Monatelange Inhaftierung von „Terrorverdächtigen“ im Irak

Die irakischen Sicherheitsbehörden haben nach Angaben von Human Rights Watch (HRW) zugegeben, „Terrorverdächtige“ monatelang zu inhaftieren. Wie die Menschenrechtsorganisation gestern erklärte, bestätigte der Nationale Sicherheitsdienst, mehr als 400 männliche Gefangene im Ostteil der Stadt Mossul festzuhalten. Laut HRW waren die Zellen bei einem Besuch der Organisation Anfang Juli „extrem überbelegt“. Die Behörden hatten zuvor die Existenz derartiger Haftzentren bestritten.

Der Archäologe Faisal Dscheber, der Anfang April kurzzeitig selbst in dem Gefängnis inhaftiert war, berichtete HRW von „furchtbaren Bedingungen“. Demnach saßen seine Zellennachbarn bereits seit vier Monaten bis zu zwei Jahren in Haft. Die Häftlinge hätten zudem keinen Kontakt zu Anwälten, Ärzten oder Angehörigen. HRW forderte die Regierung auf, die Angehörigen der Häftlinge über die Inhaftierung zu informieren und Minderjährige umgehend freizulassen.

Während des drei Jahre dauernden Kampfes gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) waren im Irak rund 20.000 Menschen festgenommen worden, viele davon bei der Schlacht um Mossul vergangenes Jahr. In der nordirakischen Großstadt versammeln sich seitdem jede Woche Familien, um Informationen zu ihren vermissten Vätern, Brüdern und Söhnen zu fordern. Viele fürchten, dass ihre Angehörigen fälschlicherweise als IS-Anhänger inhaftiert wurden.