US-Regierung kauft Remdesivir-Produktion weitgehend auf

Die US-Regierung hat sich einen Großteil der bis September anvisierten Produktionsmenge des Coronavirus-Mittels Remdesivir gesichert. Eine entsprechende Vereinbarung mit dem Biotech-Unternehmen Gilead Sciences sieht laut US-Gesundheitsministerium den Erwerb von Wirkstoffdosen für mehr als 500.000 Behandlungen vor. Das entspreche 100 Prozent der geplanten Produktionsmenge für Juli sowie jeweils 90 Prozent für August und September.

„Es bleibt nichts für Europa“

Zu der Frage, ob durch die Vereinbarung die Versorgung mit dem Wirkstoff in Europa gefährdet sei, wollte sich ein Gilead-Sprecher auf Anfrage nicht äußern. Pharmaexperte Andrew Hill von der britischen Universität Liverpool sagte laut „Guardian“: „Sie (die USA) haben Zugriff auf einen Großteil des Medikaments, also bleibt nichts für Europa.“

Erst vergangene Woche hatte die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) eine Zulassung für das Mittel mit dem Handelsnamen Veklury unter Auflagen in Europa empfohlen. Eine Entscheidung durch die EU-Kommission wird noch diese Woche erwartet.

Remdesivir wurde ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelt, zeigte aber eine zu geringe Wirkung. Es ist bisher in keinem Land der Welt uneingeschränkt als Medikament zugelassen.

In Österreich bei Härtefällen in Verwendung

Remdesivir besitzt zwar einen Effekt auf die Dauer einer Covid-19-Erkrankung. Eine Verringerung der Mortalität von Patienten ist bisher nicht nachgewiesen. Wissenschaftler haben mehrfach darauf hingewiesen, dass diese antivirale Therapie am ehesten früh eingesetzt werden sollte. Bei schwerstem Krankheitsverlauf sei keine Wirkung mehr zu erwarten, weil dann immunologische und entzündliche Komplikationen im Vordergrund stehen.

In Österreich wird Remdesivir im Rahmen eines „Compassionate Use“-Programms, also bei Patienten und Patientinnen in besonders schweren Krankheitsfällen, die mit zugelassenen Arzneimitteln nicht zufriedenstellend behandelt werden können, an spezialisierten Krankenhausabteilungen verwendet.

Ein Engpass ist derzeit nicht in Sicht. Clemens Schödl, Gilead-Österreich-Chef, sagte heute: „Wir haben noch Ware aus diesem ‚Compassionate Use‘-Programm, die nicht ‚angegriffen‘ wurde. Wir haben auch an die Universitätsklinik in Graz und an das Wiener AKH geliefert. In der derzeitigen Situation sind wir gut aufgestellt.“

Anschober sieht EU „sehr gut aufgestellt“

Schödl: „Gilead arbeitet mit der EU-Kommission an einem zentralen Beschaffungssystem für Remdesivir für Europa.“ In Österreich könne in Zukunft die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) das weitere Management übernehmen. Man stehe seit Monaten auch in Kontakt mit dem Gesundheitsministerium.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sagte zu der aktuellen Situation des Remdesivir-Vertrags der US-Regierung heute: „Das ist so ein Ding, wie es (US-Präsident Donald, Anm.) Trump eben versucht. Wir haben uns aber in der EU sehr gut aufgestellt, was die Impfungen und die Medikamente betrifft.“