Blog, 21.9. Hans Bürger, Leiter ZiB-Innenpolitik

Auch Kleine können groß werden

Welch banale Erkenntnis ... im Jahr 2013 vielleicht. Doch blicken wir einmal 30 Jahre zurück: Da war das unmöglich. Rot und schwarz erreichen bei der Nationalratswahl 1983 zusammen 90,8 Prozent der Stimmen.

Für Kanzler Bruno Kreisky sind die 47,60 Prozent für die SPÖ eine „so große Enttäuschung“, dass er nicht mehr weitermachen will und wird. Damals konnten „Kleine“ in Österreich nicht groß werden. Erst drei Jahre später gelingt es einem einzigen Politiker in Österreich, eine Kleinpartei sukzessive zu einer mittelgroßen Partei mit Eloquenz aufzublasen, bis sie 1999 sogar zweitstärkste Partei in Österreich wird.

Einmal noch gelingt SPÖ und ÖVP ein Revival, 2002 – nach Knittelfeld – gehen sich zusammen nochmals fast 80 Prozent der Stimmen aus, doch dann ist es vorbei. Zwischen 1983 und 2008 verlieren rot und schwarz 35 Prozentpunkte an Wählerzustimmung, die 55 Prozent der Nationalratswahl 2008 sind ein historisches Tief.

Mittlerweile (seit 2006) sind auch die Grünen (damals auch schon 20 Jahre im Parlament) eine Mehr-als-10-Prozent–Partei, und das rechte Lager ist zwar zerstritten, aber mit insgesamt mehr als 28 Prozent der Wähler (FPÖ plus BZÖ) bei der Nationalratswahl 2008 so stark wie nie zuvor in der Zweiten Republik.

Doch als wenige Tage später Jörg Haider stirbt, gilt in Österreich nichts mehr, was bis zum Oktober 2008 Österreichs politisches System ausgemacht hat.

Alles ist möglich

Jetzt ist alles möglich. Das ewige „Gesudere“, dass rot und schwarz das Land dominieren, stimmt in einigen Institutionen, die zum Teil selbst daran schuld sind – in den Köpfen vor allem der jüngeren Wähler (bis 40 und sogar noch darüber) ist die Wahlwelt längst eine andere.

Am 29. September könnten zum ersten Mal in der Geschichte der Zweiten Republik SPÖ und ÖVP eine absolute Mehrheit verfehlen, wahrscheinlich ist es nicht, möglich ist es.

Polit-Star gesucht

Dabei wäre die Situation für die beiden bisherigen „Großen“ wohl noch viel dramatischer, hätten die Neuen eine tatsächlich charismatische Figur an der Spitze. Wie sonst ist es zu erklären, dass sich – wie auch Kollege Stefan Kappacher in seinem Blog schreibt - die Österreicherinnen und Österreicher so sehr einen Polit-Star herbei wünschen: Noch jede/r vierte vermisst Jörg Haider, gar 42 Prozent Alexander van der Bellen.

Stellen Sie sich vor, NEOS, Piraten oder die KPÖ hätten einen TV-Liebling an der Spitze – unabhängig davon, ob das den Inhalten der Politik überhaupt dienlich wäre.

Die drei „M"s

Wie auch immer. Am Sonntag treten die tatsächlichen Chefs dieser Parteien auf. Die drei „M“s: Mirko (Messner) von der KPÖ, Matthias (Strolz) von den NEOS und der „Pirat“ Mario (Wieser), der zuerst gar nicht kommen und seinen Kollegen Clay schicken wollte. Sonntag, 22. September 2013, 11.05 Uhr, live in ORF 2, eine Sendung des tollen Teams rund um Robert Stoppacher, moderiert vom Verfasser dieser Zeilen.

Im Anschluss daran das "Hohe Haus“ vom Team rund um Fritz Jungmayr, moderiert von Patrica Pawlicki, die ein spritziges Interview mit Günther Stummvoll von der ÖVP und Georg Vetter vom Team Stronach führen wird.

Und am Abend dann der souveräne und stets lockere Tarek Leitner mit einem „Im Zentrum spezial“ zur Frage „Fluch oder Segen - Wie viel EU braucht Österreich?“. Wieder eine Produktion des Diskussionsteams der Aktuellen TV-Information, das auch für die tolle Vorbereitung der TV-Duelle mit Ingrid Thurnher verantwortlich zeichnet. Zu Gast in dieser Diskussion direkt nach einer ZIB2-spezial zur deutschen Wahl:

  • Josef Cap, Klubobmann SPÖ
  • Karlheinz Kopf, Klubobmann ÖVP
  • Andreas Mölzer, EU-Abgeordneter FPÖ
  • Ulrike Lunacek, EU-Abgeordnete „Die Grünen“
  • Herbert Scheibner, stv. Klubobmann, BZÖ
  • Kathrin Nachbaur, Team Stronach

Mehr Politik im ORF geht nicht. Echt nicht ... Sie müssen nur noch wählen.