Christian Fennesz
Lorenzo Castore
„MITTEN“

Ein Festival vermisst die Zukunft

Mit der zweiten Tranche der Wiener Festwochen startet auch ein neues Format. Unter dem Titel „MITTEN“ steht im brut nordwest die Begegnung zwischen Künstlerinnen und Künstlern mit dem Publikum im Zentrum. Ab 9. September gibt es tagsüber bei „Predictably Unpredictable“ Vorträge, Diskussionen und Performances zum „Festival der Zukunft“. Die abendliche Schiene wartet mit Keynotes und Musik auf.

Der Titel „MITTEN“ stammt laut Intendant Christophe Slagmuylder noch aus einer frühen Phase der Planung, als er vorhatte, den regulären Performance-Reigen inmitten der Festival-Zeit zu unterbrechen und in geballter Form auf Diskurs zu setzen.

Die Unberechenbarkeit wird bei „MITTEN am Tag“ täglich bei freiem Eintritt ab 13 Uhr in der Nordwestbahnstraße, wo das brut Wien mit einer Zwischennutzung am alten Nordwestbahnhof eine temporäre Bleibe gefunden hat, verhandelt. Dabei widmet man sich „Space(s)“, „Encounter(s)“, „Time(s)“ und „Practice(s)“.

„Serie von Körperübungen“

Den Anfang macht täglich die Performance „Fantasmical Anatomies for the Future“ von Anne Juren. Darin erforscht die Wiener Choreografin die Kraft verkörperten Wissens. Die Performance ist laut Ankündigung „eine Serie von Körperübungen in Form von poetischen, fantastischen und spekulativen Choreografien, die den Start eines jeden Tages markieren“.

Täglich wechselnd finden um 13.30 Uhr unterschiedliche Diskussionen mit Titeln wie „Unordnung, Differenz, Improvisation“ oder „Wen interessieren eigentlich die Wiener Festwochen?“ statt, in deren Rahmen Studierende verschiedener Universitäten mit Dozenten ins Gespräch kommen.

Gespräche zwischen Wissenschaft und Kunst

Jeweils um 15 Uhr stehen „Tandem-Talks“ mit u.a. der Kulturtheoretikerin Elke Krasny und der pakistanischen Architektin Marvi Mazhar (9.9.), der türkischen Choreografin und Performerin Begüm Erciyas und Michael Spranger am 10. September oder der Dramaturgin und Theaterwissenschaftlerin Alexandra Althoff und der ehemaligen Forschungsratspräsidentin Helga Nowotny (11. September) auf dem Programm.

Am späten Nachmittag widmet man sich schließlich in Tischgesprächen dem „Archiv der Zukunft“, mit dabei sind die jeweiligen Experten des Tages. Im Verlauf der Gespräche soll – als „vorläufiges und fragiles Ergebnis des Labors “- ein kollektives (Ton-)Archiv entstehen. An allen vier Tagen gibt es darüber hinaus ganztägig konsumierbare Audio-Walks des Instituts für Sprachkunst der Universität für angewandte Kunst Wien unter dem Titel „Echo / Ghost I-IV“.

Dichtes Abendprogramm

Am Vorabend eines jeden „MITTEN“-Tages findet „MITTEN am Abend“ statt: Am 8. September um 20 Uhr startet Der Schweizer Künstler Thomas Hirschhorn mit einer Keynote unter dem Titel „Warum der unvorhersehbare Raum die Zukunft ist“, um 21 Uhr folgt die Performance „Arise“ der Bühnenbildnerin Philine Rinnert und des Musikers Bernhard Fleischmann. Dabei spiegeln sie laut Ankündigung „die Unzulänglichkeit des Archivs beim Versuch der Vergänglichkeit des Theaters Herr zu werden – und sehen diese nicht als Verlust, sondern als Möglichkeit für etwas Neues“.

Das Duo Sööt/Zeyringer
Franzi Kreis
Das Duo Sööt/Zeyringer performt „Women who kill and other categories“

An den folgenden Abenden erwarten das interessierte Publikum noch Keynotes von unter anderem Silvia Bottiroli, die im Bereich der darstellenden Künste mit Fokus auf die „Politizität von Performativität und Zuschauer*innenschaft“ forscht und der Kuratorin und Forscherin Mi You sowie Performances von u.a. dem Duo Sööt/Zeyringer mit dem Titel „Women who kill and other categories“. Zum Abschluss gibt es für alle, die nach so viel Input noch wach sind, täglich ein Konzert: Ab 22 Uhr steht das „Regenorchester XVI“ auf der Bühne.