Eine Schale mit Obst und Gemüse
ORF.at/Dominique Hammer
Bericht

Drittel der Lebensmittel wird verschwendet

Ein Drittel aller weltweit produzierten Nahrungsmittel wird nicht gegessen, sondern wird auf dem Weg zum Konsumenten vernichtet oder landet im Müll. Gleichzeitig verursachen diese verschwendeten Lebensmittel rund acht Prozent der globalen gesamten Treibhausgasemissionen, kritisieren der WWF und die Nachhaltigkeits-NGO WRAP in einem aktuellen Bericht.

Insgesamt werde weltweit jährlich mehr als eine Milliarde Tonne an Lebensmitteln nicht gegessen. Um diese Menge anzubauen, brauche es eine Fläche so groß wie China. Wären Lebensmittelabfälle zudem ein Land, lägen sie mit ihren Treibhausgasemissionen auf dem dritten Platz hinter China und den USA, so WRAP-Direktor Richard Swannell. Das sei „moralisch unverantwortlich und ökologisch rücksichtslos“.

Der Wirtschaft entsteht laut dem Bericht ein jährlicher Verlust von rund 850 Milliarden Euro, und auch die Folgen für Klima und Umwelt sind verheerend. Verwiesen wird dabei nicht nur auf den unnötigen Ausstoß von Treibhausgasen, sondern auch auf den Verbrauch von Wasser und Fläche sowie die Folgen für die Artenvielfalt.

Viel Verschwendung in Haushalten

Allein in der EU gehen jedes Jahr geschätzte 88 Mio. Tonnen Nahrungsmittel verloren bzw. werden verschwendet – das entspricht 20 Prozent der insgesamt produzierten Nahrungsmittel oder 173 Kilogramm pro Person. Fast die Hälfte der Verschwendung entsteht in Haushalten – etwa weil zu große Mengen gekauft werden oder die Lagerung nicht stimmt. Aber auch in der Produktion gehen Lebensmittel verloren: Zum Beispiel, weil diese gar nicht erst geerntet werden, weil genießbare Produkte wegen ihrer Optik vernichtet werden oder weil sie während Transport oder Lagerung verderben.

Biomüll
ORF.at/Lukas Krummholz
Vor allem in reichen Weltregionen werden in Haushalten Lebensmittel verschwendet

Allein in Österreich landet pro Jahr rund eine Million Tonnen Lebensmittel im Müll. Rund die Hälfte davon fällt in Haushalten an. Jeder Haushalt werfe pro Jahr im Schnitt 133 Kilogramm an genussfähigen Lebensmitteln weg, das entspreche einem Wert zwischen 250 und 800 Euro. Besonders oft im Müll landen gemäß dem Bericht noch genussfähiges Brot und Gebäck (28 Prozent) sowie Obst und Gemüse (27 Prozent). Dahinter folgen Milchprodukte und Eier (zwölf Prozent) sowie Fleisch und Fisch (elf Prozent).

Der WWF fordert nun, dass die Lebensmittelverschwendung bis 2030 reduziert und das Nahrungsmittelsystem nachhaltiger gemacht wird. Die Art, wie die Menschheit ihre Lebensmittel produziere, sei „dysfunktional und schädlich“ und eine der „größten ökologischen Gefahren für den Planeten“. Aktuell ist das Ernährungssystem für rund ein Viertel aller Treibhausgasemissionen und 70 Prozent des Süßwasserverbrauchs verantwortlich, so der Bericht. Für die Biodiversität habe die immer größere Inanspruchnahme von Land fatale Folgen.

Deutlicher Beitrag zum Klimaschutz

Eine Reduktion der Lebensmittelverschwendung würde einen deutlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Handlungsbedarf gebe es vor allem bei der Produktion von Fleisch und tierischen Lebensmitteln, auf die im Verhältnis 60 Prozent des Flächenverbrauchs von Lebensmittelabfällen entfalle. Um den Wasserverbrauch zu reduzieren, müsse man vor allem bei der Produktion von Getreide, Obst und Gemüse ansetzen. Eine Minderung der Treibhausgasemissionen ließe sich insbesondere durch Verbesserungen im Anbau von Getreide und Hülsenfrüchten erreichen. Auf diesen Bereich entfallen über 60 Prozent der Emissionen durch Lebensmittelverluste.

Lebensmittel in einem Kühlschrank
ORF.at/Dominique Hammer
Oft hakt es bei der richtigen Lagerung

Der Bericht kritisiert, dass nur zwölf Prozent aller Staaten ihre Lebensmittelverschwendung messen, nur 15 Prozent würden auch Maßnahmen setzen. Gefordert wird, dass die EU bei der Bekämpfung von Lebensmittelverschwendung eine Vorreiterrolle einnimmt. Ein wichtiger Anfang sei es, einen bereits beschlossenen EU-Aktionsplan für mehr Kreislaufwirtschaft rasch in nationales Recht umzusetzen, die Verschwendung von Lebensmitteln EU-weit zu messen und in den kommenden Jahren entsprechende Instrumente zu entwickeln.