auf, eine israelische Bodenoffensive in Rafah im Gazastreifen zu verhindern. „Wir appellieren an die Vereinigten Staaten, Israel aufzufordern, den Einsatz in Rafah zu unterlassen, denn Amerika ist das einzige Land, das Israel daran hindern kann, dieses Verbrechen zu begehen“, sagte Abbas. Ein militärisches Vorgehen Israels in der Stadt Rafah wäre Abbas zufolge „das größte Desaster der Geschichte des palästinensischen Volks“.

WEF-Präsident Börge Brende sagte, es gebe „eine Art neuen Schwung in den Gesprächen über die Geiseln und (…) auch einen möglichen Weg aus der Sackgasse, in der wir uns im Gazastreifen befinden“. Auch die humanitäre Lage im Gazastreifen nach mehr als sechs Monaten Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas sowie regionale Aspekte wie etwa der Iran sollen auf der Agenda stehen.

Der israelische Generalstabschef Herzi Halevi hat nach Militärangaben Pläne zur Fortsetzung des Gaza-Kriegs gebilligt. Nach Angaben eines Armeesprechers erörterte er heute die Pläne mit den führenden Offizieren des Südkommandos. Weitere Einzelheiten wurden Agenturangaben zufolge nicht genannt.

Israelische Medien werteten die Entscheidung auch als Billigung der geplanten Offensive in der Stadt Rafah im Gazastreifen. In der Stadt halten sich Hunderttausende palästinensische Binnenflüchtlinge auf. Israels Verbündete haben daher wiederholt vor einer Rafah-Offensive gewarnt.

Die erneute Armeemitteilung kam zum Zeitpunkt eines letzten Versuchs, eine Einigung über eine Feuerpause und die Freilassung der israelischen Geiseln aus der Gewalt der Hamas zu erreichen: Eine Delegation der Hamas will voraussichtlich Anfang der Woche nach Kairo reisen, um über Details eines neuen Vorschlags zu sprechen, wie ein Hamas-Repräsentant laut dpa sagte. Hoffnungen auf eine Einigung bei den indirekten Verhandlungen hatten sich allerdings bisher immer wieder zerschlagen.

Nach Protesten gegen die Regierung hat ein Gericht in Kuba nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten mehrere Teilnehmer der Demonstrationen zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Das Provinzgericht von Camagüey habe gegen 13 Menschen Freiheitsstrafen zwischen vier und 15 Jahren wegen Aufwiegelung verhängt, teilte die Kubanische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (OCDH) mit Sitz in Spanien heute mit.

Zu der längsten Haftstrafe wurde eine damals 21-jährige Frau verurteilt, die Videos von den Protesten gegen die ständigen Stromausfälle im August 2022 in der Stadt Nuevitas in der Provinz Camagüey im Internet veröffentlicht hatte.

Kuba steckt in einer der schwersten Wirtschaftskrisen seit der Revolution von 1959. Unter anderem Lebensmittel, Medikamente und Kraftstoff sind knapp, der Strom fällt häufig lange aus. Die autoritäre Regierung geht hart gegen die seltenen öffentlichen Proteste auf der sozialistischen Karibikinsel vor. Nach Massendemonstrationen im Juli 2021 waren Hunderte Teilnehmer zu teils langjährigen Haftstrafen verurteilt worden.

Rund 150 Rechtsextremisten sind heute nach Predappio, dem Geburtsort des faschistischen Diktators Benito Mussolini nahe der Adria-Stadt Rimini, gepilgert, um dessen Todestages am 28. April 1945 zu gedenken. Nostalgiker defilierten vom Hauptplatz Predappios zum Friedhof, wo Gedenkreden gehalten wurden, bevor ein privater Besuch in der Gruft Mussolinis stattfand und eine Messe zelebriert wurde.

Bei der Veranstaltung gab es laut den Organisatoren keine Probleme mit der öffentlichen Ordnung. Wie schon in den vergangenen Jahren wurden die Teilnehmenden darum gebeten, den römischen Gruß mit dem rechten ausgestreckten Arm zu unterlassen, um sich nicht strafbar zu machen. Der faschistische Gruß ist in Italien verboten. Viele trugen schwarze Hemden nach faschistischer Tradition.

