Bastien und Bastienne
Krause, Johansen
Jubiläumsjahr

75 Jahre Bregenzer Festspiele

Die Bregenzer Festspiele feiern heuer ein Jubiläum. Begonnen hat die Erfolgsgeschichte mit zwei Kieskähnen auf dem Bodensee. 75 Jahre danach zählt das Festival zu den bekanntesten Europas und lockt jährlich tausende Menschen nach Vorarlberg.

Auf zwei Kieskähnen – einer für die Bühnenaufbauten von Mozarts Jugendwerk „Bastien und Bastienne“, der andere für das Orchester – fand ein Jahr nach Ende des Zweiten Weltkrieges die erste Bregenzer Festwoche statt. In einer Stadt, die damals nicht einmal über ein Theater verfügte, schien die Idee Festspiele abzuhalten aberwitzig, doch die Notlösung, den schönsten Teil der Stadt – den Bodensee – als Bühne zu wählen, erwies sich als durchschlagender Erfolg.

ABD0037_20160718 – BREGENZ – …STERREICH: ZU APA0236 VOM 18.7.2016 – Ein Eindruck der ersten AuffŸhrung des VorlŠufers der Bregenzer Festspiele von 1946. Mit einem Mozart-Abend am 5. August 1946 wurde das Spiel auf dem See – damals noch im Rahmen einer Festwoche – in Bregenz aus der Taufe gehoben. Gezeigt wurde u.a. das Singspiel „Bastien und Bastienne“ – auf zwei KieskŠhnen auf dem Bodensee. 70 Jahre danach zŠhlt das Festival zu den bekanntesten Europas und lockt jŠhrlich tausende Menschen nach Vorarlberg. (UNDATIERTES ARCHIVBILD)- FOTO: APA/STADTARCHIV BREGENZ – ++ WIR WEISEN AUSDR†CKLICH DARAUF HIN, DASS EINE VERWENDUNG DES BILDES AUS MEDIEN- UND/ODER URHEBERRECHTLICHEN GR†NDEN AUSSCHLIESSLICH IM ZUSAMMENHANG MIT DEM ANGEF†HRTEN ZWECK UND REDAKTIONELL ERFOLGEN DARF – VOLLST€NDIGE COPYRIGHTNENNUNG VERPFLICHTEND ++
APA/STADTARCHIV BREGENZ
Ein Eindruck der ersten Aufführung des Vorläufers der Bregenzer Festspiele von 1946. Gezeigt wurde u.a. das Singspiel „Bastien und Bastienne“ – auf zwei Kieskähnen auf dem Bodensee.

Festspiele haben viele Väter

Einen einzelnen Gründer der Bregenzer Festspiele sucht man indes vergeblich. Verschiedene Gruppen verfolgten mit der Festspielidee unterschiedliche Ziele: Der Bregenzer Stadtrat Alois Salzmann wollte den Tourismus ankurbeln, Landeskulturreferent Eugen Leissing wollte etwas Erbauliches, um die Bevölkerung von ihren Sorgen abzulenken. Der Wiener Kurt Kaiser wiederum, der die neu gegründete Vorarlberger Landesbühne leitete, suchte nach Arbeit für die vielen Kunst- und Kulturschaffenden, die 1945 vor den Russen aus Ostösterreich nach Vorarlberg geflohen waren.

Programm wurde von Jahr zu Jahr erweitert

Fest steht jedoch, dass mit der ersten Bregenzer Festwoche die Erfolgsgeschichte der Bregenzer Festspiele begann. Seit ihren Anfangstagen sind sie kontinuierlich gewachsen, das Programm erfuhr im Laufe der Jahre eine deutliche Ausweitung. So wurden etwa ab 1962 auch Kammermusikkonzerte und Haydn-Opern im Renaissancepalast in Hohenems angeboten, 1972 kamen Theater-Vorführungen unter freiem Himmel dazu.

1972 war auch das einzige Jahr, in dem auf der Seebühne gleich zwei verschiedene Musiktheaterproduktionen zur Aufführung gelangten („Der Bettelstudent“ und „Die Feenkönigin“). Seit 1985 wird das Spiel auf dem See jeweils zwei Sommer lang gespielt, seit 1988 auch eine „Hausoper“ inszeniert. 2001 wurde die zeitgenössische Schiene „Kunst aus der Zeit“ eingeführt, mit dem Wechsel der Intendanz von David Pountney zu Elisabeth Sobotka 2015 aber wieder aufgegeben.

Platz vor dem Festspielhaus
Bregenzer Festspiele/Anja Köhler
Das Festspiel- und Kongresshaus

Bau des Festspiel- und Kongresshauses

Der größte infrastrukturelle Meilenstein waren 1979 die neue Seebühne und der Bau des Festspiel- und Kongresshauses mit seiner Eröffnung im Jahr 1980, das 1996/97 auf die doppelte Kubatur vergrößert und 2005/06 für 38,5 Mio. Euro generalsaniert wurde. Bereits 1998 war die Zuschauerkapazität auf der Seebühne von 4.600 auf 6.800 Sitze ausgebaut worden.

