Emmanuel Macron
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„Schlächter“ Putin

Macron distanziert sich von Biden-Sagern

Der französische Staatschef Emmanuel Macron hat sich von der Wortwahl von US-Präsident Joe Biden distanziert, der den russischen Präsidenten Wladimir Putin wegen des Angriffskrieges auf die Ukraine einen „Schlächter“ genannt hat. Er würde diesen Begriff nicht verwenden, sagte Macron am Sonntag. Es gelte, „eine Eskalation der Worte wie der Handlungen“ im Ukraine-Krieg zu verhindern.

Biden hatte Putin bei seinem Besuch in Polen angesichts des Leids der ukrainischen Zivilbevölkerung als „Schlächter“ bezeichnet und auch gesagt, dieser dürfe nicht an der Macht bleiben.

Mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine habe Putin einen strategischen Fehler gemacht, sagte Biden. „Ein Diktator, der ein Reich wieder aufbauen will, kann nie die Liebe der Menschen für die Freiheit auslöschen“, sagte Biden. In der Ukraine werde Putin „nie“ einen Sieg erzielen, betonte er. Wenige Stunden vor seiner Rede hatte Biden Putin als „Schlächter“ bezeichnet.

US-Präsident Joe Biden
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In Russland sorgten Bidens Worte für Empörung. Auch der französische Staatschef ging auf Distanz.

Weißes Haus: USA streben keinen Regimewechsel an

Kurz nach Bidens Rede versuchte ein ranghoher Vertreter des Weißen Hauses zu betonen, dass Biden keinen „Regimewechsel“ in Moskau anstrebe. „Die Botschaft des Präsidenten war es, dass es Putin nicht erlaubt sein darf, Macht über seine Nachbarn oder die Region zu haben. Er sprach nicht über Putins Macht in Russland oder einen Sturz der Regierung“, hieß es.

Es wurde darüber spekuliert, ob Bidens Satz so zuvor im Redemanuskript stand oder ob der 79-Jährige ihn spontan hinzugefügt hat. Der Kreml reagierte rasch auf Bidens Aussagen: „Das hat nicht Biden zu entscheiden, der Präsident Russlands wird von den Russen gewählt“, hieß es aus Moskau.

Russischer Präsident Wladimir Putin
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„Schlächter“ und „Diktator“: Biden fand harte Wort für Putin

In Moskau sorgten Bidens Aussagen auch am Sonntag für Empörung. Biden mache mit „erschreckender Regelmäßigkeit“ Äußerungen und Fehler, die schlimmer seien als Verbrechen, sagte der prominente russische Außenpolitiker Konstantin Kossatschow.

Macron sucht Gespräch mit Putin

Macron kündigte indes am Sonntag an, in den nächsten Tagen ein Gespräch mit Putin zu führen, um eine Evakuierungsaktion für die Menschen in der von russischen Truppen eingekesselten Hafenstadt Mariupol organisieren zu können. Das müsse nun sehr schnell erfolgen.

Selenski: Ukraine braucht mehr Waffen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenski sagte am Sonntag in einer Videoansprache, die Ukraine brauche mehr Waffen, „um nicht nur die Ukraine, sondern auch andere osteuropäische Länder zu schützen“. An die NATO richtete der ukrainische Präsident scharfe Worte: „Was macht die NATO? Wird sie von Russland gelenkt? Worauf warten sie? Es sind jetzt 31 Tage vergangen. Wir fordern nur ein Prozent dessen, was die NATO hat, mehr nicht“, sagte Selenski.

Biden hatte der Ukraine am Samstag erneut die umfassende Unterstützung der USA zugesagt: „Wir sind an eurer Seite.“ Der US-Präsident traf am Samstag erstmals seit Beginn des Ukraine-Kriegs hochrangige Vertreter der Regierung in Kiew. Die US-Vertreter hätten bei dem Treffen mit Außenminister Dmytro Kuleba und Verteidigungsminister Lloyd Austin ein „Bekenntnis zur Souveränität und territorialen Integrität der Ukraine“ abgelegt, sagte ein Sprecher.

Ukrainische Städte unter Beschuss

Die Angriffe der russischen Armee auf ukrainische Städte gehen weiter.

Einen möglichen Strategiewechsel Russlands zog Biden in Zweifel. Er sei „nicht sicher“, ob Russland seine Strategie in der Ukraine geändert hätte, sagte Biden. Der russische Vizegeneralstabschef Sergej Rudskoj hatte erklärt, die Armee werde sich künftig auf die „Befreiung“ der Donbass-Region in der Ostukraine konzentrieren.