Der Militärexperte vom britischen Thinktank Royal United Services Institute (RUSI), Ed Arnold, warnte in einem „Spiegel“-Interview vor einem solchen Szenario. „Der Druck ist groß, schnell einzumarschieren, aber wenn sie zu schnell einmarschieren, könnte das für sie katastrophal schiefgehen“, so Arnold. „Wenn man in einen Kampf von Straße zu Straße und von Haus zu Haus zieht, ohne richtig zu planen, muss man mit erheblichen Verlusten rechnen.“ In Kiew selbst wurde am Freitag mehrfach Luftalarm ausgelöst. Auch an mehreren anderen Orten gehen die Kämpfe offenbar unvermindert weiter.
Nach Angaben der Regionalbehörden drangen russische Truppen in die ukrainische Hafenstadt Mykolajiw am Schwarzen Meer vor, sie seien aber wieder vertrieben worden. Die südukrainische Hafenstadt Mariupol sei inzwischen komplett eingeschlossen. Die ukrainischen Streitkräfte haben aber weiterhin die Kontrolle über die Stadt.
Nach ukrainischen Angaben halten auch andere strategisch wichtige Orte den Angreifern stand, etwa in den nordostukrainischen Gebieten Sumy und Tschernihiw. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenski sagte, dass bisher 9.200 russische Soldaten getötet worden seien. Er wandte sich auch direkt an die russische Bevölkerung und rief sie zum Protest auf.
Aufregung über AKW-Beschuss
Unterdessen hagelte es schwere internationale Kritik an Russland wegen des Beschusses und der Einnahme des ukrainischen AKW Saporischschja. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien wurde eingeschaltet. Es gebe keine Berichte über eine erhöhte Strahlung, hieß es vonseiten der IAEA. Nach Angaben des heimischen Klimaschutzministeriums besteht keine Gefahr für Österreich.
Debatte: Wie gefährdet ist Europa?
Die Wirtschaftssanktionen des Westens konnten Putin bisher nicht stoppen. Putin droht, ganz im Gegenteil, den Krieg sogar noch auszuweiten. Wie kann die EU den Schutz ihrer Mitgliedsstaaten an der Grenze zu Russland und zur Ukraine gewährleisten? Was bedeutet die momentane Lage für das neutrale Österreich? Wie gefährdet ist Europa?
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