Gastgarten
ORF.at/Roland Winkler
Gastronomie

Appelle für Schanigärten im Winter

Nach Gastronomen und Gastronominnen sowie der Wirtschaftskammer hat sich nun auch Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) für eine Öffnung der Schanigärten über den Winter ausgesprochen. Das würde die durch die CoV-Pandemie angeschlagene Gastrobranche in Österreich in dieser schwierigen Situation zusätzlich unterstützen, so Köstinger am Dienstag in einer Aussendung.

„Die Nutzung eines Schanigartens soll auch im Winter problemlos möglich sein. Darum wäre es wichtig, dass die Länder und Gemeinden bürokratische Auflagen und Beschränkungen reduzieren“, sagte die Ministerin. Beispielsweise reiche die „kleine Winteröffnung“ in Wien in der aktuellen Situation nicht aus.

Folgende Vorteile der Schanigarten-Öffnung über den Winter sieht die Tourismusministerin: Im Freien herrsche ein geringeres Coronavirus-Ansteckungsrisiko, und durch mehr Konsum gebe es positive Effekte auf Wertschöpfung und Beschäftigung. Köstinger appellierte auch an die Gemeinden und Städte, für heuer bereits bezahlte Schanigartengebühren zu refundieren. Auf mögliche Öffnungszeiten und etwaige Kritik von Anrainern ging Köstinger nicht ein.

Schanigarten mit Heizstrahlern
APA/Herbert Pfarrhofer
Normalerweise geht die Schanigartensaison nur bis Ende November – mit Decke und Heizschwammerl soll man heuer aber auch danach noch draußen sitzen können

Wirtschaftskammer tritt für Öffnung ein

Am Vortag machte sich auch die Wirtschaftskammer (WKÖ) für eine Öffnung der Schanigärten über den Winter stark. Das habe nachweislich positive Effekte auf Wertschöpfung und Beschäftigung und könne sogar dazu beitragen, die Beschäftigungslücke in der Gastronomie zu schließen, sagte WKÖ-Präsident Harald Mahrer zur APA.

Angesichts der ohnehin prekären Situation für die Branche dürfe es zu keinen zusätzlichen Beschränkungen wie etwa einem Alkoholverbot in den Winterschanigärten oder auf Christkindlmärkten kommen, so Mahrer. „Wir setzen hier auch auf die Eigenverantwortung der Besucherinnen und Besucher, denn natürlich müssen Abstands- und Hygieneregeln auch im Freien gelten. Das große Ziel ist, einen zweiten Lockdown zu verhindern“, betonte der WKÖ-Präsident. Deshalb sei jede Maßnahme, die zur Verhinderung von Infektionsclustern und weiteren Ansteckungen beitrage, zu begrüßen.

„Die Schanigärten sind voll“

Für die Genehmigung eines Gastgartens ist prinzipiell die Gemeinde zuständig. Ob der Gastgarten in den Wintermonaten geöffnet sein darf, ist folglich ebenfalls auf Gemeindeebene geregelt. In Eisenstadt etwa sind Schanigärten heuer auch im Winter erlaubt und zudem gebührenfrei.

Außerdem dürfen Lokalbetreiber für ihre Gastgärten bis zur doppelten Fläche an öffentlichem Gut verwenden. Damit wolle man die Auswirkungen des Lockdowns für die Unternehmer abmildern. Bisher habe das gut funktioniert. „Die Schanigärten sind voll, die Fußgängerzone belebt. Diesen Schwung wollen wir auch in den Herbst mitnehmen“, sagte Bürgermeister Thomas Steiner (ÖVP) am Montag.

Schneebedeckter Gastgarten
APA/Hans Punz
Gastronomievertreter fordern eine Lockerung der Schanigartenvorschriften – etwa eine Vergrößerung der Gärten

Positive Signale in Kärnten

Positive Signale einer Öffnung gegenüber gibt es auch in Kärnten: Schon während des Lockdowns habe der Sprecher der Lokale in der Wirtschaftskammer, Stefan Sternad, mit allen Gemeinden Kontakt aufgenommen und darum gebeten, die Gastgartensaison auszudehnen, bei den Regelungen großzügig zu sein und den Unternehmern entgegenzukommen. Die Reaktionen seien durchwegs positiv gewesen.

