Während Russland wirtschaftlichem, finanziellem und technologischem Verfall entgegengehe, bewege sich die Ukraine in Richtung einer europäischen Zukunft. „Meine heutige Botschaft lautet, dass die Ukraine zur europäischen Familie gehört“, so die deutsche Politikerin. Selenskyj sagt, die Ukraine werde einen von der EU-Kommissionschefin überreichten Fragenkatalog zum angestrebten EU-Beitritt binnen einer Woche beantworten.
Lokalaugenschein in Butscha
Zuvor hatte sich von der Leyen ein Bild von Gräueltaten der russischen Armee gemacht. Als erste westliche Spitzenpolitikerin fuhr sie nach Bekanntwerden mutmaßlich russischer Kriegsverbrechen in den Kiewer Vorort Butscha. „Wir haben das grausame Gesicht von Putins Armee gesehen, wir haben die Rücksichtslosigkeit und die Kaltherzigkeit gesehen, mit der sie die Stadt besetzt hat“, so die frühere deutsche Verteidigungsministerin.
Von der Leyen wird von einer Delegation begleitet, der auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell, der slowakische Ministerpräsident Eduard Heger und mehrere EU-Parlamentarier angehören.
Entsetzen über Angriff auf Bahnhof
Zuvor hatte der Raketenangriff auf den Bahnhof der ostukrainischen Stadt Kramatorsk mit Dutzenden zivilen Opfern international Entsetzen ausgelöst. Von der Leyen nannte ihn „verabscheuungswürdig“. Ähnlich äußerten sich auch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und Bundespräsident Alexander Van der Bellen.
Bei dem Raketeneinschlag auf dem Bahnhofsgelände handle es sich um einen „gezielten Angriff auf die Passagierinfrastruktur der Bahn und die Bewohner von Kramatorsk“, schrieb Bahnchef Olexander Kamyschin auf Twitter. Die Zahl der bei dem Angriff getöteten Menschen ist im Laufe des Tages immer wieder gestiegen. Zuletzt sprach der Gouverneur der Region von Donezk von über 50 Toten.
Russland wies die Vorwürfe zurück und behauptete, den Typ der eingeschlagenen Rakete – anders als die Ukraine – gar nicht mehr zu verwenden. Recherchen zeigten allerdings, dass das so nicht ganz stimmt.
Selenskyj beklagte fehlende Waffenlieferungen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verurteilt in einer Videobotschaft vor dem finnischen Parlament den russischen Angriff auf einen Bahnhof in der Stadt Kramatorsk. Vor den finnischen Abgeordneten beklagt Selenskyj zudem, dass sein Land noch immer um Ausrüstung bitten müsse. Er höre als Antwort stets, dass es auf Kampfjets, Raketenabwehr- und Schiffsabwehrwaffen warten müsse. Der slowakische Premier Heger bestätigt auf der Zugsfahrt nach Kiew indes die bereits erfolgte Lieferung eines Luftabwehrsystems.
Debatte: Welche Rolle spielt der Westen?
Mit den offensichtlichen russischen Verbrechen an der ukrainischen Zivilbevölkerung hat der Ukraine-Krieg eine neue Dimension des Terrors erreicht. Wie könnte eine politische Lösung aussehen? Welche Folgen haben mutmaßliche Verbrechen an Zivilisten? Welche Rolle spielt der Westen?
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