Amnesty: „Entsetzliche“ Hinrichtungswelle in Ägypten

Amnesty International (AI) hat eine „entsetzliche“ Hinrichtungswelle in Ägypten angeprangert. Allein im Oktober und November seien in dem nordafrikanischen Land mindestens 57 Männer und Frauen hingerichtet worden, erklärte die Menschenrechtsorganisation heute.

Das seien fast doppelt so viele Hinrichtungen gewesen wie im gesamten vergangenen Jahr. In einigen Fällen seien die Todesurteile nach „grob unfairen Massenprozessen“ vollstreckt worden, so der AI-Experte Philip Luther.

Die Menschenrechtsorganisation geht davon aus, dass die Zahl der Hinrichtungen noch höher ist. Die ägyptischen Behörden veröffentlichten keine Statistiken zur Zahl der Hinrichtungen oder der Häftlinge im Todestrakt. Vor einer Hinrichtung würden auch nicht die Familien und Anwälte der Verurteilten informiert.

Vorfall in Tora-Gefängnis als Auslöser?

Nach AI-Angaben berichteten regierungsnahe ägyptische Medien über mehr als 30 weitere Hinrichtungen im Oktober und November. Diese Angaben konnten von AI nicht unabhängig überprüft werden. Die Hinrichtungswelle begann laut AI nach einem Vorfall im berüchtigten Tora-Gefängnis bei Kairo. Bei einem Ausbruchsversuch waren im September mehrere Polizisten und Häftlinge getötet worden.

Im Oktober hatte bereits die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch gesagt, allein in der ersten Oktober-Hälfte seien in Ägypten 49 Todesurteile vollstreckt worden. Amnesty und Human Rights Watch forderten die ägyptischen Behörden auf, die Hinrichtungen sofort zu stoppen. Amnesty kritisierte zudem die „ungezügelte“ Folter in ägyptischen Gefängnissen.