Mitglieder des ORF Radio-Symphonieorchester und Ex-Song-Contest-Stars aus Österreich performen „We are the world“ vom Wohnzimmer aus.
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„We Are the World“ als Wohnzimmerhit

Die TV-Kulturredaktion des ORF hat das ORF Radio-Symphonieorchester (RSO) Wien dazu eingeladen, eine Coverversion von „We Are the World“ einzuspielen. Daraus ist eine gemeinsame Basis geschaffen worden, zu der die Song-Contest-Stars Paenda, Cesar Sampson, Nathan Trent und der aktuelle Kandidat Vincent Bueno ihre Gesangsparts aufgenommen haben; die Besonderheit: Alle blieben im Wohnzimmer.

Der Afrika-Benefiz-Song „We Are the World“ wurde 1985 von Michael Jackson und Lionel Richie geschrieben. Die Single zählt zu den meistverkauften aller Zeiten und verkaufte sich insgesamt über 20 Millionen Mal. Im Nachhinein wurde der humanitäre Einsatz der Künstler als naiv und der Song als Betroffenheitskitsch verlacht. Aber andere Umstände, andere Regeln: Zusammenhalt signalisieren und gute Laune verbreiten, das geht wieder in Zeiten kollektiver Sorge – und dafür sind ehemalige Kandidatinnen und Kandidaten des Song Contest eine gute Wahl.

So auch Nathan Trent: „Wir wollen eine positive Stimmung verbreiten!“ Dafür nahmen die Künstlerinnen und Künstler in Kauf, unter sehr seltsamen Bedingungen zu arbeiten. Kein Studio weit und breit – als Aufnahmegerät stand vielerorts nur das Handy zur Verfügung. Die Qualität der Aufnahmen war dann auch ganz unterschiedlich – eine ordentliche Challenge im Schneideraum auf dem ORF-Küniglberg.

„We Are the World“; RSO und Song-Contest-Stars

„Cooles Experiment“ im „Zauberkastel“

Aber gerade das Ungewöhnliche scheint so manche überzeugt zu haben mitzumachen. Trent etwa spricht von einem „coolen Experiment“. Auch Cesar Sampson hat zu Hause kein Studio: „Ich war mir alles andere als sicher, ob das in der Postproduction funktionieren wird.“ Ähnlich Paenda: „Es war spannend zu sehen, welches Puzzle herauskommt, wenn jeder so sein Ding macht.“

In das „totale Chaos“, von dem Bueno spricht, brachten schließlich Cutterinnen, Cutter und Tonmeister Ordnung. Tonmeister Robert Pavlecka: „Man muss man die ganzen ‚topfigen‘ Klänge bearbeiten. Da gibt’s viele ‚Zauberkasteln‘, wo zum Beispiel Tonhöhen dazugerechnet werden, die gar nicht vorhanden waren.“

Dirigiert von zu Hause aus

Aber nicht nur für die Sängerinnen und Sänger und das Team im Schneideraum war das Projekt eine große Herausforderung. Chefdirigentin Marin Alsop dirigierte von Baltimore aus. Auch für sie ist das – allein, ohne jeden echten Kontakt zu ihren Musikern, ein völlig neues Erlebnis: „Es war sehr ungewöhnlich, ich habe versucht, mir alle Musiker vorzustellen. Da sind die Trompeten, da die Hörner, da die Violinen – ich habe mir die einzelnen Persönlichkeiten vorgestellt, wie sie die Melodie spielen.“

Aber offenbar hat es allen Beteiligten Spaß gemacht. Christoph Becher, Intendant des RSO, über die Wahl des Songs: „‚We Are the World‘ kann so ein Song in der Coronavirus-Zeit sein, weil er zum Zusammenhalt aufruft – und weil er auch klarmacht: Die Gemeinschaft besteht aus der Summe ihrer Individuen, und das finde ich eine wichtige Botschaft.“