Die russische Armee hatte sich vor rund einer Woche aus der Region rings um die ukrainische Hauptstadt Kiew zurückgezogen und stellt sich derzeit im Osten der Ukraine neu auf. Während dort eine Offensive erwartet wird, herrschten in den nahe Kiew gelegenen Orten nach dem Abzug der russischen Truppen dramatische Zustände.
Erste Berichte am vergangenen Wochenende über möglicherweise Hunderte getötete Zivilisten und Zivilistinnen im Kiewer Vorort Butscha hatten international für Entsetzen gesorgt. Im Laufe der Woche häuften sich ähnliche Schilderungen aus Irpin oder Borodjanka.
Moskau bestreitet jegliche Verantwortung für die Tötungen und spricht – ohne Beweise – von gefälschtem Material. Satellitenaufnahmen und Mitschnitte von abgehörter Funkkommunikation legen eine Verantwortung russischer Soldaten nahe.
Ermittlungen zu 5.600 Verdächtigen
In dem Interview mit dem britischen Sender kündigte Staatsanwältin Wenediktowa auch Ermittlungen zu 5.600 mutmaßlichen Kriegsverbrechen gegen 500 Verdächtige aus den Reihen des russischen Militärs und der Regierung in Moskau an, unter ihnen der Kreml-Chef. „Wladimir Putin ist der Hauptkriegsverbrecher des 21. Jahrhunderts“, sagte Wenediktowa.
Sie verwies auch auf den Raketenangriff auf den Bahnhof von Kramatorsk in der Ostukraine, bei dem am Freitag nach ukrainischen Angaben 52 Menschen getötet worden waren. Es lägen Beweise dafür vor, dass Russland hinter dem Angriff stecke, sagte die Staatsanwältin. Auch hier hatte Moskau die Verantwortung von sich gewiesen und die ukrainische Armee beschuldigt – ebenfalls ohne Beweise vorzulegen.
Nehammer reist zu Putin
Nach seiner Rückkehr aus der Ukraine kündigte Kanzler Nehammer am Sonntag ein Treffen mit dem russischen Präsidenten Putin an. Dazu wird Nehammer am Montag nach Moskau reisen. Nach eigenen Angaben will er einen Dialog zwischen der Ukraine und Russland fördern. Zur Sprache kommen sollen bei dem Treffen auch russische Kriegsverbrechen, wie Nehammer versicherte.
Debatte: Wie verändert der Krieg unsere Welt?
Seit mehreren Wochen führt der russische Präsident Wladimir Putin Krieg in der Ukraine, und ein Ende ist nicht abzusehen. Die Solidarität mit der Ukraine schweißt Europa und die USA zusammen. Wird die Solidarität innerhalb der EU tatsächlich halten? Muss sich Österreich längerfristig zwischen Neutralität und NATO entscheiden? Und wird sich China auf die Seite Russlands stellen?
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