Die ukrainische Hauptstadt bereitet sich offenbar auf weitere Angriffe vor. Kiews Bürgermeister Witali Klitschko begründet damit die neue, längere Ausgangssperre, die am Abend in Kraft getreten ist. „Der Grund für die Ausgangssperre steht im Zusammenhang mit der Wahrscheinlichkeit eines neuen Beschusses“, so Klitschko im Fernsehen. Erstmals wurden auch Angriffe auf die Hafenstadt Odessa gemeldet.
Russland sagte unterdessen, bei dem Angriff auf ein Einkaufszentrum in Kiew seien hochpräzise Langstreckenraketen zum Einsatz gekommen. Das Einkaufszentrum sei nach Angaben Russlands von den ukrainischen Streitkräften als Waffenlager genutzt worden. Das lässt sich nicht unabhängig bestätigen. Bei dem Beschuss sind mindestens acht Menschen ums Leben gekommen.
Der Krieg in der Ukraine wird laut der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock dazu führen, dass bis zu acht Millionen Menschen in die EU fliehen. „Ich glaube, wir müssen uns sehr bewusst machen, dass bereits über drei Millionen Menschen geflohen sind, dass aber viele, viele weitere Millionen Menschen fliehen werden“, so die Grünen-Politikerin.
Erster Beschuss in Vorort von Odessa
Die Stadtverwaltung von Odessa meldete zuvor einen ersten Angriff in einem Vorort. Ein Wohnhaus sei durch russischen Beschuss beschädigt worden. Die Stadt gilt durch die Lage am Schwarzen Meer als wirtschaftlicher, militärischer und strategischer Knotenpunkt – sie wurde daher in den letzten Wochen zu einer Festung ausgebaut.
Die Situation in der eingekesselten Hafenstadt Mariupol bleibt indes prekär. Ein Ultimatum zur Kapitulation Mariupols hat die Ukraine kategorisch abgelehnt, nun soll es dort keinen Fluchtkorridor geben.
Lieferung von Hilfsgütern gescheitert
Neben dem verweigerten Fluchtkorridor scheiterten laut Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk auch Bemühungen, Hilfsgüter zu den dort eingekesselten Menschen zu bringen. „Es wird keine Kapitulation, kein Niederlegen der Waffen geben“, sagte Wereschtschuk zuvor der „Ukrajinska Prawda“ als Antwort auf ein Ultimatum des russischen Militärs, das die Kapitulation der Hafenstadt forderte. In anderen ukrainischen Städten sollen am Montag wieder Fluchtkorridore für Zivilpersonen eingerichtet werden.
Die EU und die USA wollen unterdessen diese Woche über neue Sanktionen gegen Russland beraten, hieß es aus hochrangigen EU-Kreisen. Erste Gespräche sollen heute starten, US-Präsident Joe Biden wird am Donnerstag zu verschiedenen Gipfeltreffen in Brüssel erwartet.
Debatte: Welche Auswirkungen wird der Krieg haben?
Der russische Präsident Wladimir Putin führt den Krieg in der Ukraine trotz internationaler Appelle und Sanktionen weiter. Wie wirksam sind Sanktionen? Warum ist die Ukraine so allein? Wie kann man den Geflüchteten am besten helfen? Welche Auswirkungen wird der Krieg haben?
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