Eine Kaffeetasse auf einem verregneten Tisch
APA/Barbara Gindl
Wetterrätsel

Woran die Prognosen gerade scheitern

Kein Sommer wie damals: Das Wetter hat in den vergangenen Wochen alle Stücke gespielt. Von Hitze, starkem Wind, Platzregen und strahlendem Sonnenschein war alles dabei, teils lokal auch stark begrenzt. Nur wenige Kilometer weiter konnte das Wetter komplett anders aussehen. Weniger hilfreich als sonst schienen dabei die Prognosen zu sein: Sie lagen mitunter daneben.

Gerade die Frage, ob es in den kommenden 24 Stunden regnen soll, wurde zuletzt oft unzuverlässig beantwortet. Dabei gibt es in ganz Europa ein Netz an Wetterstationen und über Europa Satelliten, die Daten in Hülle und Fülle liefern. Allein in Österreich gibt es rund 280 Stationen, die von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) betrieben werden und neben Temperatur und Niederschlag auch Parameter wie Wind und Druck messen.

Höhe, Tiefe, Druck und Wirbel

Die Wetterdaten werden via Station auf dem Boden, Ballon, Schiff, Flugzeug und Satellit gesammelt und in einem Rechenzentrum mit einem Modell zur Wetterprognose verarbeitet. In der Praxis laufen viele dieser Modelle gleichzeitig, und nicht immer zeigen sie dieselbe Wetterentwicklung für die Zukunft. Deshalb ist es für Meteorologinnen und Meteorlogen nicht immer einfach, das Wetter zu prognostizieren.

Ein Wetterballon
AP/Mark Humphrey
Ein Wetterballon steigt in die Höhe: Seine Daten werden für die Erstellung von Modellen benötigt

Daniel Zeinlinger von der ORF-Wetterredaktion sieht die Zuverlässigkeit der Prognosen in den vergangenen Tagen freilich differenzierter: „Diese Wahrnehmung ist etwas wienlastig, das betrifft derzeit eher den Osten Österreichs.“ Dass die Prognosen vor allem hier derzeit nicht so gut funktionieren, habe mehrere Gründe: Das Wetter sei in den vergangenen Tagen von einem Höhentief beeinflusst gewesen. Das ist ein Tiefdruckwirbel in mehreren Kilometer Höhe. Mit der Berechnung der genauen Position dieser Höhentiefs und den Zonen, wo es in diesen Tiefs Wolken und Schauer gibt, kämpfen die Wettermodelle.

Es sei generell bei einer veränderlichen Wetterlage schwieriger, Vorhersagen zu treffen, sagte auch Klaus Stadlbacher von der ZAMG. So sei etwa vor zwei Tagen noch nicht klar gewesen, dass es am Mittwoch regnen werde. Das habe sich erst am Vormittag deutlich gezeigt.

Sommerliche Regensaison

Hinzu kommt laut Zeinlinger, dass es im Sommer durch die kräftige Sonneneinstrahlung generell vermehrt zur Bildung von Schauern und Gewittern kommt. Und diese lassen sich zeitlich und örtlich eben nicht ganz exakt vorhersagen. „Wie wir alle schon erlebt haben, sind diese Schauer oft auch sehr kleinräumig, von einem Meter zum anderen kann man plötzlich in einen Platzregen kommen bzw. wieder im Trockenen stehen“, so Zeinlinger. Als Beispiel nannte er einen Kochtopf, der überläuft: „Da weiß man auch nicht, wo genau die erste Blubberblase auftauchen wird.“

Je kürzer, desto genauer

Regen sei prinzipiell gut vorhersehbar, wenn er sich großräumig ankündigt, etwa wenn sich ein Stau in der Luft vor den Alpen bildet, sagte Stadlbacher. Bei kleinflächigen Schauern und Gewittern hingegen sieht es anders aus, sie gehen lokal nieder. „Wir sagen dann, es besteht die Möglichkeit zu Schauern und Gewittern. Für den einen Ort, in dem es regnet, war die Prognose richtig. Für den Nachbarort eventuell schon nicht mehr.“ Das sei bei Schauern und Gewittern aber generell der Fall. Diese könne man für große Gebiete wie zum Beispiel Österreichs Viertel berechnen, aber nicht auf die Stadt genau, so Stadlbacher. Ob ein Schauer aber in Wien oder in Tulln niedergehe, sei zu knapp zu sagen.

Zeinlinger ist zudem der Ansicht, dass das Wetter seriöserweise nur für einige Tage vorherzusagen ist, das hänge von der Wetterlage ab. „Und je genauer die Prognose sei soll, desto kürzer ist der Zeitraum, für den man prognostizieren kann.“ Das Wetter soll übrigens noch bis Freitag sommerlich bleiben. Danach wird es wohl – mit relativer Sicherheit – unbeständig.