Auf der diplomatischen Ebene gab es indes am Donnerstag kaum Bewegung. Die ersten direkten Gespräche auf hochrangiger Ebene zwischen Außenminister Sergej Lawrow (Russland) und Dmytro Kuleba (Ukraine) gingen ohne Zugeständnisse zu Ende. Nach eineinhalb Stunden traten beide getrennt an die Öffentlichkeit. Lawrow räumte indirekt ein, dass Russland das Geburtenspital in Mariupol absichtlich beschossen hat. Er behauptete, ukrainische Kämpfer hätten sich darin verschanzt, und es seien – entgegen zahlreichen Fotos – keine Patientinnen mehr im Spital gewesen.
Auf wirtschaftlicher Ebene wird die Auseinandersetzung immer intensiver. Die Flucht ausländischer Unternehmen aus Russland geht unvermindert weiter, mit Goldman Sachs verlässt nun erstmals eine der weltgrößten Investmentbanken das Land. Russland antwortet seinerseits mit Exportverboten, insbesondere von Weizen und Holz, für „feindliche Länder“. China spricht – anders als Moskau – erstmals von „Krieg“.
Der Beschuss geht weiter, unter anderem in Mariupol, Sumy und Mykolajiw. Auch in Kiew gab es Fliegeralarm. Nach Angaben der ukrainischen Armee haben die russischen Einheiten in manchen Einsatzgebieten aber ihre Kampfkraft verloren. Die russische Offensive sei gebremst worden.
Aus Sumy starteten den dritten Tag in Folge Evakuierungen. Nach ukrainischen Angaben sind sechs weitere humanitäre Korridore vorgesehen. Gestern konnten laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenski mindestens 35.000 Zivilisten und Zivilistinnen in Sicherheit gebracht werden. Das UNHCR meldete zuletzt insgesamt 2,3 Millionen Geflüchtete.
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