US-Soldaten auf dem Weg zu einem CH-47-Chinook-Helikopter
Reuters/Lucas Jackson
Studie

CO2-Fußabdruck des US-Militärs riesig

Die komplexe Logistik, Kriegsführung und die damit verbundene riesige Infrastruktur – mit treibstoffintensiver Fortbewegung in der Luft, auf dem Boden und auf dem Wasser – führen zu einem enormen CO2-Fußabdruck des US-Militärs. Laut einer aktuellen britischen Studie reiht sich das US-Militär bei der Größenordnung seiner CO2-Emissionen unter die 50 Länder mit dem höchsten CO2-Ausstoß – noch vor Staaten wie Portugal und Peru.

Drei Wissenschaftler und eine Wissenschaftlerin der Lancaster und Durham University analysierten den Beitrag dieser riesigen Infrastruktur auf den Klimawandel. Die Studie habe gezeigt, dass das US-Militär zu den stärksten Verschmutzern der Geschichte zähle, da es mehr flüssigen Brennstoff konsumiere und klimaschädigende Treibhausgase emittiere als die meisten mittelgroßen Länder.

Basierend auf Zahlen der Weltbank von 2014 würde die US-Armee allein aufgrund ihres Treibstoffverbrauchs auf Platz 47 der größten CO2-Emittenten im Ländervergleich sein. Den größten Anteil daran haben Treibstoffe für die Marine, Jets und Landfahrzeuge wie Panzer. Gerade die Verschmutzung durch Jets sei stärker als auf dem Boden, denn Treibstoff, der in großer Höhe verbrennt, produziere andere Arten von chemischen Reaktionen, erklärten die Wissenschaftler.

Ein Apache-Helikopter wird aus einer Transportmaschinen der US-Armee entladen
APA/AFP/dpa/Martin Goldhahn
Den größten Treibstoffverbrauch im US-Militär verzeichnen die Luftstreitkräfte

Schwierige Datenlage

Laut Studie kaufte das US-Militär 2017 269.230 Barrel Öl pro Tag und emittierte durch das Verbrennen dieser Treibstoffe insgesamt mehr als 25 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Den größten Anteil hatte die US Air Force. Allein sie habe im Jahr 2017 Treibstoffe im Wert von knapp fünf Milliarden US-Dollar (4,4 Mrd. Euro) bezogen, so die Ergebnisse der Studie. Die Marine gab im selben Jahr rund 36 Mio. Dollar für Treibstoff aus.

Die US-Streitkräfte als großer CO2-Emittent würden aber meistens unberücksichtigt gelassen, so die Kritik der Studienautoren. Es sei zum einen sehr schwierig, Daten zu bekommen. Zum anderen hatten die USA beim 1997 beschlossenen Kyoto-Protokoll, das erstmals völkerrechtlich verbindliche Zielwerte für den Ausstoß von Treibhausgasen in den Industrieländern festlegte, darauf bestanden, für die Emissionen des Militärs eine Ausnahme zu machen und diese nicht melden zu müssen.

Mit dem 2015 geschlossenen Pariser Klimaschutzabkommen wurde diese Lücke zwar geschlossen. Doch macht US-Präsident Donald Trump seine Ankündigung wahr und steigt bis Ende 2020 tatsächlich aus dem internationalen Abkommen aus, würde das US-Militär als CO2-Emittent erneut unter dem Wahrnehmungsradar laufen.

Agentur zuständig für Logistik

Die Studie basiert vor allem auf Daten, die die Wissenschaftler von der Kampfunterstützungsagentur (Defense Logistics Agency, DLA) nach Anfragen auf Basis des Freedom of Information Act erhalten haben. Mit diesem US-Gesetz hat jeder das Recht, von staatlichen Behörden den Zugang zu Dokumenten zu verlangen. Die dem Pentagon unterstellte DLA spielt eine wesentliche Rolle bei der Logistik für das Militär und hat entsprechende Daten zur Verfügung.

Der US-Flugzeugträger USS Abraham Lincoln, der Einsatzgruppenversorger USNS Arctic und MH-60S-Sea-Hawk-Helikopter
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Die Logistikagentur des Pentagons zieht im Hintergrund die organisatorischen und logistischen Fäden

Weltweit sind rund 27.000 zivile und militärische Mitarbeiter für sie im Einsatz. Die Agentur stellt eigenen Angaben zufolge jährlich Güter und Dienstleistungen im Wert von 35 Milliarden Dollar (30,7 Mrd. Euro) zur Verfügung, unterstützt über 2.300 Waffensysteme und begleitet neun Lieferketten mit über fünf Millionen Objekten. Dabei geht es auch um die organisatorische Unterstützung der Streitkräfte beim Transport des notwendigen Materials.

Widersprüchliche Klimapolitik

Es seien zwar auch aufseiten des US-Militärs die Risiken und Gefahren des Klimawandels verstanden worden, heißt es in dem Bericht von den Studienautoren für die Medienplattform The Conversation. Erst Anfang diesen Jahres gab es einen Bericht des US-Verteidigungsministeriums, dass ein Großteil der Stützpunkte des US-Militärs von den Folgen des Klimawandels wie Überschwemmungen und Dürreperioden betroffen sei. Die Gefahren träten in etwa 20 Jahren ein.

US-Panzer auf Zugwaggons
APA/AFP/Petras Malukas
Einige Stützpunkte der US-Streitkräfte sind laut einem Pentagon-Bericht von den Folgen der Erderwärmung bedroht

Der Bericht war vom US-Kongress in Auftrag gegeben worden. Experten kritisierten, dass es Lücken in der Aufzählung des Pentagons gegeben habe. Einige vom Klimawandel betroffene Stützpunkte seien nicht erwähnt, so John Conger, Leiter des Zentrums für Klima und Sicherheit. Die Demokraten kritisierten, dass keine Schutzmaßnahmen für Militäreinrichtungen vorgesehen seien.

Die Klimapolitik des US-Militärs bleibt also weiter widersprüchlich, bringen es die Studienautoren auf den Punkt. Auf der einen Seite gibt es Investitionen für alternative Energiequellen. Dennoch bleibt das US-Militär der weltweit größte institutionelle Verbraucher von fossilen Brennstoffen.