Filmstill aus „Hochwald“
AMOUR FOU/Take Five/Flo Rainer
Große Preisrevue

Diagonale-Preis für „Hochwald“

Mit einer großen Preisrevue ist am Sonntagabend die Diagonale zu Ende gegangen. In ungewohnter Form, voraufgezeichnet und ohne Publikum, dafür mit vielen Bildschirmen und ein paar Deepfakes wurden die Preise übergeben. Damit war auch der Schlusspunkt des Festivals alles andere als gewöhnlich. Bester Spielfilm wurde „Hochwald“, „Aufzeichnungen aus der Unterwelt“ wurde als beste Dokumentation prämiert.

„Hochwald“ ist Evi Romens Spielfilmdebüt und wurde mit dem 19.000 Euro dotierten Hauptpreis der Diagonale ausgezeichnet. Der Film thematisiert die Suche eines jungen Mannes nach seiner Identität im Umfeld eines Tiroler Heimatfilms. Das „sorgfältig komponierte Stück Antiheimatfilm“ konnte die Jury (Thorsten Schaumann, Alexandra Seibel, Sandra Wollner) überzeugen: „Mit großen Bildern, herausragendem Schauspiel und feiner Beobachtungsgabe“ wurde „Hochwald“ zu „einem vielschichtigen Gesellschaftsporträt.“

Ebenfalls mit 19.000 Euro dotiert ist der Preis für den besten Dokumentarfilm. Tizza Covis und Rainer Frimmels „Aufzeichnungen aus der Unterwelt“ gibt einen Einblick in das kriminelle Milieu im Wien der 60er Jahre. „Ein Film, der Leben erfahrbar macht, die so vielleicht gar nicht stattgefunden haben. Eine Zeitreise in eine Welt, die es angeblich nie gab“, heißt es in der Erklärung der Jury (Rebecca De Pas, Ansgar Frerich, Lisa Weber). „Auf Wienerisch funktioniert Nostalgie ohne Romantik.“

Diagonale-Preisvergabe an Evi Romen
Diagonale
Evi Romen (vorne links) wurde mit der Goldenen Nuss ausgezeichnet, Sebastian Brauneis (Mitte) führte Regie bei der gesamten Preisverleihung

Eine Preisverleihung wie keine andere

Die Zeremonie selbst blieb dem vorgegebenen Diagonale-Motto der Außergewöhnlichkeit treu. Die gesamte internationale Filmbranche rätselt ja seit Monaten, wie Preisverleihungen über die Bühne gehen könnten – auch die Diagonale bildet hier keine Ausnahme. Kurzerhand entschied man sich dafür, Regisseur Sebastian Brauneis eine Preisrevue inszenieren zu lassen. Mit einer Portion Schmäh, leeren Kinosälen und vielen Bildschirmen spielten die derzeit gültigen CoV-Bestimmungen damit keine Rolle mehr. Das Orpheum in Graz, wo die Preisverleihung normalerweise stattfindet, musste dafür leer bleiben.

Und: Auch ein paar Deepfakes sorgten dafür, dass sich die Show von anderen Veranstaltungen absetzte. So kündigte etwa Schauspielerin und Bluetooth-Wegbereiterin Hedy Lamarr einen der Preise an, auch ein falscher Hans Moser und Helmut Qualtinger mischten in der wilden Revue mit. Ein Fixpunkt jeder Gala in der Pandemie und damit auch bei der Diagonale: Einige Preise wurden per Videokonferenz „übergeben“.

Freilich gibt es keine Preisverleihung ohne Musikeinlagen – Künstlerinnen wie Mira Lu Kovacs und Voodoo Jürgens sorgten für die akustische Unterstützung. Marlene Hauser und Lukas Watzl führten wie schon bei der Eröffnung durch den Abend.

Von „Sargnagel“ bis „Eva-Maria“

Neben den zwei Hauptpreisen wurden zahlreiche weitere Filme und die Menschen dahinter prämiert. Der mit 8.500 Euro dotierte Preis für den besten innovativen Film, Experimental- oder Animationsfilm ging an das Kollektiv The Golden Pixel Cooperative für „Half of the Sky“. Der Kurzspielfilmpreis (5.500 Euro) wurde an Maximilian Conway für „Liebe, Pflicht & Hoffnung“ verliehen.

Bester Nachwuchsfilm (5.500 Euro) wurde „Eva-Maria“ von Lukas Ladner. In der Kategorie „Bester Kurzdokumentarfilm“ ging die mit 4.000 Euro dotierte Auszeichnung an Sophie Gmeiner für „Frauenfragmente: Gini und Resi“.

Hilde Dalik („Sargnagel“) und Lukas Miko („Me, We“) wurden unterdessen mit je 3.000 Euro für „einen bemerkenswerten Auftritt einer österreichischen Schauspielerin sowie eines österreichischen Schauspielers in einem Wettbewerbsfilm der Diagonale“ ausgezeichnet.

Auch Preis für „Fuchs im Bau“

3.000 Euro für die beste künstlerische Montage Spielfilm erhielten Karina Ressler und Joana Scrinzi für den Eröffnungsfilm „Fuchs im Bau“, im Bereich Dokumentarfilm gewannen Yves Deschamps und Hubert Sauper für „Epicentro“ (ebenfalls 3.000 Euro). Die Preise (je 3.000 Euro) für die beste künstlerische Bildgestaltung bekamen Ludwig Wüst für „3.30PM“ (Spielfilm) und Jordane Chouzenoux für „Wenn es Liebe wäre“ (Dokumentarfilm).

„Another Coin for the Merry-Go-Round“ mit bestem Ton

Für das beste Sounddesign wurden im Bereich Spielfilm Vinzenz Schwab für „Another Coin for the Merry-Go-Round“ und bei den Dokumentarfilmen Benedikt Palier für „Soldat Ahmet“ mit je 3.000 Euro bedacht. Die beste Dokumentation, „Aufzeichnungen aus der Unterwelt“, wurde auch mit dem Kodak-Analog-Filmpreis prämiert.

Die Auszeichnung für das beste Szenenbild bekamen Renate Martin und Andreas Donhauser für „Sargnagel“ und für das beste Kostümbild Cinzia Cioffi für „Hochwald“ (je 3.000 Euro). Der Preis für außergewöhnliche Produktionsleistung im Bereich Film (20.000 Euro) wurde geteilt und ging an Film AG für „Was wir wollten“ und Panama Film für „The Trouble With Being Born“.

Zehn Preise für ORF-finanzierte Produktionen

Am Sonntagabend wurden auch zahlreiche vom ORF mitfinanzierte Produktionen prämiert. Insgesamt gingen zehn Preise an Filme, die durch das ORF-Film/Fernseh-Abkommen finanziert wurden, darunter auch die Goldene Nuss für den besten Spielfilm, Romens „Hochwald“.