Mussolini kam als Sohn eines sozialistischen Schmiedes in Predappio zur Welt. Der Diktator wurde am 28. April 1945 von Partisanen am Comer See erschossen. Seine Leiche und die seiner Geliebten Clara Petacci wurden auf der Piazzale Loreto in Mailand kopfüber aufgehängt. 1957 wurde der Leichnam der Familie übergeben, die ihn in der Familienkrypta in Predappio beisetzte.

EU

Die italienische Premierministerin Giorgia Meloni will als Spitzenkandidatin ihrer Regierungspartei Fratelli d’Italia (FdI, Brüder Italiens) an den EU-Parlamentswahlen im Juni teilnehmen. „Ich habe beschlossen, FdI in allen fünf italienischen Wahlbezirken anzuführen“, kündigte Meloni bei einer Parteiveranstaltung in der Adria-Stadt Pescara mit dem Titel „Italien ändert Europa“ heute an.

„Ich will die italienischen Wähler fragen, ob sie mit unserer Arbeit zufrieden sind. Wenn sie es sind, bitte ich sie zu wählen und meinen Namen auf den Wahlzettel zu schreiben“, so Meloni unter dem Applaus der Anhänger ihrer Partei.

„Ich bin die Chefin der europäischen Konservativen und will, dass sie in Europa eine entscheidende Rolle spielen. Wer für FdI wählt, wird Italien und unsere Regierung in Europa noch mehr stärken. Ich betrachte mich als Soldat, und ein Soldat muss bei Bedarf in erster Linie kämpfen“, so die 47-Jährige.

„Italienisches Vorbild nach Europa bringen“

Meloni äußerte die Hoffnung, dass mit ihrer Kandidatur die Vertretung ihrer Partei im EU-Parlament zunehmen werde. „Damit können wir die Pläne Italiens in Europa mehr unterstützen“, sagte die Regierungschefin. Ihr Ziel sei es, nach dem Vorbild Roms auch in Straßburg eine Mitte-rechts-Mehrheit aufzubauen.

„Wir wollen unnatürlichen Koalitionen aus Linken und Zentrumsparteien ein Ende setzen. Wir wollen das italienische Vorbild einer Mitte-rechts-Koalition nach Europa bringen. Das wäre eine Revolution in der europäischen Politik: Die Konservativen sollen auch in Europa strategisch werden. Unser Ziel ist es, die Linke in die Opposition zu schicken. Das ist eine große Herausforderung, doch wir können es schaffen“, so die italienische Premierministerin.

Inland

Nachdem von SPÖ-Chef Andreas Babler 24 Ideen seines Expertenrats vorgestellt wurden, hat die Partei heute ihre Vorstellung zu deren Finanzierung vorgelegt. Um sozialstaatliche Errungenschaften zu erhalten und auszubauen, setzt die SPÖ laut Papier auf mehr Beschäftigung, etwa durch zusätzliche Kindergartenplätze, Einsparungen z. B. bei Regierungs-PR und Reichensteuern wie eine Millionärsabgabe. Unterm Strich sollen 98 Prozent der Bürger dadurch weniger Steuern zahlen.

Beschäftigung soll Geld in Staatskasse spülen

Für Maßnahmen wie kostenlose Kindergarten- und Ganztagsschulplätze, Investitionen in Gesundheit und Pflege, 4.000 zusätzliche Polizeikräfte, einen Fonds zur Transformation der Wirtschaft, eine Arbeitsplatzgarantie für alle Langzeitarbeitslosen und eine Kindergrundsicherung würden laut den Berechnungen sieben bis acht Mrd. Euro pro Jahr anfallen.

Gleichzeitig würden diverse Maßnahmen aus dem SPÖ-Konzept 3,5 Mrd. Euro einsparen, während Konjunktureffekte durch mehr Beschäftigung 1,5 Mrd. einbringen sollen. Zur Gegenfinanzierung sollen außerdem „gerechte Steuern“ dienen. Bei alldem bekennt sich die SPÖ zum Einhalten der Maastricht-Defizit-Regeln, wird in der Unterlage betont.

