Wo einstmals Tausende Menschen Konzerte zum kollektiven Erlebnis machten, herrscht seit Monaten Leere. Bis zur Wiederaufnahme von Großveranstaltungen wir es noch zumindest bis August dauern. Inzwischen haben sich mehrere Partner aus der Eventbranche zusammengetan, um unter dem Motto „Gemeinsam statt einsam“ Streamingkonzerte ins heimische Wohnzimmer zu schalten, die möglichst nahe an das Liveerlebnis herankommen. Dafür gründeten Mitwirkende der Firmen Habegger Austria und Optical Engineers den karitativen Verein Stream Austria.
Während viele der in den letzten Monaten entstandenen Streamingkonzertreihen den Ansatz verfolgen, das Konzert mit einer fixierten Kameraperspektive wiederzugeben, den Zusehern also den eigenen Blick auf die Bühne zu suggerieren, war bei Stream Austria klar, dass die technische Umsetzung auf höchstem Niveau erfolgen musste. Schließlich ist Habegger ein internationaler Player in der Veranstaltungstechnik mit Niederlassungen in der Schweiz und Katar. Alleine in Österreich wickelt man normalerweise 1.800 Events pro Jahr ab.
Im Studio in den Wiener Gösserhallen – mehrere adaptierte Industriegebäude aus dem 19. Jahrhundert, die der Brauerei Gösser einstmals als Bierlager dienten – kommen gleichzeitig neun Kameras mit Liveregie zur Anwendung. Das Ergebnis der aufwendigen Übertragung kann das Publikum auf der Plattform Twitch sehen und hören – dreimal die Woche mit Konzerten heimischer Stars wie Nathan Trent, Vincent Bueno und Conchita Wurst.
„Die Krise hat die gesamte Branche binnen kürzester Zeit stillgelegt und damit auch massive finanzielle Folgen für die Veranstalter und unsere Künstlerinnen und Künstler mit sich gebracht. Dem wollen wir entgegenwirken und gemeinsam Zuversicht und Freude verbreiten und gleichzeitig Spenden sammeln für Menschen, die unsere Hilfe nun am dringendsten benötigen“, sagte Tibor Fehle, Geschäftsführer von Habegger Austria, über die Motivation von Stream Austria.
Zeichen für Zusammenhalt
Bereits 60.000 Menschen haben die 34 Konzerte seit Ostern erreicht. Dabei ist auch einiges an Spenden zusammengekommen, wobei jeder Künstler sich ein Projekt aussuchen kann, für das gespendet wird.
Insgesamt ist die Konzertreihe auch ein Beispiel dafür, wie schnell die Veranstaltungsbranche reagiert hat und wie ihr Know-how jetzt auf ungewohnte Weise eingesetzt werden kann: „Ich bin jede Woche aufs Neue beeindruckt, wie großartig und professionell unsere Branche auch in herausfordernden Zeiten agiert. Gemeinsam setzen wir jetzt Zeichen für den Zusammenhalt“, so Richard Redl, Projektleiter und Mitbegründer von Stream Austria.
Redl will das Projekt noch zumindest bis Ende Juni weiterführen. Auf einige Konzerthighlights darf man sich bis dahin noch freuen: etwa auf den „Botschafter des Rock ’n’ Roll“ Andy Lee Lang am 13. Juni und die bekannte Ska-Punk-Band mit russischem Einschlag Russkaja am 27. Juni.