Mindestens 37 Todesfälle seien erfasst worden. Im gesamten Jahr 2017 waren in der WHO-Region Europa 23.927 Menschen erkrankt, 2016 waren es 5.273. „Nach der niedrigsten Zahl der Fälle im Jahr 2016 erleben wir einen dramatischen Anstieg von Infektionen und ausgedehnten Ausbrüchen“, sagte Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa.
Ukraine, aber auch Südeuropa stark betroffen
Sie forderte die 53 Mitgliedsstaaten der WHO-Region auf, umfassende Maßnahmen zu ergreifen, um die weitere Ausbreitung der Krankheit zu stoppen. „Gute Gesundheit für alle beginnt mit der Impfung.“ Mehr als die Hälfte der Masernerkrankungen in diesem Jahr seien in der Ukraine aufgetreten (23.000), weil dort im Zuge der Konflikte Routinen für Impfung und Überwachung unterbrochen wurden. Aber auch in Frankreich, Georgien, Griechenland, Italien, Russland und Serbien habe es mehr als 1.000 Ansteckungen gegeben, heißt es in dem Bericht.
Verdreifachung in Österreich
Das Masernvirus ist sehr ansteckend und verbreitet sich leicht. Um Ausbrüche zu vermeiden, müssten 95 Prozent der Bevölkerung in allen Alters- und sozialen Gruppen geschützt sein, so die WHO weiter – mehr dazu in science.ORF.at.
In Österreich hatte sich die gefährliche Viruserkrankung von 2016 auf 2017 verdreifacht. „Das Jahr 2017 war in ganz Europa geprägt von großen Masernausbrüchen, die sich durch einen massiven Anstieg der Zahl der Masernfälle manifestierten und auch mit Todesfällen assoziiert waren! Leider sieht die Situation 2018 bisher kein bisschen besser aus. Dass heutzutage noch immer Menschen an dieser so leicht durch Impfung vermeidbaren Erkrankung sterben, ist absolut sinnlos, tragisch und nicht akzeptabel“, schrieb die Wiener Virologin Heidemarie Holzmann in der Virusepidemiologischen Information bereits Ende April.
Extrem ansteckend
Die Masern sind mit rund 17 weiteren Übertragungen pro eine Infektion extrem ansteckend. Eine gefürchtete Folge ist eine Gehirnentzündung, die Masern-Enzephalitis, die tödlich oder mit bleibenden Schäden enden kann. Als Spätfolge einer Maserninfektion kann sich außerdem nach Jahren eine sogenannte subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE) ausbilden, eine Entzündung der Nervenzellen des Gehirns und des Rückenmarks. Sie führt zum Ausfall von Gehirnfunktionen und schließlich zum Tod – Heilungsmöglichkeiten gibt es dafür bisher keine.
Warum die Masern von manchen Menschen noch immer als „harmlos“ eingeschätzt werden, ist bei den vorhandenen epidemiologischen Zahlen für Mediziner und Medizinerinnen nicht verständlich: Sieben bis neun Prozent der Betroffenen erleiden eine Mittelohrentzündung mit drohenden Gehörschäden als Komplikation, ein bis sechs Prozent eine schwere Lungenentzündung, in einem von 1.000 Fällen tritt eine Gehirnentzündung auf.
Impfung kostenlos
Etwa ein Viertel der Kinder mit Masern wird in einem Spital aufgenommen. Die Todesrate liegt laut dem Europäischen Zentrum für Krankheitskontrolle (ECDC) bei einem Todesfall pro 1.000 Erkrankungen, hieß es beim Österreichischen Impftag.
Die MMR-Impfung (Masern-Mumps-Röteln) ist in Österreich kostenfrei für alle Altersgruppen enthalten und im kostenlosen Kinderimpfprogramm enthalten. Sie besteht aus zwei Impfungen ab dem vollendeten neunten Lebensmonat. Bei der Erstimpfung im ersten Lebensjahr sollte die zweite Impfung nach drei Monaten erfolgen. Bei der Erstimpfung nach dem ersten Lebensjahr sollte die zweite Impfung nach vier Wochen verabreicht werden. Fehlende MMR-Impfungen sollten in jedem Lebensalter nachgeholt werden.