Motusjanyk betonte, dass Mariupol von russischen Truppen nicht vollständig eingenommen worden sei. Es gebe heftige Kämpfe, unter anderem im Hafengebiet und um das Stahlwerk Iljitsch. Russland behauptet seit Tagen, den Hafen komplett zu kontrollieren. Nach Angaben aus Moskau haben die russischen Truppen inzwischen auch das Stahlwerk unter Kontrolle.
Mariupol wird seit Wochen von russischen Truppen und Kämpfern prorussischer Separatisten eingekesselt. Die Stadt ist weitgehend zerstört, die Lage der verbliebenen Einwohner katastrophal. Die US-Kriegsforschungseinrichtung Institute for the Study of War (ISW) geht davon aus, dass die strategisch wichtige Stadt „wahrscheinlich“ kommende Woche erobert werde.
Russland weist 18 EU-Diplomaten aus
Unterdessen hat Russland 18 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der EU-Delegation in Moskau zu unerwünschten Personen erklärt. Es handelt sich um eine Reaktion auf die nach dem Massaker von Butscha verkündete Ausweisung von 19 Diplomaten und Diplomatinnen der russischen EU-Vertretung. Die 18 EU-Diplomaten müssten das Land „in nächster Zukunft“ verlassen.
Die EU reagierte empört auf die „ungerechtfertigte und unbegründete Entscheidung“ Russlands. „Es gibt keine Grundlage für die Entscheidung der russischen Behörden, außer jene, dass es sich um einen reinen Vergeltungsakt handelt“, teilte der Europäische Auswärtige Dienst am Freitagnachmittag mit.
Die betroffenen Diplomaten und Diplomatinnen seien nämlich im Einklang der Wiener Diplomatenkonvention tätig gewesen. Mit ihrer Ausweisung vergrößere sich die internationale Isolation Russlands. Nach dem Massaker in Butscha hatten zahlreiche westliche Staaten, darunter auch Österreich, Vertreter und Vertreterinnen Russlands ausgewiesen.
Spionagevorwurf aus Nordmazedonien
Am Freitag verwies auch Nordmazedonien sechs russische Diplomaten und Diplomatinnen des Landes. Die betroffenen Personen hätten mit ihren Tätigkeiten gegen die geltenden völkerrechtlichen Bestimmungen zur Regelung der Arbeit von diplomatischen Vertretungen verstoßen, hieß es aus Skopje.
Im Zusammenhang mit der Ausweisung verweist diese Formulierung in der Regel darauf, dass die Betroffenen spioniert haben. Es handelt sich um die zweite Ausweisung von russischen Vertretern und Vertreterinnen aus Nordmazedonien seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine am 24. Februar. Am 28. März hatte Skopje fünf russische Diplomaten und Diplomatinnen des Landes verwiesen.
Debatte: Wie verändert der Krieg die Welt?
Seit mehreren Wochen führt Putin Krieg in der Ukraine, und ein Ende ist nicht abzusehen. Die Solidarität mit der Ukraine schweißt Europa und die USA zusammen. Wird die Solidarität innerhalb der EU halten? Muss sich Österreich längerfristig zwischen Neutralität und NATO entscheiden? Und wird sich China auf die Seite Russlands stellen?
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