Computer und Dokumente in Slowakei beschlagnahmt

Auf der Suche nach Schuldigen für rasch zunehmende CoV-Infektionszahlen in der Slowakei haben Polizisten in einem Seniorenheim nahe Bratislava gestern Computer und Dokumente beschlagnahmt. Zuvor hatte der neue konservative Regierungschef Igor Matovic eine Bestrafung jener Person gefordert, die das Virus in das Seniorenheim eingeschleppt habe. Ohne konkrete Beweise zu nennen, hatte er den Verdacht geäußert, ein Mitarbeiter des Seniorenheims könnte das Virus von einem Auslandsurlaub mitgebracht haben.

Die Slowakei verzeichnete bis gestern 1.089 bestätigte Infektionsfälle mit dem Coronavirus und elf Todesopfer infolge von Covid-19. Bis vor wenigen Tagen war die Zahl der Toten offiziell noch mit nur zwei und die Infiziertenzahl mit einigen Hundert angegeben worden, was auch an der relativ geringen Zahl von Tests lag. Zudem zählt die Slowakei nur solche Gestorbene als Covid-19-Opfer, bei denen keine weitere Todesursache nachgewiesen werden kann.

Liberale Medien kritisieren, dass der als oppositioneller Skandalaufdecker populär gewordene Matovic auch in seiner Rolle als Regierungschef die Gesellschaft spalte. Sie werfen ihm vor, mit emotionalen Schuldzuweisungen zu arbeiten, statt konstruktive Sachpolitik zu betreiben. Unter anderem hatte Matovic wiederholt davor gewarnt, dass infizierte Angehörige der Roma-Minderheit die restliche Bevölkerung anstecken könnten.