Tausende protestieren in Budapest für Freiheit der Theater

„Für freie Theater und unabhängige Kultur“ demonstrierten gestern Tausende in der Budapester Innenstadt. Der Protest richtete sich gegen die rechtsnationale Regierung von Premier Viktor Orban und deren Verletzung der Autonomie der Theater mit einer geplanten Gesetzesänderung, betonten die Organisatoren vom Unabhängigen Verband der Vortragskünstler.

Großdemo in Budapest
APA/AFP/Attila Kisbenedek

Die Politik dürfe sich nicht in das Leben der Theater einmischen, betonten die Redner, dabei habe die Welle der Zentralisierung der Orban-Regierung nach Bildung und Wissenschaft nun auch die Kultur erreicht. Tamas Jordan, Theaterdirektor aus Szombathely, forderte „jeden Ungarn mit reinem Gewissen“ auf, für die Kultur einzutreten, denn „Feigheit ist das größte Verbrechen“.

Die Schauspielerin Andrea Fullajtar vom Budapester Theater Jozsef Katona kritisierte, dass das Recht der Einmischung des Staates die souveräne Tätigkeit der Theater nachhaltig gefährde und keine fachliche Konsultation von Theatervertretern stattgefunden habe.

Kritik an „Gulasch-Napoleon“

Der neue oppositionelle Budapester Oberbürgermeister Gergely Karacsony erinnerte daran: Die Bühne, das Theater gehörten nicht der Politik, sondern den Künstlern, dem Publikum.

„Das Regime von Viktor Orban will alle Stimmen ersticken, die sich die Wahrheit zu sagen trauen“, kritisierte der Schriftsteller Gergely Peterfy im Vorfeld der Protestaktion. Orban sei der „Gulasch-Napoleon“, dem nach der Schlappe seiner FIDESZ-Partei bei den Kommunalwahlen der „Kragen platzte“. Nun sei Orban auf Rachefeldzug gegen die engagiertesten Verteidiger der Freiheit, gegen Künstler, gegen all jene, die „mit Worten arbeiten“.

Einzelne Maßnahmen wieder aus Gesetzesentwurf entfernt

Unter dem Druck der Proteste hat die Regierung inzwischen laut Medienberichten einzelne geplante Maßnahmen aus dem durchgesickerten Regierungsentwurf entfernt, wie das Vetorecht des zuständigen Ministers bei Ernennung von Theaterdirektoren und das Verbot der Unterstützung unabhängiger Theater.

Vertreter der Theater bezeichneten das als Anzeichen dafür, dass die Regierung von den Protesten getroffen werde. Zudem hätten mehr als 50.000 Unterstützer eine Petition gegen die Zerschlagung des kulturellen Lebens unterzeichnet. Unklarheit herrsche jedoch angesichts der Ernennung von Direktoren von Theatern der Kommunen.

Trotz des Rückziehers der Regierung sollen die Proteste laut Organisatoren bis zur Rücknahme des gesamten Gesetzesentwurfs fortgesetzt werden. Dieser soll jedoch bereits morgen mit der Zweidrittelmehrheit der Regierungspartei FIDESZ im Parlament verabschiedet werden.