Zur Entlastung des Budgets setzt die SPÖ konkret stark auf Beschäftigung, immerhin sei kaum etwas teurer für das Budget als Arbeitslosigkeit. Die Schaffung direkter Beschäftigung – etwa in der Kinderbetreuung – bzw. indirekter Beschäftigung (etwa durch mehr Vollzeit) brächten laut dem Papier samt Konjunktureffekten „bei einer sehr konservativen Selbstfinanzierungsschätzung“ mindestens 1,5 Mrd. Euro für die Staatskasse.

Einsparungen bei Ministerstäben

Durch das Erreichen der Klimaziele könnte man laut dem SPÖ-Papier 1,2 Mrd. an unnötigen Ausgaben für Strafzahlungen bzw. Zertifikatszukauf einsparen, eine Milliarde Einsparungspotenzial sieht die Partei außerdem durch die Dämpfung der Inflation um 0,5 Prozent durch Preiseingriffe. Weitere 500 Mio. Euro soll es durch Einsparungen bei Ministerstäben und Kabinetten sowie überbordenden Förderungen an Unternehmen geben, 800 Mio. könnten laut SPÖ durch gezielte Betrugsbekämpfung und die Schließung von Steuerlücken gehoben werden.

Netto blieben damit Kosten von zwei Mrd. für die Pläne, denen aber laut SPÖ-Rechnung sieben bis acht Mrd. Einnahmen durch „gerechte Steuern“ wie eine Millionärsabgabe, eine Umwidmungsabgabe und die Rücknahme der Konzernsteuersenkung gegenüberstünden. Das wiederum brächte Spielraum von fünf Mrd. für eine Senkung der Steuern auf Arbeit und eine temporäre Streichung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel.

ZIB2

Johannes Anzengruber von der Liste Ja ist neuer Bürgermeister in Innsbruck, Politologe Peter Filzmaier analysiert in der ZIB2.

Test-Wahl

Den regierenden Torys drohen hohe Verluste bei den Regionalwahlen in Großbritannien.

Handy-Wahl

Ein kleines Dorf in Frankreich probt das handyfreie Dasein im öffentlichen Raum.

ZIB2 mit Margit Laufer, 21.50 Uhr, ORF2

Mail an die ZIB2

Textfassung: Zeit im Bild

Wirtschaft

Dubai hat den Beginn der Bauarbeiten an einem neuen Terminal auf dem Flughafen Dubai Al Maktum International verkündet, der den Angaben zufolge der größte Flughafenterminal der Welt werden soll. „Wir haben die Entwürfe für den neuen Passagierterminal am Flughafen Al Maktum International genehmigt und beginnen mit dem Bau des 128 Milliarden Dirham (rund 32,5 Mrd. Euro) teuren Gebäudes“, erklärte der Emir von Dubai, Scheich Mohammed bin Raschid Al Maktum, heute auf X (Twitter).

Nach der Fertigstellung des neuen Terminals soll der Flughafen jährlich 260 Millionen Passagiere und Passagierinnen abfertigen können, erklärte die Regierung.

Scheich: „Größte Kapazität weltweit“

Scheich Mohammed zufolge soll der Flughafen die „größte Kapazität weltweit“ haben und fünfmal so groß sein wie der andere Flughafen des Emirats, der Dubai International Airport, der zurzeit zu den verkehrsreichsten Luftdrehkreuzen der Welt zählt.

Die erste Phase des Bauprojekts soll binnen zehn Jahren fertiggestellt werden und zu einer Kapazität von 150 Millionen Passagieren pro Jahr führen, sagte der Präsident der Zivilluftfahrtbehörde von Dubai und CEO der Fluggesellschaft Emirates, Scheich Ahmed bin Said Al Maktum.

Über den am Stadtrand errichteten Flughafen Al Maktum International wird seit 2010 ein relativ geringer Anteil des Flugverkehrs der Finanzmetropole am Golf abgewickelt. Den Behörden zufolge soll er den Dubai International Airport ersetzen, der eine Kapazität von bis zu 120 Millionen Passagieren pro Jahr hat, und der aufgrund seiner zentrumsnahen Lage nicht erweitert werden kann.

