Feuerwehrfahrzeuge in Sweden




After a rest and refueling in Uppsala the Polish firefighters are on their way to central Sweden where they help to put out the major wild fires. / AFP PHOTO / TT News Agency / Anna HALLAMS / Sweden OUT
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Schweden

Regierung nach Bränden unter Druck

Wegen der ungewöhnlichen Hitze wüten in Schwedens Wäldern weiter heftige Feuer. Am Sonntag und Montag war es den Rettungskräften gelungen, eine Reihe davon zu löschen. Die größten sind aber weiter außer Kontrolle. Auch die Regierung droht im Zuge der Entwicklungen Schaden zu nehmen – der Druck auf die regierenden Sozialdemokraten steigt.

Denn das Krisenmanagement ist dieser Tage auf eine harte Probe gestellt – in den Augen vieler gilt es als gescheitert. Seit Mai dauert die Phase der ungewöhnlichen Trockenheit in Schweden bereits, entsprechend meinen Kritiker, dass die Regierung genügend Zeit gehabt hätte, sich auf den nun eingetretenen Ernstfall besser vorzubereiten. De facto war die Regierung kaum vorbereitet – angerückt ist Hilfe aus dem Ausland.

Ohne Hilfe von EU-Partnern chancenlos

Derzeit sind es 340 Einsatzkräfte aus Österreich, Italien, Frankreich, Deutschland, Litauen, Dänemark, Portugal und Polen, sieben Löschflugzeuge und Hubschrauber. Der EU-Kommission zufolge ein Rekord für den EU-Zivilschutzmechanismus. Ohne diese Hilfe wäre Schweden völlig chancenlos. Der schwedische Zivilschutz gestand die Machtlosigkeit unlängst ein, auf so große und komplexe Brände sei man personell und technisch nicht vorbereitet gewesen.

Die konservative Oppositionspartei Kristdemokraten kritisierte, Schweden bestehe zu 70 Prozent aus Wald, habe aber keine eigenen Löschflugzeuge. Regierungschef Stefan Löfven entgegnete, wichtig sei nicht, wer das Flugzeug besitze, sondern dass Schweden im Notfall darauf zurückgreifen könne. „Lasst uns diese Diskussion später führen, wir werden das gründlich auswerten. Jetzt liegt mein Fokus darauf, diese Brände hier und jetzt zu löschen“, bat er unlängst.

Gegen gemeinsame Anschaffung

Ein Blick zurück zeigt aber, dass die Regierung kaum gewillt war, für solche Katastrophenszenarien vorzubauen: So sprach sie sich noch Anfang des Jahres gegen einen Vorschlag der EU-Kommission zur gemeinsamen Anschaffung von Löschflugzeugen und Equipment zum besseren Management im Falle von Naturkatastrophen aus. Das hat sich jetzt freilich geändert, nun findet der Vorschlag auch schwedische Unterstützung.

Regierungschef Löfven sprach von einer „Extremsituation“ und kündigte zudem eine Stärkung des schwedischen Zivilschutzes an, sobald die Waldbrände überstanden seien. Das Land müsse sich besser auf extremes Wetter vorbereiten, so Löfven. Genaue Details zu den angekündigten Plänen gibt es noch nicht. Doch war die Ankündigung schon ein Ziehen der Reißleine, schließlich wurde man sich bewusst, dass es im ganzen Land nur zwei Ausbildungsstätten für Teilzeitfeuerwehrleute gibt.

20.000 Hektar in Flammen

An der Brandfläche haben die Löschungen wenig geändert, zumal nur kleinere Feuer erfolgreich bekämpft wurden – mehr als 20.000 Hektar Wald stehen noch in Flammen. Insbesondere im dicht besiedelten Süden des Landes wird man zusehends nervös: Hier soll es im Laufe der Woche noch einmal sehr heiß werden, prognostiziert sind über 30 Grad. Auch dort sind Wälder und städtische Parks völlig ausgetrocknet. Auch lokale Gewitter sind gefährlich, durch Blitze können wieder neue Feuer entstehen.

Mittlerweile sind die Brände so groß, dass sie sogar aus dem Weltall zu sehen sind. Man könne Flammen und Rauch von mindestens zwei Feuern deutlich erkennen, berichtete die Europäische Weltraumbehörde (ESA) am Montag. Dazu veröffentlichte sie Fotos aus der vergangenen Woche. Die Informationen der Satelliten könnten helfen, Brände in wenig bevölkerten Gegenden aufzuspüren, hieß es vonseiten der ESA.

Derzeit geschätzt 90 Mio. Euro Schaden

Die Löscharbeiten sind nicht ungefährlich. Am Wochenende mussten vier Feuerwehrleute per Helikopter gerettet werden, weil sie von einem plötzlich wachsenden Feuer eingeschlossen wurden. Der finanzielle Schaden der Waldbrände beläuft sich laut der nationalen Waldagentur derzeit auf 900 Millionen schwedische Kronen (90 Mio. Euro).