Das russische Verteidigungsministerium vermeldete die Vertreibung einem Medienbericht zufolge. Es seien noch einige Kämpfer in der Fabrik Azow-Stahl eingeschlossen, zitierte die Nachrichtenagentur RIA am Samstag einen Sprecher des Ministeriums. Demnach sollen die Ukrainer mehr als 4.000 Militärangehörige in der belagerten Küstenstadt verloren haben. Die Angaben lassen sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen.
Puschilin hatte zuvor in einem Gespräch mit Journalisten gedroht: „Die Angehörigen der nationalistischen Bataillone haben offenbar nicht die Absicht sich zu ergeben, weshalb sie eliminiert werden sollen.“ Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj reagierte rasch: Eine „Eliminierung“ ukrainischer Kämpfer in Mariupol würde sofort alle Gespräche mit Russland beenden.
Russland bestätigt Beschuss von Kiew
Russland hatte zuvor den neuerlichen Beschuss der ukrainischen Hauptstadt Kiew bestätigt. Dabei seien Produktionsanlagen einer Panzerfabrik in Kiew zerstört worden, hieß es aus dem Verteidigungsministerium in Moskau am Samstag. Zuvor hatte Kiews Bürgermeister Witali Klitschko mitgeteilt, dass es am Stadtrand der Hauptstadt Explosionen gegeben habe.
Nach Darstellung des russischen Verteidigungsministeriums wurden in der südukrainischen Stadt Mykolajiw zudem ein Werk für die Reparatur von Panzertechnik sowie zwei Lager mit Raketen und Artillerie vernichtet. Mit Hochpräzisionswaffen seien 16 Militärobjekte getroffen worden, darunter auch solche im Gebiet um die Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer und um die zentralukrainische Stadt Poltawa. Mit anderen Waffensystemen seien Dutzende weitere Ziele zerstört worden.
Vergeltung für „Moskwa“-Zerstörung
Die russischen Angriffe auf die Region Kiew hatten seit Ende März eigentlich abgenommen. Moskau kündigte damals an, seine Offensive auf den Osten der Ukraine konzentrieren zu wollen. Am Freitag drohte der Kreml jedoch, seine Angriffe auf die ukrainische Hauptstadt wieder zu verstärken. Zuvor hatte er die Ukraine beschuldigt, russische Ortschaften nahe der Grenze zu bombardieren. Die Regierung in Kiew sieht die neuen russischen Angriffe in der Region um die Hauptstadt als Vergeltungsversuch für die Zerstörung der „Moskwa“ an.
Klitschko appellierte an die Bevölkerung, den Luftalarm der Behörden nicht zu ignorieren. In der ukrainischen Hauptstadt gibt es mehrmals täglich Luftalarm. Weil inzwischen auch Menschen, die vor den Angriffen geflüchtet waren, wieder nach Kiew zurückkehren, forderte der Bürgermeister, das zu unterlassen und an sicheren Orten zu bleiben.
In den umkämpften Regionen Luhansk und Donezk im Osten der Ukraine wurden laut Angaben der ukrainischen Regierung neun humanitäre Fluchtkorridore eingerichtet. Rund 1.500 Personen wurden so in Sicherheit gebracht.
Debatte: Wie verändert der Krieg die Welt?
Seit mehreren Wochen führt der russische Präsident Wladimir Putin Krieg in der Ukraine, und ein Ende ist nicht abzusehen. Die Solidarität mit der Ukraine schweißt Europa und die USA zusammen. Wird die Solidarität innerhalb der EU halten? Muss sich Österreich längerfristig zwischen Neutralität und NATO entscheiden? Und wird sich China auf die Seite Russlands stellen?
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