Tesla-Gründer Elon Musk hat Chinas Premier Li Qiang heute in Peking zu Gesprächen getroffen. Wie das Staatsfernsehen CCTV berichtete, bezeichnete Li Teslas Entwicklung in China als „erfolgreiches Beispiel für die chinesisch-amerikanische Wirtschafts- und Handelskooperation“.

Musk wiederum pries die „harte Arbeit“ seines chinesischen Teams in Schanghai, welche die dortige Tesla-Fabrik zur leistungsstärksten des Unternehmens mache. Man sei zudem bereit, die Zusammenarbeit mit der chinesischen Seite zu vertiefen, sagte Musk weiter.

Reise nicht angekündigt

Musk reiste überraschend in die Volksrepublik. In Gesprächen mit der Regierung soll es chinesischen Berichten zufolge auch um eine Software für selbstfahrende Autos und die Erlaubnis gehen, Daten ins Ausland zu übermitteln. Der US-Pionier für E-Autos führte bereits vor vier Jahren die entsprechende Software ein. In China ist diese aber noch nicht verfügbar, obwohl Kundinnen und Kunden danach verlangen.

Musk hatte diesen Monat bereits gesagt, Tesla werde die Software womöglich „sehr bald“ in China zur Verfügung stellen. Chinesische Anbieter versuchen derzeit, einen Vorteil aus der Situation zu ziehen und mit einer ähnlichen Software zu locken.

Tesla-Daten bisher nicht in USA übermittelt

Alle seit 2021 in China gesammelten Daten hat Tesla entsprechend den Vorgaben der lokalen Aufsichtsbehörden im Land behalten. Sie wurden dem Konzern zufolge nicht in die USA übermittelt, wo Tesla seinen Hauptsitz hat.

Das Unternehmen wollte sich nicht zu der Reise äußern. Tesla hatte zuletzt angekündigt, sich von zehn Prozent seiner weltweiten Belegschaft trennen zu wollen. Dem US-Konzern machen rückläufige Absätze und ein Preiskampf zu schaffen, den chinesische E-Autobauer losgetreten haben.

In China hat Tesla seit dem Markteintritt vor einem Jahrzehnt mehr als 1,7 Millionen Fahrzeuge verkauft. In der Hauptstadt Peking läuft gerade die große Automesse, Tesla ist dort heuer nicht vertreten.

Chronik

Ein Spieler hat heute den Sechsfachjackpot bei Lotto „6 aus 45“ geknackt. Die Gewinnsumme beträgt rund 7,5 Millionen Euro.

Folgende Gewinnzahlen wurden ermittelt:

4 9 30 38 41 44/Zusatzzahl: 26

Die Zahlen bei Lotto plus waren:

4 7 15 19 37 45

Kein Spielteilnehmer hatte den richtigen Joker auf der Quittung, im Jackpot bleiben 358.000 Euro

Der richtige Joker lautet:

8 8 5 3 9 4

Alle Angaben ohne Gewähr

Eine außergewöhnliche Anzahl von Wirbelstürmen hat nach Behördenangaben am Wochenende Teile des US-Bundesstaats Oklahoma und weiterer Staaten im Zentrum der USA verwüstet. In der Stadt Holdenville in Oklahoma kamen dabei nach Medienberichten mindestens zwei Menschen ums Leben, darunter ein vier Monate altes Baby. Gemeldet wurden am Freitag 78 Tornados vor allem in den Bundesstaaten Nebraska und Iowa, bevor am Samstag durch ein separates Wettersystem 35 Tornados aus dem Norden von Texas nach Missouri zogen.

In einigen Orten brachten die Wirbelstürme bis zu 18 Zentimeter Niederschlag mit sich. Meteorologen warnten vor dem anhaltenden Risiko von Sturzfluten, Hagel und weiteren Tornados. Mehr als 50.000 Haushalte in Texas und mehr als 30.000 Haushalte in Oklahoma hatten heute Früh (Ortszeit) nach Angaben der Website Poweroutage.us keinen Strom.

