Frankreich strebt die Hilfsaktion gemeinsam mit der Türkei und Griechenland unter dem Dach der Vereinten Nationen an. Die russische Seite müsse gewährleisten, dass Zivilisten in jede gewünschte Richtung die Stadt verlassen könnten und es einen ungehinderten, abgesicherten Zugang für Hilfslieferungen gibt, hieß es aus dem Elysee-Palast.
Für Putin ist indes die Aufgabe der Stadt Bedingung für eine Hilfsaktion. „Um eine Lösung für die schwierige humanitäre Lage in dieser Stadt zu finden, müssen die ukrainischen nationalistischen Kämpfer ihren Widerstand einstellen und die Waffen niederlegen“, sagte Putin nach dem Telefonat mit Macron.
„Umgruppierung“ statt „Abzug“?
Die USA werden Präsident Joe Biden zufolge indes genau beobachten, ob Russland wie angekündigt seine militärischen Aktivitäten in der Ukraine zurückfährt. Nach direkten Beratungen in Istanbul sprach der russische Unterhändler Wladimir Medinski zuvor von konstruktiven Gesprächen. Die Ukraine habe ihre Neutralität und den Verzicht auf einen NATO-Beitritt angeboten.
Moskau kündigte daher an, die militärische Aktivität rund um Kiew und Tschernihiw drastisch zu verringern. Laut den USA soll es sich dabei aber um eine „Umgruppierung, nicht einen Abzug“ handeln. Auch andere Länder reagierten mit großer Skepsis auf die Ankündigung und fordern so wie beispielsweise Großbritannien weiter eine Einstellung sämtlicher Kampfhandlungen und Russlands Abzug aus der Ukraine.
Tote bei Angriff in Mykolajiw
Schließlich sagte auch Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Tag der Verhandlungen vor Offizieren in Moskau, dass die Militäroperation fortgesetzt werde, bis alle Ziele erreicht seien.
Auch während die ukrainischen und russischen Unterhändler in Istanbul verhandelten, ging in der Ukraine der Krieg somit unvermindert weiter. Bei einem russischen Angriff auf die Regionalverwaltung in der südukrainischen Stadt Mykolajiw wurden nach ukrainischen Angaben sieben Menschen getötet und 22 weitere verletzt. Auf Wohngebiete in der Hauptstadtregion Kiew seien innerhalb von 24 Stunden mehr als 40 Raketen niedergegangen, erklärte die Militärverwaltung via Telegram.
Rotes Kreuz: 18 Millionen Menschen brauchen Hilfe
In der Ukraine werden laut einer Schätzung des Roten Kreuzes 18 Millionen Menschen humanitäre Hilfe benötigen. Das sei ein Drittel der Bevölkerung. „Niemand in der Ukraine bleibt von dem Konflikt verschont“, sagte der Präsident der Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRC), Francesco Rocca, in Genf.
Debatte: Welche Auswirkungen wird der Krieg haben?
Der russische Präsident Wladimir Putin führt den Krieg in der Ukraine trotz internationaler Appelle und Sanktionen weiter. Wie wirksam sind Sanktionen? Warum ist die Ukraine so allein? Wie kann man den Geflüchteten am besten helfen? Welche Auswirkungen wird der Krieg haben?
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