Der Bürgermeister von Mariupol, Vadym Boichenko, sprach in diesem Zusammenhang im ukrainischen Fernsehen, dass in der Stadt „Arbeiten“ im Gange seien, als ob die Russen etwas vorbereiteten. Boichenko sprach zudem von heftigen Kämpfen auf dem Gelände des Asow-Stahl-Werks, dem letzten Rückzugsort ukrainischer Soldaten in der Stadt. Russische Truppen sind nach Darstellung der Ukraine auf das Gelände des belagerten Asow-Stahl-Werks in Mariupol vorgedrungen.
Russland hatte kurz zuvor einen Großangriff auf das Stahlwerk dementiert. „Es gibt keine Erstürmung“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. „Der Oberbefehlshaber hat öffentlich den Befehl gegeben, alle Angriffe einzustellen“, sagte Peskow mit Blick auf eine Anordnung von Russlands Präsident Wladimir Putin vom 21. April. Putin hatte vor knapp drei Wochen angeordnet, das Werk weiter zu belagern – so engmaschig, dass „keine Fliege mehr heraus kann“.
Drohung mit Angriff auf NATO-Transporte
Was den weiteren Kriegsverlauf betrifft, will Russland nun auch verstärkt Waffentransporte des Westens an die Ukraine ins Visier nehmen. Das russische Militär werde NATO-Waffentransporte in der Ukraine als zu zerstörende Ziele betrachten. In der Nacht wurden bereits mehrere Bahnstationen beschossen.
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba rechnet indes fest damit, dass die Europäische Union nach einem Ölembargo auch ein Gasembargo gegen Russland beschließen wird. „Es ist unausweichlich. Es wird kommen. Es ist nur eine Frage der Zeit“, sagte Kuleba heute. Den von der EU-Kommission vorgeschlagenen Ölboykott wertete er als Erfolg, kritisierte aber die Übergangsfrist von einem halben Jahr.
Das sechste Sanktionspaket gegen Russland inklusive Ölembargo soll noch diese Woche beschlossen werden, allerdings sind noch mehrere Details offen. Als Konfliktpunkt gilt vor allem, dass neben Ungarn und der Slowakei auch Tschechien und Bulgarien auf eine Ausnahme, eine Übergangsfrist bis Ende 2023 für den Bezug von russischem Öl, für sich drängen. Die EU will zudem den russisch-orthodoxen Patriarchen auf die Sanktionsliste setzen. Kyrill ist seit Jahrzehnten ein getreuer Verbündeter des russischen Präsidenten Wladimir Putin und unterstützt den Angriffskrieg auf die Ukraine uneingeschränkt.
Debatte: Welche Mittel hat der Westen?
Seit mehreren Wochen führt der russische Präsident Wladimir Putin Krieg in der Ukraine, und ein Ende ist nicht abzusehen. Die Solidarität mit der Ukraine schweißt Europa und die USA zusammen. Welche Mittel hat der Westen, um den Krieg zu beenden? Welche Folgen haben mutmaßliche Verbrechen an Zivilisten? Wie könnte eine politische Lösung aussehen?
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