Zuvor hatte Russland gedroht, man wolle die volle Kontrolle über den Donbas und einen Landkorridor zur annektierten Halbinsel Krim. Im Osten der Ukraine haben sich Kiew zufolge die Gefechte an mehreren Orten intensiviert. Die russischen Einheiten hätten die Kämpfe entlang der gesamten Frontlinie in der Region Donezk verschärft, berichtete der ukrainische Generalstab heute. Binnen 24 Stunden habe Russland 42 Orte in der Region Donezk im Osten des Landes besetzt, teilte eine Beraterin von Präsident Wolodymyr Selenskyj mit. Im Osten und Süden gab es nach Angaben aus Kiew Tote und Verletzte durch Beschuss.
Die russische Armee versuche weiter, rund um die Stadt Rubischne in der Region Luhansk vorzustoßen, so der ukrainische Generalstab. Gefechte dauerten auch um die Stadt Popasna an. Diese wird ukrainischen Angaben zufolge teilweise bereits von russischen Truppen kontrolliert. Schwere Gefechte habe es zudem wie in den vergangenen Tagen um Marjinka gegeben. In der Region Charkiw seien zwei Personen getötet worden, nachdem ein Geschoß in ein Auto eingeschlagen war, teilte der Gouverneur Oleh Synjehubow gestern Nacht mit.
UNO-Chef in Moskau
Auf diplomatischer Ebene wurde hochrangiger Besuch in Moskau angekündigt. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres wird kommende Woche in der russischen Hauptstadt Putin treffen. Das bestätigte der Kreml heute. Guterres hatte zuvor um Gespräche mit Putin ersucht. Negative Signale zur Verhandlungsebene signalisierte indes der russische Außenminister Sergej Lawrow. Er teilte mit, dass Gespräche über eine Waffenruhe „ins Stocken geraten“ seien. Er machte fehlende Antworten aus der Ukraine dafür verantwortlich. Gleichzeitig meldete der russische Chefunterhändler Wladimir Medinski, man habe mehrere Stunden mit der ukrainischen Delegation verhandelt. Aus Kiew kam keine Stellungnahme.
3.500 Orte von Russland besetzt
Insgesamt kontrollierten russische Einheiten laut Kiew aktuell in der gesamten Ukraine mehr als 3.500 Orte. Kampfhandlungen gebe es in 11.550 Orten des Landes, sagte Selenskyjs Beraterin Olena Simonenko. Zuvor hatte es von ukrainischer Seite geheißen, dass mittlerweile 80 Prozent der ebenso an Russland grenzenden Nachbarregion von Donezk, Luhansk, unter russischer Kontrolle stünden.
Bürgermeister von Mariupol drängt auf Evakuierung
Der Bürgermeister von Mariupol, Wadym Bojtschenko, drängte unterdessen erneut darauf, dass die gesamte Zivilbevölkerung die eingekesselte Hafenstadt im Süden der Ukraine verlassen kann. Nur eines sei nötig: die vollständige Evakuierung. Rund 100.000 Menschen seien noch in der Stadt, sagte er.
Debatte: Wie verändert der Krieg die Welt?
Seit mehreren Wochen führt der russische Präsident Wladimir Putin Krieg in der Ukraine, und ein Ende ist nicht abzusehen. Die Solidarität mit der Ukraine schweißt Europa und die USA zusammen. Wird die Solidarität innerhalb der EU halten? Muss sich Österreich längerfristig zwischen Neutralität und NATO entscheiden? Und wird sich China auf die Seite Russlands stellen?
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