Ausnahmezustand in Oklahoma

Videos und Fotos in den Onlinenetzwerken zeigten zahlreiche zerstörte Gebäude in der Kleinstadt Sulphur in südlichen Zentrum Oklahomas. Auch waren umgestürzte oder zertrümmerte Fahrzeuge zu sehen. Rettungsmannschaften gingen von Haus zu Haus und von Wagen zu Wagen, um nach Opfern und Überlebenden zu suchen.

Nach einem Bericht der „Washington Post“ schleuderte ein Tornado in Ardmore im selben Bundesstaat Trümmer bis zu 6.100 Meter hoch. Innerhalb von zwei Stunden nach dem Durchzug des ersten Wirbelsturms kamen zwei weitere Stürme nahe an den Ort heran. Oklahomas Gouverneur Kevin Stitt erklärte einen 30-tägigen Ausnahmezustand, um schneller Hilfe in zwölf der am stärksten getroffenen Bezirke zu bringen.

In Bremervörde-Elm in Deutschland wird ein autistischer Bub seit Tagen vermisst. Heute starteten die Einsatzkräfte die bisher größte Suchaktion. Seit dem Vormittag durchsuchen rund 1.200 Helferinnen und Helfer das Gebiet nördlich des Wohnorts des Vermissten, sagte eine Polizeisprecherin im Lagezentrum in Bremervörde-Elm. Zuvor blieb die Suche nach dem Kind auch in der Nacht auf Sonntag erfolglos.

Die neue Aktion habe um 9.00 Uhr in Kranenburg, einige Kilometer nördlich von Elm, begonnen. Die Einsatzkräfte bildeten eine 1,5 Kilometer breite Menschenkette und durchstreiften das Gebiet vom Norden her in Richtung Elm. „Es gibt keine neuen Erkenntnisse aus der Nacht“, sagte eine Polizeisprecherin zuvor.

Boote, Drohnen, Reiterstaffel

Zusätzlich seien weiter Boote und Drohnen im Einsatz, so die Sprecherin, hinzu komme eine Reiterstaffel. Insgesamt seien rund 1.200 Kräfte im Einsatz. Das sei die bisher größte Aktion seit Beginn der Suche vor knapp einer Woche. Der logistische Aufwand, alle Helferinnen und Helfer von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk (THW), Rettungskräften sowie der Bundeswehr an den Einsatzort zu bringen, sei enorm, so die Polizeisprecherin.

Seit Montagabend wird Arian, der nach Angaben der Polizei Autist ist, vermisst. Er hatte sein Elternhaus unbemerkt verlassen. Seitdem durchsuchen Hunderte Einsatzkräfte den Heimatort des Sechsjährigen und die nähere Umgebung. Eine Überwachungskamera zeichnete auf, wie der Bub nach seinem Verschwinden in einen benachbarten Wald lief.

Kultur

Papst Franziskus hat davor gewarnt, die Kunst allein den Gesetzen des Marktes zu überlassen. „Gewiss, der Markt fördert und kanonisiert, aber es besteht immer das Risiko, dass er die Kreativität ‚vampirisiert‘, die Unschuld raubt und am Ende kalt entscheidet, was zu tun ist“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche heute auf der Kunstbiennale in Venedig bei einer Ansprache vor Künstlerinnen und Künstlern.

Es war das erste Mal, dass ein Papst die große Ausstellung zeitgenössischer Kunst besuchte, die alle zwei Jahre Hunderttausende Menschen aus aller Welt anzieht. Die 60. Ausgabe war am 20. April eröffnet worden und dauert bis 24. November.

Der Papst war in der Früh mit dem Hubschrauber von Rom nach Venedig geflogen. Bei einer heiligen Messe auf dem Markusplatz warnte er anschließend vor den Folgen des Klimawandels für die Stadt, seine Auswirkungen auf das Wasser der Lagune, auf Bauten und Kunstschätze und auf die Menschen. Er sprach sich für eine „angemessene Steuerung des Tourismus“ aus. Im Rahmen seines Venedig-Besuchs traf der Papst zudem im Frauengefängnis auf der venezianischen Insel Giudecca mit rund 80 Gefangenen zusammen.