Istanbul: Marsch zum Frauentag mit Tränengas gestoppt

Die Istanbuler Polizei hat gestern Abend einen großen und friedlichen Marsch zum Internationalen Frauentag mit Tränengas und Barrieren gestoppt. Videos und Fotos auf oppositionellen türkischen Medienwebsites wie T24, Evrensel und Dokuz8Haber zeigten hustende Menschen, die sich in Gebäudeeingänge und Seitengassen flüchteten.

Türkische Demonstranten vor einer Wand aus Polizisten
APA/AFP/Ozan Kose

Auch die große Zeitung „Cumhuriyet“ berichtete, dass Tränengas eingesetzt worden sei. Einigen Videos in den Sozialen Netzwerken zufolge schossen Polizisten Gummigeschoße vor und gegen die Füße von Demonstranten.

Die Behinderung kam unerwartet. In den vergangenen Jahren hatten die Behörden die Märsche für Frauenrechte und gegen männliche Gewalt selbst während des Ausnahmezustands nach dem Putschversuch von 2016 erlaubt. Von der Polizei gab es zunächst keine Stellungnahme.

Straßen gesperrt

Die größte Demonstration zum Frauentag in der Millionenstadt Istanbul zieht normalerweise die Istiklal-Einkaufsstraße hinunter. Diesmal hatte die Polizei die Straße, die am Taksim-Platz beginnt, schon früh am Abend und weit oben abgesperrt. Auch einige U-Bahn-Stationen an der Istiklal-Straße waren gesperrt.

Eine Weile sangen und tanzten die mehrheitlich weiblichen Demonstranten an den Barrieren und forderten in Sprechchören, durchgelassen zu werden. Dann griff die Polizei ein und begann, sie auseinanderzutreiben. Kleinere Protestaktionen gingen später in Seitenstraßen und anderen Stadtteilen weiter. In der Hauptstadt Ankara durfte ein ähnlicher Protestmarsch ungehindert stattfinden.