Nach dem Fall der Hafenstadt Mariupol vor einigen Tagen verzeichnet die Ukraine im Osten verstärkt russische Offensiven. „Der Feind hört nicht auf anzugreifen“, teilte der ukrainische Generalstab mit. Zugleich hätten Russlands Streitkräfte bei Sjewjerodonezk besonders hohe Verluste. Russlands Militär berichtete vom Abschuss eines ukrainischen Kampfflugzeugs bei Kramatorsk. Die Angaben ließen sich zunächst nicht überprüfen.
Das ukrainische Verteidigungsministerium berichtete auch von heftigen Kämpfen um Bachmut. Der Fall der Stadt in der Region Donezk würde den russischen Truppen die Kontrolle über einen entscheidenden Knotenpunkt verschaffen.
Ruf nach Gefangenenaustausch
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj drängt neuerlich auf einen Gefangenenaustausch. Selenskyj wandte sich mit der Bitte um mehr Unterstützung für einen Gefangenenaustausch mit Russland an verbündete Staaten. Sie sollten auf jeder Ebene politisch Druck machen, sagte Selenskyj. Die Ukraine sei schon morgen zu einem Austausch bereit.
Die Friedensverhandlungen liegen momentan auf Eis. „Die kommenden Wochen des Krieges werden schwierig sein“, sagte Selenskyj. „Dennoch haben wir keine Alternative, als zu kämpfen. Zu kämpfen und zu gewinnen“, so Selenskyj, der vom Westen erneut Raketenabwehrwaffen und Kampfflugzeuge forderte.
Vorgehen bei Getreide „beschämend“
Harte Kritik an Russlands Eingriffen in die ukrainische Landwirtschaft hat unterdessen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Davos geübt. Dass Russland Getreide und Landmaschinen konfisziere, Silos bombardiere und Häfen blockiere, „erinnert einige an eine dunkle Vergangenheit – die Zeiten der sowjetischen Beschlagnahme der Ernten und der verheerenden Hungersnot der 1930er Jahre“. Russlands Präsident Wladimir Putin nutze „den Hunger als Instrument der Macht“, das sei „beschämend“.
In den ukrainischen Häfen, allen voran im größten in Odessa, liegen Millionen Tonnen Getreide in den Silos, die nicht exportiert werden können, weil die russische Marine ein Auslaufen von Schiffen verhindert. Der Westen wirft Russland vor, das gezielt als politische Waffe einzusetzen. Die Regierung in Moskau kontert mit dem Argument, dass die westlichen Sanktionen gegen Russland für die steigenden Preise und die Nahrungsmittelkrise verantwortlich seien. Die westlichen Staaten suchen nach Wegen, das Getreide aus der Ukraine herauszubekommen.
Debatte: Wie Frieden erreichen?
Der russische Angriffskrieg in der Ukraine nimmt kein Ende – eine Lösung ist nicht in Sicht. Wie kann Russlands Präsident Wladimir Putin an den Verhandlungstisch geholt werden? Wie lässt sich Frieden besser durchsetzen: mit militärischer Stärke oder Diplomatie? Wiederholen sich jetzt die Debatten des Kalten Krieges?
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