Palladiumbarren
Reuters/Ilya Naymushin
Wertvoller als Gold

Palladium so gefragt wie nie

Das silberweiße Metall Palladium wird momentan zu Rekordpreisen gehandelt. Der Preis steigt seit Jahren, allein in den letzten zwei Wochen legte der Preis aber noch um ein Viertel zu. Vor allem die Autoindustrie ist für die hohe Nachfrage verantwortlich – der Bedarf lässt sich aber nicht einfach decken.

Der Großteil des weltweiten Palladiums wird nämlich für Katalysatoren im Auto verwendet: Mehr als 80 Prozent des Metalls landen damit in der Autoindustrie, schreibt die BBC. Dem Palladium kommt damit eine wesentliche Rolle zu: Es ist für die Abgasreduzierung zuständig und hilft dabei, Kohlenmonoxid, Stickoxide und Kohlenwasserstoffe umzuwandeln.

Der Großteil des Metalls stammt aus Russland und Südafrika – es entsteht beim Abbau von anderen Metallen, hauptsächlich Platin und Nickel. Auch abseits des Autos kommt das Metall zum Einsatz: Es wird in der Schmuckindustrie verwendet, aber auch in der Medizin, etwa für Zahnersatz und medizinische Instrumente.

Preise über 2.500 US-Dollar

In den vergangenen Jahren legte Palladium jedenfalls einen Höhenflug hin. Der Preis verdoppelte sich im vergangenen Jahr fast, die Rekordmarke wurde gleich ein paarmal geknackt. Auch am Montag stieg der Preis erneut und hielt zuletzt bei etwa 2.500 US-Dollar (rund 2.250 Euro) pro Feinunze (31,1 Gramm, Anm.). Zum Vergleich: Der Goldpreis liegt momentan bei etwas mehr als 1.500 Dollar (rund 1.350 Euro).

Grafik zeigt Entwicklung des Palladium-Preises im Vergleich zu Gold
Grafik: ORF.at

Dass der Preis so stark gestiegen ist, liegt an der hohen Nachfrage, die nicht gedeckt werden kann, schreibt die BBC. Es wird erwartet, dass auch im abgelaufenen Jahr weniger Metall produziert wurde als weltweit benötigt – zum achten Mal in Folge.

Rückgang in Südafrika, Autoindustrie braucht mehr

Weil Palladium nur ein Nebenprodukt beim Abbau ist, fehlt die Flexibilität bei der Gewinnung, so die BBC weiter. In Südafrika ging allein im vergangenen November der Abbau von Platinmetallen um 13,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück.

Palladium in einem Schmelzofen
Reuters/Ilya Naymushin
Palladium – hier ein Barren mit 99,98 Prozent des Metalls geschmolzen – ist seit Jahren gefragt

Unterdessen benötigt aber vor allem die Autoindustrie noch mehr Palladium als bisher. Nachdem die Abgasregulierungen weltweit strenger werden, werden auch Katalysatoren noch bedeutender. Auch der Dieselskandal könnte einen Teil beitragen: Während in Dieselautos nämlich vor allem Platin im Katalysator zum Einsatz kommt, wird im benzinbetriebenen Auto Palladium verwendet. Vor allem in Europa könnte das messbare Auswirkungen haben, so die BBC.

Nicht der erste Palladiumboom

Wie lange die hohe Nachfrage nach Palladium noch anhält, ist unklar. Am Montag sagte ein Experte der deutschen Commerzbank gegenüber Reuters, dass man „bald einen Preisrückgang“ sehen könnte. Am Freitag sagte ein Experte des deutschen Edelmetall-Handelshauses Heraeus, dass mit einer kurzfristigen Besserung nicht zu rechnen sei. „Selbst kleine Mengen, die gehandelt werden, führen zu deutlichen Preisbewegungen“, weil es kaum noch Verkäufer gebe.

Schon 2001 gab es einen Palladiumboom: Um die Jahrtausendwende wurde der Goldpreis übertroffen. Damals trieb die Sorge über die Lieferfähigkeit Russlands den Preis auf ein Rekordhoch. Erst 2007 erreichte der Palladiumpreis wieder den Stand von 2001.