Blog, 30.9. Stefan Kappacher, Ö1-Innenpolitik

Wahlkampfmodus: Aus

Nach sechs Wochen intensivem Wahlkampf ist es schwierig, wieder herunterzukommen. Für einen wie Josef Cap, der sogar nach einmal Überschlafen des Wahlergebnisses im Montag-Morgenjournal noch im Wahlkampfmodus war, sowieso. Aber auch für die, die nur über den Wahlkampf berichtet haben. Zeit für die Abkühlphase.

Wir haben gesehen, dass SPÖ und ÖVP nach Auszählung der Briefwahlstimmen zusammen an die 350.000 Stimmen verloren haben werden. Wir haben auch gesehen, dass die SPÖ einen großen Teil ihrer Wähler von 2008 an die Nichtwähler verloren haben. Dass der Abstand zwischen SPÖ und ÖVP geschrumpft (!) ist. Und dass die ÖVP und die Grünen die neue pinke Parlamentsfraktion mit wichtigen Stimmen gespeist haben - ungefähr die Hälfte der NEOS-Stimmen kommen von diesen beiden Parteien. Wir haben gehört, dass sich die Grünen dennoch über das gemessen an den Erwartungen wieder einmal magere, aber historisch beste Wahlergebnis freuen.

Der Treichl und die ÖVP

Uns ist nicht entgangen, dass NEOS in Vorarlberg auf 13 Prozent gekommen ist und in manchen Wiener Bezirken auf noch mehr - besonders auf Kosten der ÖVP. Wir haben den Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner förmlich um seine Absolute zittern gehört, die er nächstes Jahr wohl nicht mehr sehr leicht verteidigen wird. Und wir haben gehört, dass Erste-Bank-Chef Andreas Treichl, ein in der Wolle gefärbter Schwarzer, nicht weiß, warum er eigentlich noch die ÖVP gewählt hat.

Der ominöse Rechtsruck

Wir haben gesehen, dass die Strache-FPÖ als die längst etablierte Partei der jungen Arbeiter wieder dabei ist, ihr Potenzial richtig auszuschöpfen. Wir haben das BZÖ sterben gesehen. Wir haben Frank Stronach an sich selbst scheitern gesehen. Und wir sind, anders als das benachbarte Ausland, nicht alarmiert - und sprechen nicht von Rechtsruck. Auch nicht angesichts der Tatsache, dass die Steiermark auf der bundespolitischen Landkarte blau eingefärbt geworden ist. Da ist eine hausgemachte Saat auf einem Boden aufgegangen, der die FPÖ immer schon gut gedeihen ließ.

Umfragen lagen richtig

Wir wollen aber auch festhalten, dass die Meinungsumfragen das Wahlergebnis zuletzt ziemlich genau abgebildet haben. Wir waren nicht wirklich überrascht, auch wenn uns das wie die meisten Beobachter in eine gewisse Ratlosigkeit stürzt. Den ersten Rücktritt einer Ministerin gibt es schon, weitere werden folgen. Darauf würden wir wetten.

Was wollen wir wetten

Auf alles andere, ob Rot-Schwarz mit pinkem Zuckerguss kommt oder doch irgendein Bündnis mit den Grünen für die Verfassungsmehrheit, darauf eher nicht. Und schon gar nicht auf interessante Persönlichkeiten von außen in der Regierung, vielleicht sogar unabhängige - zur Blutauffrischung, die natürlich dringend notwendig wäre. Aber wir sind gespannt, wie es weitergeht. So gespannt, dass wir gern weiterbloggen würden. Hier nicht, das verbietet die Medienbehörde.

Aber vielleicht an anderer Stelle. Sondierungsmodus: Ein.