Berlin erklärte insgesamt 40 Diplomaten zu „unerwünschten Personen“, was einer Ausweisung gleichkommt. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock verkündete die Entscheidung. Es soll sich um Personal, bei dem von einer Zugehörigkeit zu russischen Nachrichtendiensten auszugehen ist, handeln. Frankreich will ebenso russische Diplomaten ausweisen: Sie gefährdeten die nationale Sicherheit, teilte das Außenministerium mit. „Dieser Schritt ist Teil einer europäischen Initiative.“
„Der Botschafter der Russischen Föderation wird Litauen verlassen müssen“, erklärte Litauens Außenminister Gabrielius Landsbergis. Er verwies auf den russischen Angriff auf die Ukraine sowie „die Gräueltaten der russischen Streitkräfte in verschiedenen besetzten ukrainischen Städten, einschließlich des schrecklichen Massakers von Butscha“. US-Präsident Joe Biden forderte einen „Kriegsverbrecherprozess“. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, dass weitere Verhandlungen mit Russland nach Butscha erschwert würden. Der Kreml wies die Vorwürfe kategorisch zurück.
Pentagon: Gros der russischen Truppen aus Kiewer Umland abgezogen
Ein hochrangiger Vertreter des Pentagons sagte unterdessen, dass zwei Drittel der russischen Einheiten in der Umgebung der Hauptstadt Kiew abgezogen wurden. Viele würden in Belarus neu gruppiert. Ähnliche Angaben machte der ukrainische Generalstab: Man beobachtete die Bewegungen russischer Truppen, die aus dem Umland Kiews nach Belarus im Norden abgezogen worden seien. Ziel sei mutmaßlich, die Truppen dann in Kämpfen im Osten wieder einzusetzen. Der Generalstab verzeichnete auch weiter russische Artillerieangriffe auf die belagerte Großstadt Charkiw in der Ostukraine.
Unterdessen dürfte auch ein weiterer Evakuierungsversuch der südukrainischen Hafenstadt Mariupol gescheitert sein. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz gab erneut einen Versuch auf, in die schwer umkämpfte Hafenstadt zu gelangen. Das sei aus Sicherheitsgründen nicht möglich, teilte Sprecher Jason Straziuso mit. In Mariupol wird die humanitäre Lage immer angespannter, es fehlen unter anderem Wasser, Nahrungsmittel und Medikamente.
Debatte: Welche Folgen haben Verbrechen an Zivilisten?
Mit den offensichtlichen russischen Verbrechen an der ukrainischen Zivilbevölkerung hat der Ukraine-Krieg eine neue Dimension des Terrors erreicht. Wie wird nach dem Umgruppieren der russischen Armee der Krieg weitergehen? Wie kann und soll der Westen der Ukraine helfen? Welche Folgen haben mutmaßliche Verbrechen an Zivilisten?
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