Warten auf den Scoop
Die Samples der bisher veröffentlichten Meinungsumfragen haben Schwankungsbreiten zwischen drei und fünf Prozent. Wer will und kann da behaupten, dass das Rennen schon gelaufen ist. Kleine Stichproben bringen unscharfe Rohdaten, und beim Hochschätzen orientiert man sich dann vielleicht eher am Meinungsbild, das schon auf dem Markt ist. Um nicht in Erklärungsnöte zu kommen. Ein möglicher Stimmungswandel bleibt aus diesem Grund dann oft lange unentdeckt. Und so kommt es zu Überraschungen, die eigentlich keine sind – weil sie messbar gewesen wären, wenn man denn wirklich gemessen hätte.
Das Kopf-an-Kopf-Gespenst
So geschehen bei der Nationalratswahl 2002, bei der es die FPÖ zerbröselt hat. Die veröffentlichten Umfragen suggerierten bis zuletzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen SPÖ und ÖVP, am Ende lag die Schüssel-ÖVP dann sechs Prozentpunkte vorne. Bei der Nationalratswahl 2006 war es umgekehrt, da lag die ÖVP in den Umfragen beharrlich vor der SPÖ, hat sich aber mit dem Schüssel-Wohlfühl-Wahlkampf verrechnet und ist hinter die Sozialdemokraten zurückgefallen.
Einen Scoop - also ein Ereignis, das alles auf den Kopf stellt - hat es in dem Fall gar nicht gebraucht. Aber gerade in der Intensivphase eines Wahlkampfs kann so etwas immer passieren - und vier Wochen sind in der Hinsicht eine lange Zeit. Davon kann die ÖVP gerade ein Lied singen, die sich bei ihrer Wahlkampf-Klubklausur mit angeblichen schwarzen Kassen aus der Schüssel-Ära herumschlagen muss.
Publiziert am 29.08.2013