Blog, 11.9. Rosa Lyon, ZiB-Innenpolitik

Yes we can (do social media too)

Die berühmten E-Mails von Obama, seine Videobotschaften und die seiner Frau, das war nur der Anfang. Twitter, Facebook, das Dashboard – Obama hat vorgemacht, was Wahlkampf im Internet alles kann. Auch hierzulande produziert so manche Partei Videos fürs Netz und Apps für Smartphones. Wer aber schreibt die Facebook-Postings?

Facebook und Twitter für den Wahlkampf zu nutzen, gehört heutzutage selbstverständlich dazu. Wer aber bedient all diese Kanäle? Wie viel Geld stecken die Parteien in den Online-Wahlkampf und was stellt sie in den Untiefen des Internets vor die größten Herausforderungen?

Alle neun österreichweit wahlwerbenden Parteien haben von mir die gleichen acht Fragen zugesandt bekommen. Mehr als eine Woche und einige Telefonate später haben alle geantwortet. Auf die Frage, was im Netz die größte Mühe bereitet, betonen Grüne und NEOS, sich im Netz wie Fische im Wasser zu fühlen. Aber das Tempo, da Online-Kommunikation „immer hier und jetzt“ stattfinden muss, das mache ihnen schon zu schaffen.

Die Kommunikationsflut bewältigen und „richtig mit Kampfpostern und Shitstorms umgehen“ – damit hat die ÖVP zu kämpfen. Im Wahlkampf mit dem „erhöhten Aufkommen von so genannten Trollen“ und daher mit Beschimpfungen und Untergriffen umzugehen, das gibt die SPÖ als größte Online-Mühe an.

Das BZÖ sieht in den sozialen Medien „die immerwährende Gefahr, durch hetzerische Postings in ein falsches Licht zu geraten“. Die Tendenz, Bezahlmodelle einzuführen, die sich die Piraten nicht leisten können, mache ihnen zu schaffen; der FPÖ wiederum „das unbegründete Sperren durch Facebook und das Beantworten von sehr vielen Fragen wie diesen“. Gar keine Mühe wollen Team Stronach und KPÖ im Netz haben.

Auf der Suche nach den Social-Media-Strategen

Wer ist bei Ihnen für die Social-Media-Strategie verantwortlich? Die Wahlkampfleiter – so die Antwort beinahe aller Parteizentralen. Wer aber twittert, postet und programmiert? Da will sich keiner so recht in die Karten schauen lassen. Sehr unterschiedlich jedenfalls die Angaben über die Anzahl der Menschen, die die sozialen Netzwerke betreuen:

Sozialdemokratische Partei Österreichs: „Sechs Personen.“

Österreichische Volkspartei: „Im Haus zehn bis zwölf Personen, zusätzlich sind Abgeordnete, Generalsekretär, Funktionäre und Freiwillige auf allen Ebenen und in allen Regionen im Einsatz.“

Freiheitliche Partei Österreichs: „Drei.“

Die Grünen: „In der Grünen Wahlkampfzentrale am Rooseveltplatz arbeiten aktuell fünf Personen im Online- und Socialmedia-Bereich. Darüber hinaus arbeiten und engagieren sich sehr viele Grüne und ehrenamtliche AktivistInnen in ganz Österreich. Diese Frage ist daher für die Grünen nicht letztgültig beantwortbar, da eben eine Vielzahl an Grünen MandatarInnen und AktivistInnen im Social Web unterwegs sind. Als Partei ohne Personenkult fokussiert die Partei auch nicht auf eine einzelne Seite, sondern kommuniziert ihrer Kultur entsprechend sehr basisdemokratisch und dialoghaft über viele Kanäle.“

BZÖ: „Zwei - auch Parteichef Bucher beantwortet teilweise Fragen über Facebook persönlich.“

Team Frank Stronach: „Fünf in der Bundesorganisation, wobei wir in unterschiedlichen Schichten arbeiten, da unsere Angebote auf Bundesebene auch abends und am Wochenende betreut werden. In den Bundesländern entscheiden das die Verantwortlichen eigenständig.“

NEOS Das neue Österreich und Liberales Forum: „Es gibt einen hauptamtlich angestellten Mitarbeiter, der alle Social Media Kanäle betreut. Wir bauen jedoch auch auf unsere Kandidaten, die ihre jeweils eigenen Seiten betreuen und online besonders aktiv sind. Der ganze Online-Bereich wird zusätzlich noch von zwei Halbzeit-Angestellten und vielen ehrenamtlich Engagierten betreut.“

Piratenpartei Österreichs: „Derzeit befassen sich rund fünf Menschen mit unserem Facebook-Auftritt, Google+ wird von einer Person betreut und Twitter von drei Personen. Zusätzlich sind aber natürlich viele weitere Mitglieder und Sympathisanten in den diversen sozialen Netzwerken aktiv und verbreiten dort Informationen über uns, Social-Media-Content, etc.“

Kommunistische Partei Österreichs: „Fünf ehrenamtlich tätige Personen.“

Über Geld spricht man nicht (so gern)

So wollen SPÖ und Team Stronach nicht angeben, wie viel sie für den Wahlkampf im Netz ausgeben. Wesentlich weniger jedenfalls als für klassische Werbemittel. Wenig auskunftsfreudig zeigen sich hier auch Neos: 15% des Medienbudgets, wobei ungeklärt bleibt, wie hoch das Medienbudget ist. Ähnlich die FPÖ, die etwa 15% des Gesamtbudgets für Online-Aktivitäten ausgeben will.

Das BZÖ gibt „circa 10.000 Euro für Personal- und Sachaufwand“ an. Rund 10 Prozent des Gesamtbudgets, das mit sieben Millionen begrenzt ist, heißt es aus der ÖVP. Die Grünen budgetieren 529.000 Euro – bei dem aktuell geplanten Gesamtbudget von 4,4 Millionen Euro seien das knapp 12 %. Die KPÖ will sicher nicht mehr als 2.000 Euro ausgeben - was rund zwei Prozent des Gesamt-Wahlbudgets entspricht.

Die Piraten haben derzeit versuchsweise ein Budget von 200 Euro für Facebook-Promotion vorgesehen, von insgesamt 15.000 Euro Wahlkampfbudget. Ob und wie die Piraten diese 200 Euro einsetzen werden, sei noch nicht entschieden.