Zusätzlich sollten weitere 500 Millionen Dollar (rund 460 Mio. Euro) an wirtschaftlicher Hilfe fließen, kündigte Biden an. Auch danach soll die stetige Lieferung von Waffen und Geld an Kiew aufrechterhalten bleiben. Das neue Paket solle helfen, die Großoffensive Russlands im Osten der Ukraine abzuwehren, so Biden. „Dieses Paket enthält schwere Artilleriewaffen, Dutzende Haubitzen und 144.000 Schuss Munition für diese Haubitzen.“ Auch taktische Drohnen seien dabei. Mit Blick auf die gefürchtete russische Offensive im Donbas sprach Biden von einem „kritischen Zeitfenster“, in dem die „Weichen für die nächste Phase dieses Krieges“ gestellt würden.
Biden sagte, es werde dem russischen Präsidenten Wladimir Putin „niemals gelingen, die ganze Ukraine zu dominieren und zu besetzen“. Mit Blick auf russische Angaben einer Einnahme der ukrainischen Hafenstadt Mariupol sagte er, es sei „fraglich, ob er (Putin) Mariupol kontrolliert“. „Es gibt noch keinen Beweis, dass Mariupol komplett gefallen ist.“
Der Präsident verkündete zudem im Zuge der Sanktionspolitik gegen Russland ein Anlegeverbot für russische Schiffe in US-Häfen – „so, wie sie es in Europa gemacht haben“. Damit dürfe kein Schiff, das unter russischer Fahne fahre, von einem russischen Unternehmen betrieben werde oder einem solchen Unternehmen gehöre, in US-Häfen einlaufen.
Kiew: Russland plant „Volksrepublik Cherson“
Angaben Kiews zufolge bereitet Russland ein Referendum über die Gründung einer „Volksrepublik Cherson“ vor. Die russische Führung würde damit dem Beispiel in den Regionen Luhansk und Donezk folgen. In den von prorussischen Separatisten kontrollierten Gebieten im Donbas sind im Mai 2014 Volksabstimmungen über ihre Selbstständigkeit abgehalten worden. Auch auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim, die an Cherson grenzt, hat es 2014 ein Referendum gegeben, in dem sich die mehrheitlich russischstämmige Bevölkerung für den Anschluss an Russland ausgesprochen hat. Auch das wurde international nicht anerkannt.
Russland meldet Kontrolle über Mariupol
Indes meldete der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu in einem Gespräch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin die Einnahme von Mariupol. Im Stahlwerk Asow-Stahl befänden sich allerdings noch mehr als 2.000 Soldaten, 1.478 ukrainische Kämpfer hätten sich ergeben. Putin gab den Befehl, das Industriegebiet Asow-Stahl nicht mehr zu stürmen. Die Anlage soll laut Putin aber so blockiert werden, dass nicht einmal eine Fliege durchkäme, ohne entdeckt zu werden.
„Ringtausch“ für Waffen
Mit der Entwicklung in Mariupol wächst der Druck auf Deutschland, schwere Waffen zur Verteidigung der Ukraine zur Verfügung zu stellen. Die Regierung in Berlin bereitet für die Lieferung weiterer Waffen einen „Ringtausch“ vor: Dabei soll der NATO-Partner Slowenien eine größere Stückzahl seiner alten Kampfpanzer an die Ukraine abgeben und aus Deutschland dafür den Schützenpanzer Marder sowie den Radpanzer Fuchs erhalten.
Debatte: Wie verändert der Krieg die Welt?
Seit mehreren Wochen führt der russische Präsident Wladimir Putin Krieg in der Ukraine, und ein Ende ist nicht abzusehen. Die Solidarität mit der Ukraine schweißt Europa und die USA zusammen. Wird die Solidarität innerhalb der EU halten? Muss sich Österreich längerfristig zwischen Neutralität und NATO entscheiden? Und wird sich China auf die Seite Russlands stellen?
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