Geplant war, dass Zivilisten und Zivilistinnen die eingekesselten Städte verlassen können. Darauf hatten sich die Ukraine und Russland früher am Tag verständigt. Der Vizebürgermeister Mariupols berichtete kurz nach dem geplanten Beginn der Waffenruhe, dass Russland diese in der Stadt selbst sowie entlang der gesamten Evakuierungsroute breche. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) sagte später, dass es heute keine Evakuierungen mehr geben werde.
Laut dem russischen Präsidenten Wladimir Putin läuft die „Militäroperation“ nach Plan. Die Sanktionen des Westens würden Putin zufolge zudem einer „Kriegserklärung“ gleichkommen, wie er am Nachmittag sagte. Der russische Außenminister Sergej Lawrow gab zuvor in puncto Mariupol an, dass es Informationen gebe, dass die Behörden Zivilisten nicht ausreisen ließen. Von ukrainischer Seite hieß es, dass russische Truppen versuchten, Kiew und Charkiw zu umzingeln. Russland berichtet von Schüssen der ukrainischen Armee auf das Separatistengebiet Luhansk. Neue Verhandlungen sind geplant.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenski zeigte sich enttäuscht über die Reaktion der NATO. Sie lehnte eine Flugverbotszone über dem Kriegsgebiet ab. Selenski bat die USA bei einer Videoschaltung mit dem US-Senat um Unterstützung bei der Einrichtung einer Flugverbotszone über der Ukraine. Zudem bat er laut Teilnehmern um weitere Sanktionen gegen Russland und Unterstützung – allen voran in Form von Flugzeugen.
Verlässliche Informationen zum Krieg dürften nun noch spärlicher werden. Denn in Reaktion auf ein neues Mediengesetz in Russland stellen mehrere internationale Sender und Agenturen ihre Arbeit dort ganz oder teilweise ein, darunter CNN, die BBC, ZDF, ARD und der kanadische Sender CBC. Putin hatte am Freitagabend mehrere Gesetze unterzeichnet, laut denen für „Falschinformationen“ über die russischen Streitkräfte Haftstrafen drohen.
Debatte: Wie gefährdet ist Europa?
Die Wirtschaftssanktionen des Westens konnten Putin bisher nicht stoppen. Der russische Präsident droht im Gegenteil, den Krieg noch auszuweiten. Wie kann die EU den Schutz ihrer Mitgliedsstaaten an der Grenze zu Russland und zur Ukraine gewährleisten? Was bedeutet die momentane Lage für das neutrale Österreich? Wie gefährdet ist Europa?
Diskutieren Sie mit in debatte.ORF.at!