Slowenien weist „pauschale“ Kritik an Atomkraft zurück

Slowenien wünscht sich im Streit um das Atomkraftwerk Krsko mehr Sachlichkeit von Österreich. Zwar verstehe Ljubljana die Sorgen des Nachbarlandes wegen der Atomkraft, „aber mit Pauschalurteilen und Stereotypen, wonach es sich um ein zweites Tschernobyl handelt, kann man keine argumentative Diskussion führen“, sagte Sloweniens Botschafter Aleksander Gerzina im APA-Interview. Zugleich warnte er vor irreparablen Schäden wegen des Konflikts westlicher und östlicher EU-Staaten.

„Die Zeiten haben sich geändert, es gab eine Modernisierung der Atomkraft, und sie ist eine der saubersten Energieformen“, betonte der seit Anfang Juli amtierende Missionschef in Wien. Mit Blick auf die Kritik am slowenischen Regierungschef Janez Jansa versicherte Gerzina, dass die Regierung in Ljubljana die aktuelle EU-Ratspräsidentschaft „sehr ernst“ nehme.

Vergleiche zwischen Slowenien und Ungarn seien unangebracht. In den bilateralen Beziehungen will er sich insbesondere einer engeren Kooperation von Österreich und Slowenien auf EU-Ebene widmen. Die beiden Länder könnten helfen, den bedrohlichen Riss zwischen den westlichen und östlichen EU-Staaten zu kitten, so Gerzina.

AKW Krsko: Bedenken werden „sehr ernst“ genommen

Die jüngste Entscheidung der slowenischen Regierung zum AKW Krsko „ist noch keine Entscheidung für den Bau eines zweiten Reaktorblocks“, betonte Gerzina. Es handle sich erst um die Einleitung des Verfahrens für die Umweltverträglichkeitsprüfung, an der auch Österreich „aktiv“ beteiligt sei. „Wir sind noch ganz am Anfang eines Prozesses, der ziemlich lang sein wird.“

Slowenien nehme die österreichischen Bedenken „sehr ernst“, versicherte der Botschafter. Zugleich kritisierte er die „Pauschalurteile“ und die „automatische Ablehnung“ von Atomenergie, die sofort in Verbindung mit der Katastrophe von Tschernobyl gebracht werde, „als vor 35 Jahren in einem veralteten Kraftwerk ein Reaktor explodiert ist“.

1.400 Windkraftwerke als Ersatz nötig

Gerzina argumentierte, dass das AKW Krsko 40 Prozent des slowenischen Strombedarfs abdecke. Kalorische Kraftwerke würden die Umwelt verschmutzen, für neue Wasserkraftwerke gebe es in Slowenien kaum noch Kapazitäten, und auch für alternative Energiequellen brauche man „Reserven“, weil Wind und Sonne nicht immer verfügbar seien.

Zwar setze Slowenien ungeachtet des AKW-Projekts auf alternative Energieträger. Doch wären 1.400 Windkraftwerke nötig, um Krsko zu ersetzen. Derzeit seien es zwei, wobei Neubauten durch Naturschützer gebremst würden. Gerzina wies weiters darauf hin, dass Österreich vor allem in den Herbst- und Wintermonaten Energie importieren müsse, „auch aus Slowenien“. „All diese Dinge sollte man berücksichtigen, wenn man von der Atomkraft spricht.“