Zuletzt hatte es geheißen, dass etliche EU-Staaten Änderungen an den Vorschlägen der EU-Kommission für neue Sanktionen gegen Russland verlangen. Die deutsche Bundesregierung forderte unter anderem ein noch schärferes Vorgehen gegen die russische Sberbank sowie Einschränkungen der zivilen atomaren Zusammenarbeit mit Russland.
Umstritten sind den Angaben zufolge auch die Details für das vorgesehene Einfuhrverbot für russisches Öl. So halten Ungarn und die Slowakei die für sie vorgesehenen Ausnahmeregelungen für unzureichend. Zudem wollen auch Länder wie Tschechien und Bulgarien Ausnahmeregelungen, wenn es solche für Ungarn und die Slowakei gibt.
Rohöllieferung in sechs Monaten stoppen
Der Vorschlag der Kommission sieht vor, Ungarn und der Slowakei noch 20 Monate eine Nutzung russischen Öls zu ermöglichen, weil diese von den Lieferungen besonders abhängig sind. Alle anderen Länder sollen die russischen Rohöllieferungen in sechs Monaten stoppen und den Bezug von Ölprodukten wie Diesel und Kerosin in acht Monaten.
Als Strafmaßnahmen gegen die größte russische Bank, die Sberbank, ist vorgesehen, diese aus dem Finanzkommunikationsnetzwerk SWIFT auszuschließen. Es ist aber beispielsweise nicht vorgesehen, Geschäfte mit ihr zu verbieten und ihre Vermögenswerte in der EU einzufrieren.
Beim Thema Ölembargo gilt als möglich, dass sich die kritischen Länder im Gegenzug für zusätzliche Unterstützung beim Aufbau neuer Liefernetzwerke für Öl und Ölprodukte doch noch mit den Plänen einverstanden erklären. Widerstand gibt es zuletzt allerdings auch von Ländern wie Zypern, Griechenland und Malta. Sie fürchten, dass ein ebenfalls vorgesehenes Transportverbot für russisches Öl ihre Reedereien einseitig benachteiligt.
Gefecht bei Stahlwerk
Trotz einer von Russland angekündigten Feuerpause dauerten die Kämpfe um das Asow-Stahl-Werk in Mariupol laut ukrainischen Angaben an. Russlands Präsident Wladimir Putin erklärte, man sei weiterhin bereit für die Einrichtung humanitärer Korridore, über die Zivilpersonen aus dem Industriekomplex gebracht werden sollen. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow meinte: Die russischen Truppen hielten die Waffenruhe ein.
Ein Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj berichtete dagegen heute am frühen Nachmittag über anhaltende Kämpfe rund um das Asow-Stahl-Werk. Die ukrainische Armee hatte zuvor mitgeteilt, Russland versuche, die letzten verbliebenen ukrainischen Verteidiger auf dem Gelände zu „vernichten“.
Angriffe auf russische Generäle mit US-Hilfe
Seit Kriegsbeginn hat die Ukraine nach eigenen Angaben zwölf russische Generäle getötet. Unterstützung soll dabei laut einem Medienbericht aus Washington gekommen sein. Die „New York Times“ berichtete unter Berufung auf Geheimdienstkreise, dass die USA insbesondere die Standorte der „mobilen Hauptquartiere der russischen Armee“ ausfindig machen und die Informationen mit den ukrainischen Streitkräften teilen.
Der Nationale Sicherheitsrat der USA betonte, dass es den USA bei der Bereitstellung von Geheimdienstinformationen nicht primär darum geht, russische Generäle zu töten. Die US-Regierung stelle „Informationen auf dem Schlachtfeld zur Verfügung, um den Ukrainern bei der Verteidigung ihres Landes zu helfen“, so die Sprecherin des Sicherheitsrats, Adrienne Watson. „Wir stellen keine Informationen mit der Absicht zur Verfügung, russische Generäle zu töten“, betonte sie.
Russische Offensive in Ostukraine
Unterdessen setzte Russland seine Offensive in der Ostukraine fort. Bei einem Luftangriff auf das Dorf Schandrygolowe wurden nach Angaben des Gouverneurs der Region Donezk, Pawlo Kyrylenko, zwei Zivilisten getötet und elf verletzt. In der Umgebung von Charkiw wurden ukrainischen Angaben zufolge ein weiterer Mensch getötet und ein Kind verletzt.
Die wiederholten russischen Raketenangriffe auf Eisenbahnanlagen in der Ukraine haben den Zugsverkehr empfindlich gestört. Laut der staatlichen Bahngesellschaft Ukrsalisnyzja waren gestern Abend etwa 20 Fernzüge mit Verspätungen von bis zu zwölf Stunden unterwegs.
Debatte: Welche Mittel hat der Westen?
Seit mehreren Wochen führt der russische Präsident Wladimir Putin Krieg in der Ukraine, und ein Ende ist nicht abzusehen. Die Solidarität mit der Ukraine schweißt Europa und die USA zusammen. Welche Mittel hat der Westen, um den Krieg zu beenden? Welche Folgen haben mutmaßliche Verbrechen an Zivilisten? Wie könnte eine politische Lösung aussehen?
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