Zwar könne nicht jeder Gastgarten beheizt werden, aber es könne mit „Heizschwammerln“, Decken und einer netten Bestuhlung Abhilfe geschaffen werden so Sternad. Auch Mahrer sprach sich bereits für Heizstrahler aus – Klimabedenken fänden hier keinen Platz, man müsse umweltbezogene und wirtschaftliche Interesse abwägen, schließlich gehe es um Tausende Jobs, so Mahrer gegenüber dem „Kurier“.

Kritik an Heizschwammerln

Bei Greenpeace steht man Heizstrahlern unterdessen sehr skeptisch gegenüber, da diese zu einem großen zusätzlichen Energiebedarf führen würden. Im Jahresdurchschnitt würden die in den Wintermonaten aktiven Heizstrahler so viel Strom verbrauchen wie ein Einfamilienhaus im ganzen Jahr. Natürlich sei die heurige Saison aufgrund der Coronavirus-Pandemie ein „Sonderfall“, allerdings bestehe die Sorge, dass, wenn Wirte nun verstärkt Heizstrahler anschaffen, diese auch in den kommenden Jahren vermehrt zum Einsatz kommen, so Greenpeace-Sprecher Herwig Schuster gegenüber ORF.at.

Und weiter: Bleiben die Schanigärten den ganzen Winter über geöffnet und arbeitet die „komplette Gastro von in der Früh bis in der Nacht mit Heizstrahlern (…), ist der Energieverbrauch dementsprechend hoch“, so Schuster. Er appellierte daher an die Betriebe, Heizstrahler restriktiv einzusetzen und den Gästen stattdessen Heißgetränke und Decken anzubieten.

Winterschanigärten in Wien und Salzburg möglich

Was die Öffnung in der Stadt Salzburg betrifft, sei es ohnehin bereits seit Jahren „geübte Praxis“, dass die rund 200 Gastgärten nach 31. Oktober stehen bleiben dürfen, sagt Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP). „Es gibt nur die Auflage, dass fixe Einbauten, etwa Tröge, nach dem 31. Oktober nicht mehr angebracht sein dürfen. Wenn die Schneeräumung kommt, müssen die Tische kurz zur Seite gestellt werden“, so Preuner.

Schanigärten

Gerade in Wien haben Schanigärten eine lange Tradition. Der Begriff geht auf die überlieferte Anweisung eines Wirtes an seinen Gehilfen „Schani (wienerisch für Johann) trag den Garten raus …“ zurück – eine Anspielung auf die Tatsache, dass Schanigärten mobil sind und in unmittelbarer Nähe des Betriebs im Straßenraum aufgestellt werden, wie es in einer Broschüre der Stadt heißt.

Auch in Wien sind bereits seit 2017 kleine Schanigärten auch im Winter möglich. Ab 30. November besteht hier die Möglichkeit einer „kleinen Winteröffnung“, die allerdings gesonderten Bestimmungen unterliegt. So müssen die Wirte für eine Genehmigung für die Monate Dezember, Jänner und Februar einige Auflagen erfüllen, die von genügend Platz für Fußgänger auf dem Gehsteig bis zur Wegräumpflicht der Möbel nach der Sperrstunde reichen. Vor allem aber darf die Fläche des Winterschanigartens meist nicht mehr als zwölf Quadratmeter von der im Sommer genehmigten Fläche auf dem Gehsteig betragen.

Lockerungen der Vorschriften gefordert

Peter Dobcak, Obmann der Fachgruppe Gastronomie in der Wirtschaftskammer Wien, forderte daher Lockerungen der Vorschriften.„Während der Corona-Zeit wurde von uns Unternehmern immer große Flexibilität erwartet. Das erwarte ich mir jetzt auch von der Stadt, bitte hier mit uns gemeinsam zu gehen und die Schanigartensaison über den Winter zu ziehen, denn wir brauchen das einfach“, sagte der Obmann der Fachgruppe Gastronomie in der Wirtschaftskammer Wien, Peter Dobcak, gegenüber „Wien heute“.

Am Dienstag kündigte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) an, dass es den Gastronomen ausnahmsweise ermöglicht werden solle, die Schanigärten offen zu halten – kostenlos. Das Büro des zuständigen Stadtrats Peter Hanke (SPÖ) korrigierte jedoch kurz darauf: Wenn Wiener Gastronomen während des Winters heuer beschließen, ihren Schanigarten offen zu halten, werden für diesen sehr wohl Gebühren verlangt. Nähere Details sollen in den nächsten Tagen verkündet werden.