Festspielhaus, Werkstattbühne und Seebühne bieten damit heute insgesamt knapp 10.500 Kulturbegeisterten Platz. Der Besucherrekord der Festspiele wurde 2014 im letzten Jahr von Pountney erreicht (Spiel auf dem See: „Die Zauberflöte“), als rund 263.000 Gäste den Verantwortlichen eine Gesamtauslastung von 99 Prozent bescherten.

Aufsehenerregende Kulissen

Speziell seit Ende der 1980er Jahre machten sich die Bregenzer Festspiele mit ihren Kulissen auf der Seebühne einen international beachteten Namen. Bis heute unvergessen ist das überdimensional große Skelett von „Ein Maskenball“ (1999/2000), aber auch schon zuvor feierten die Festspiele mit Produktionen wie „Nabucco“ (1993/94) oder „Fidelio“ (1995/96) so große Publikumserfolge, dass letztlich der Ausbau der Zuschauertribüne unausweichlich wurde.

Bühnenbild Maskenball Bregenzer Festspiele Skelett
Bregenzer Festspiele / Bernd Hofmeister

James Bond auf der Seebühne

Die Bregenzer Bühnenbilder stießen auch außerhalb der Opernwelt auf große Resonanz: Im Juli 2007 hatte ein Team von EON Productions, der Produktionsfirma, die hinter den Bond-Filmen steht, eine der letzten Tosca-Proben besucht. Produzentin Barbara Broccoli und Regisseur Marc Forster waren beeindruckt von der einzigartigen Location am Bodenseeufer, dem imposanten Bühnenbild mit seinen technischen Möglichkeiten und der modernen Architektur des Festspielhauses. Und so wurde die Bregenzer Tosca Anfang Mai 2008 für zehn Tage zum Schauplatz des Bond-Streifens „Ein Quantum Trost“.

In siebeneinhalb Minuten packender Action im Festspielhaus und auf der Seebühne entdeckt der Geheimagent während der Tosca-Vorstellung erstmals seine Widersacher. Regisseur Marc Forster hat das Spiel auf dem See auf ganz eigene Art und Weise in die Filmhandlung eingefügt: Die Jagd durch das Festspielhaus läuft am Schluss ab wie ein apokalyptischer Stummfilm – immer wieder durchsetzt mit den eindrucksvollen Szenen der Oper.

FOTOTERMIN ZUM JAMES BOND FILM IN BREGENZ
Dietmar Stiplovsek
James Bond-Darsteller Daniel Craig vor der Festspielbühne im Jahr 2008

Kurz darauf, im Juni 2008, war das Tosca-Auge dann nicht mehr blau sondern ZDF-Orange: Die Seetribüne wurde während der Fußball-Europameisterschaft 2008 in Österreich und in der Schweiz zur Public Viewing Arena: An allen ZDF-Spieltagen moderierte und kommentierte die „ZDF-Dreierkette“ Johannes B. Kerner, Jürgen Klopp und Urs Meier vor tausenden begeisterten Fans. Mehr als 160.000 Schlachtenbummler feierten drei Wochen lang ein Fußballfest.

Hans-Peter Metzler ist Festspiel-Präsident

Organisiert sind die Bregenzer Festspiele als gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung und der „Bregenzer Festspiele Privatstiftung“ als Gesellschafter. Als Festspiel-Präsident ist Hans-Peter Metzler seit 2012 im Amt. Festspielintendantin ist Elisabeth Sobotka.

Mitarbeiter betrog Festspiele um eine Million Euro

Einen Tiefpunkt erlebten die Bregenzer Festspiele in den 1990er-Jahren, als ein Mitarbeiter seine Vertrauensposition ausnutzte und seine Arbeitgeberin um rund eine Million Euro betrog. Der damals 45-jährige Mann machte sich mit dem Geld aus dem Staub und blieb bis heute verschwunden. Bereits 1982 war nach einem kritischen Rechnungshofbericht samt des Vorwurfs von Misswirtschaft die Funktion eines kaufmännischen Direktors eingeführt worden, der dem Intendanten gleichgestellt ist.

Bregenzer Festspiele fielen ins Wasser

Die CoV-Pandemie hat auch die Bregenzer Festspiele in die Schranken gewiesen. Zum ersten Mal im der Geschichte der Festspiele fielen im vergangenen Jahr die Festspiele ins Wasser. Die Wiederaufnahme von „Rigoletto“ auf dem See und die Oper „Nero“ wurden auf 2021 verschoben, stattdessen gab es „Festtage“.