„Vor allem muss der Sieg auf dem Schlachtfeld sein“, sagte Selenskyj der „Financial Times“. Um anzugreifen, mangle es der Ukraine aber weiter an Technik. Ohne zusätzliche Ausrüstung sei es für Kiew schwer, die Verluste wären groß. „Die Menschen haben für mich aber Priorität“, betonte der Präsident.
Die Ukraine werde auch nicht mangels Geld, Treibstoffs oder aufgrund der zerstörten Infrastruktur gesprächsbereiter werden. „Wir haben bereits zu viele Menschen verloren, um einfach so unsere Territorium abzugeben“, betonte der 44-Jährige. Moskau fordert von Kiew Gebietsabtretungen für ein Ende des Krieges. Nichts zwinge Russland bisher, den Krieg zu beenden.
Russische Wehrdienstpflichtige im Krieg
Wegen der unerlaubten Entsendung von 600 Wehrdienstleistenden in den Ukraine-Krieg haben die russischen Behörden zwölf Offiziere bestraft. Die Causa ist von großer symbolischer und politischer Bedeutung in Russland. Kreml-Chef Wladimir Putin hatte versprochen, keine Wehrpflichtigen, sondern nur Zeit- und Berufssoldaten in der Ukraine einzusetzen.
Als bekanntwurde, dass dennoch Wehrdienstleistende in den Krieg abkommandiert wurden, ordnete Putin öffentlich deren Rückholung an. Der Kreml hat den Krieg in der Ukraine als „militärische Spezialoperation“ deklariert und zu verstehen gegeben, dass nur professionelle Militärs freiwillig dort kämpfen.
Gefechte im Donbas
Im Osten der Ukraine liefern die Ukraine und Russland einander weiter schwere Gefechte. Die russische Luftwaffe griff verstärkt Ziele in der Region Donezk an. Zusätzlich zur russischen Artillerie seien Kampfflugzeuge und Hubschrauber im Einsatz, teilte der ukrainische Generalstab mit. Hauptziel der russischen Offensive ist Sjewjerodonezk.
Zur Lage in Sjewjerodonezk sagte der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu, dass dort alle Wohngebiete unter russischer Kontrolle seien. Insgesamt seien inzwischen 97 Prozent des Gebiets Luhansk unter russischer Kontrolle. Das ukrainische Militär flog nach eigenen Angaben im Süden des Landes mehrere Luftangriffe auf russische Stellungen. Russland startete unterdessen in der Ostsee parallel zur NATO ein Manöver.
Türkei: Arbeit an Plan für Getreidelieferungen
Unterdessen arbeitet die Türkei in Sachen Getreidelieferungen nach eigenen Angaben eng mit der Ukraine und Russland zusammen. Der Plan wird von der UNO vorangetrieben und beinhaltet einen Korridor im Schwarzen Meer, durch den per Schiff das Getreide aus der Ukraine geliefert werden soll. Die von russischen Truppen kontrollierten Häfen Mariupol und Berdjansk stehen Schoigu zufolge inzwischen für Getreidelieferungen bereit.
Debatte: Was könnte Russland zum Frieden bewegen?
Mehr als drei Monate dauert der russische Angriffskrieg in der Ukraine bereits. Anfängliche Friedensverhandlungen sind eingefroren. Wie sind die bisherigen Reaktionen des Westens zu bewerten? Welche Chancen hat die Diplomatie derzeit? Was könnte Russland zum Frieden bewegen?
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