Fünf Menschen seien verletzt worden. Bürgermeister Andrij Sadowy sagte, dass der russische Raketenschlag „deutliche Schäden“ an der Infrastruktur der Stadt verursacht habe. Wohnhäuser seien nicht getroffen worden. Die Raketen seien von Sewastopol auf der russisch besetzten Halbinsel Krim abgefeuert worden, so Sadowy.
Die Stadt rund 80 Kilometer vor der Grenze zum NATO-Land Polen hat bisher nur wenige Angriffe erlebt. Sie ist aber voller Flüchtlinge aus anderen Teilen der Ukraine. US-Präsident Joe Biden hatte am Freitag die polnische Seite der Grenze besucht.
Hoffnung auf zehn Fluchtkorridore
Gut einen Monat nach dem Angriff auf das Nachbarland haben russische Truppen zwar Teile der Ukraine im Norden, Osten und Süden des Landes unter Kontrolle. Ukrainische Streitkräfte leisten jedoch Gegenwehr und treiben russische Truppen wohl auch teilweise zurück. Die Lage der Menschen in den eingekesselten Städten ist katastrophal. Nach ukrainischen Angaben wurden zehn humanitäre Korridore eingerichtet, um Zivilisten die Flucht aus besonders umkämpften Regionen zu ermöglichen. Die Korridore liegen im Umland Kiews und im ostukrainischen Gebiet Luhansk.
Zivilisten in der besonders unter russischem Beschuss liegenden Hafenstadt Mariupol müssen laut Vizeregierungschefin Irina Wereschtschuk mit Privatautos flüchten. Denn die russischen Streitkräfte lassen keine Busse zur Evakuierung in die eingekesselte Stadt im Südosten des Landes. Russland und die Ukraine haben einander in den vergangenen Kriegswochen immer wieder die Schuld am Scheitern von Fluchtkorridoren gegeben. Die Angaben beider Seiten können nicht unabhängig überprüft werden.
Lage in Mariupol „katastrophal“
Mariupol bleibt eine der am härtesten umkämpften Städte im Ukraine-Krieg. Nach wie vor befinden sich Zehntausende in der Stadt. Zudem wurde bekannt, dass bei dem russischen Angriff auf ein Theater in Mariupol vergangene Woche rund 300 Menschen getötet worden sein könnten.
Frankreich plant eine gemeinsame Initiative mit der Türkei und Griechenland zur Rettung von Zivilpersonen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron werde in den nächsten 48 bis 72 Stunden mit Kreml-Chef Wladimir Putin sprechen, „um die Einzelheiten auszuarbeiten“, heißt es. Macron hoffe, möglichst viele Akteure „in diese Operation einbeziehen zu können“, und wolle erreichen, dass die Evakuierung in den kommenden Tagen beginnt.
Russland kündigt Strategieänderung an
Russland hatte zuvor eine Strategieänderung angekündigt: Die Armee wolle den Fokus nun auf die „Befreiung“ des Donbass in der Ostukraine legen, hieß es vom stellvertretenden russischen Generalstabschef Sergej Rudskoj.
Die ersten Ziele des militärischen „Sondereinsatzes“ in der Ukraine seien erreicht worden. Diese Ankündigung könnte darauf hinweisen, dass Russland nun möglicherweise zu begrenzteren Zielen übergeht.
UNO untersucht Kriegsverbrechen
Die Europäische Union wirft Russland vor, in der Ukraine Kriegsverbrechen zu begehen. Russland greife die Zivilbevölkerung an und ziele unter anderem auf Krankenhäuser, Schulen und Schutzräume. Auch das Menschenrechtsbüro der UNO untersucht Berichte über Kriegsverbrechen auf russischer, aber auch auf ukrainischer Seite.
Debatte: Welche Auswirkungen wird der Krieg haben?
Der russische Präsident Wladimir Putin führt den Krieg in der Ukraine trotz internationaler Appelle und Sanktionen weiter. Wie wirksam sind Sanktionen? Warum ist die Ukraine so allein? Wie kann man den Geflüchteten am besten helfen? Welche Auswirkungen wird der Krieg haben?
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