Dieser Erlass gilt auch für die Region Saporischschja, die ebenfalls teilweise von Russland kontrolliert wird. Die Ukraine hatte die Einführung des Passsonderverfahrens verurteilt und von einer „ungeheuerlichen Verletzung“ ihrer territorialen Integrität gesprochen. „Der russische Präsidialerlass ist rechtlich nichtig und hat keine Auswirkungen“ auf die ukrainische Staatsbürgerschaft der Bewohner „der vorübergehend von Russland besetzten Gebiete“, hatte damals das ukrainische Außenministerium erklärt.
Cholera in Mariupol
Während aus der Ostukraine anhaltend schwere Kämpfe gemeldet werden, sind im russisch besetzten Mariupol nach ukrainischen Angaben Seuchen ausgebrochen. In der im Süden gelegenen Hafenstadt gebe es einen Cholera- und Ruhrausbruch, sagte Bürgermeister Wadym Bojtschenko, der sich außerhalb der Stadt aufhält. „Der Krieg, der mehr als 20.000 Menschen das Leben gekostet hat, wird mit diesen Infektionsausbrüchen leider die Leben weiterer Tausender Menschen in Mariupol fordern.“
Leichen verwesten in den Straßen. Teile der Wasserversorgung seien verseucht und sanitäre Anlagen zerstört. Bojtschenko rief die Vereinten Nationen und das Rote Kreuz dazu auf, Fluchtkorridore einzurichten, damit Bewohner die durch den Krieg weitgehend zerstörte Stadt verlassen könnten.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht ein hohes Risiko für einen Choleraausbruch in Mariupol. „Die WHO hat aber bisher keine Meldung von Verdachtsfällen oder bestätigten Fällen erhalten“, sagte eine Sprecherin am Samstag in Genf.
Straßenkämpfe in Sjewjerodonezk
Im seit Wochen umkämpften Sjewjerodonezk tobten unterdessen nach britischen Erkenntnissen anhaltend „intensive Straßenkämpfe“ zwischen russischen und ukrainischen Truppen. Auf beiden Seiten gebe es vermutlich zahlreiche Opfer, teilte das Verteidigungsministerium in London unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit. Sjewjerodonezk gilt als strategisch wichtig.
Sollte Russland die kleine Industriestadt erobern, wäre das für die Ukraine ein schwerer Rückschlag beim Versuch, den Donbas zu verteidigen. Russland hat den Fokus seines am 24. Februar begonnen Angriffs gegen die Ukraine auf den Osten des Landes verlegt, nachdem sein Militär in anderen Gegenden zurückgeschlagen wurde, etwa im März vor den Toren Kiews.
Debatte: Was könnte Russland zum Frieden bewegen?
Mehr als drei Monate dauert der russische Angriffskrieg in der Ukraine bereits. Anfängliche Friedensverhandlungen sind eingefroren. Wie sind die bisherigen Reaktionen des Westens zu bewerten? Welche Chancen hat die Diplomatie derzeit? Was könnte Russland zum Frieden bewegen?
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