Blog, 10.9. Julia Ortner, ZiB 2-Redakteurin

Sag‘s durchs Taferl

Kampfkärntnerisch und Taferln, das ist also der neue TV-Wahlkampfstyle von Eva Glawischnig. Wenn Jörg Haider das noch erlebt hätte, die superkorrekten Grünen als Nachahmer seiner plakativen Ideen. Und auch wenn Glawischnig beim Zücken des ersten Taferls bei den ORF-Konfrontationen gestern ein bisschen wie eine Musterschülerin ausgesehen hat, die was auswendig Gelerntes runtersagt – die Grünen sind jetzt auch so richtig im Populismus angelangt. Und warum auch nicht.

Populismus gibt es in der heutigen politischen Landschaft ja nicht naturgesetzmäßig nur rechts, also dort, wo Heinz-Christian Strache mit seinen Asylbetrügern Stimmung macht; sondern auch in der Mitte, also dort, wo sich SPÖ und ÖVP sehen: Die Roten mit ihren Gerechtigkeitsparolen in der Wirtschaftskrise, die Schwarzen mit ihren Leistungsslogans über die Tüchtigen, die in der Früh brav aufstehen und arbeiten gehen. So was kommt beim Volk gut an. Und das wollen nun auch die Grünen. Endlich breiter werden, endlich Mainstream werden, um endlich in eine Bundesregierung kommen zu können. Das ist legitim.

Die Attacke als Schlusspointe

Bleibt nur die Frage, wie man sich im Spiel um die Gunst des Volkes verhält. Werner Faymann gestern mit dem Taferl über die fragwürdige Wahlplakatfinanzierung der SPÖ ausgerechnet am Ende eines größtenteils entspannten Gesprächs quasi im Hinausgehen voll zu attackieren, war strategisch schlau von Glawischnig – und wieso sollen die Grünen nicht auch endlich strategischer werden? Doch politisch mutiger wäre es schon gewesen, das Schildchen vorher in der Debatte zu ziehen. Und dann mit dem Kanzler eine richtige Debatte über saubere Politik zu führen, sich vielleicht auch einmal konstruktiv zu streiten. Nur wer braucht schon einen anständigen Diskurs, wenn man im Fernsehen eine gute Schlusspointe setzen kann. Das haben wir ja auch schon bei Jörg Haider gelernt.