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Julia Ortner, ZIB 2-Redakteurin , 26.5.

Wenn die Coolen uncool werden

Der pinke Panther ist ein bekannter Obermotivator, ihm ist nichts Menschliches fremd. Also auch nicht die Enttäuschung. „Heute ist nicht alle Tage, ich komm wieder, keine Frage“, sagt Matthias Strolz gestern bei der EU-Wahlparty zu seinen leicht gefrusteten NEOS, auch zur Selbstmotivation.

Seine Truppe schafft acht Prozent bei ihrem erst zweiten Antreten, liegt um einiges besser als bei der letzten Wahl – und man ist allen Ernstes genauso enttäuscht vom eigenen Abschneiden wie manche Politikauskenner, die jetzt sagen: Pinker Höhenflug, schon wieder vorbei.

„Der Hype ist vorbei und das ist gut so“, sagt auch Strolz am Tag nach der EU-Wahl und klingt natürlich gar nicht so, als würde er das so gut finden. Hohe Erwartungen sind auch in der Politik nie eine gute Strategie. Sobald man sie nicht erfüllt, sagen die anderen ja schnell: Da schrumpft jemand auf seine natürliche Größe.

Aber dass man sich selbst runtermacht, obwohl man ganz gut abschneidet, nur eben nicht super – das ist politisch ungeschickt. Und da könnten die NEOS von den Fehlern einer anderen Partei lernen, die sich immer gerne in öffentlicher Enttäuschung geübt hat.

Die Grünen haben es ja regelmäßig geschafft, sich ordentliche Ergebnisse trotz Zugewinnen selbst schlechtzureden: Die FPÖ schon wieder vorne, schon wieder „arschknapp daneben“ (Copyright Alexander Van der Bellen), schon wieder nicht in der Bundesregierung.

Immerhin, die Grünen haben dank ihrer Regierungsbeteiligungen in den Ländern die alten Enttäuschungsrituale langsam überwunden – da hat der leichte Hang zum wohltemperierten grünen Populismus wohl auch geholfen.

Zuerst etwas Neues hochjazzen und dann gerne ein bisschen niedermachen, das besorgen ohnehin die üblichen professionellen Beobachter. Ein Grundmotiv, das man jetzt wieder an den NEOS beobachten kann. Dabei kommt den Neuen ausgerechnet ihre Offenheit in die Quere, die sie ja sonst „so erfrischend“ von den anderen Parteien abhebt, wie es im Journalistensprech heißt.

Nur in der Stunde der Wahrheit, da sind die betont coolen Neuen dann ziemlich uncool. In puncto Gelassenheit könnten sie sich jedenfalls ein bisschen etwas von den etablierten Politikern abschauen. Die fühlen sich am Wahltag ja immer irgendwie als Gewinner, egal, wie das Ergebnis wirklich aussieht – Selbstkritik, ein Fremdwort.

Die Politiker, das sind die anderen. Dieses NEOS-Credo könnte Matthias Strolz ja auch so erweitern: Selbstreflexion ja, Selbsterniedrigung nein.