Die Lage in der Chemiefabrik erinnert an das wochenlang umkämpfte Asow-Stahl-Werk in Mariupol. Wochenlang hatten sich dort Kämpfer und Zivilpersonen verschanzt, Ende Mai mussten sie schließlich aufgeben.
In Sjewjerodonezk sollen die Menschen morgen das Werk verlassen, so Moskau. Den „Prinzipien der Humanität“ folgend werde zwischen 7.00 und 19.00 Uhr MESZ ein „humanitärer Korridor in Richtung Norden geöffnet“. Die Zivilisten sollen in russisch kontrollierte Gebiete in Luhansk gebracht werden. Das Ministerium rief die ukrainischen Truppen auf, eine weiße Flagge zu hissen, um ihr Einverständnis mit dem Vorschlag zu signalisieren.
Letzte Brücke zerstört
Zuletzt wurde in Sjewjerodonezk auch die dritte und letzte Brücke über den Fluss Siwerskyj Donez zerstört. Damit sei die Stadt zwar nicht vollständig abgeriegelt, sagte der Gouverneur des Gebietes Luhansk, Serhij Gajdaj. Damit habe Russland aber die Region Luhansk fast komplett unter seine Kontrolle gebracht.
Die Schlacht um den Donbas wird nach den Worten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj als eine der brutalsten in die europäische Geschichte eingehen. „Für uns ist der Preis für diese Schlacht sehr hoch. Es ist einfach beängstigend.“ Selenskyj bekräftigte zugleich seine Überzeugung, dass die Ukraine als Sieger hervorgehen werde.
Kiew wirbt in Wien für EU-Beitritt
Heute hielt der ukrainische Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk eine Rede an das österreichische Parlament. Vor den Abgeordneten plädierte Stefantschuk einmal mehr für eine EU-Annäherung seines Landes und die Zuerkennung des Beitrittskandidatenstatus auf dem EU-Gipfel Ende Juni. Stefantschuk erinnerte daran, dass die Ukraine im Krieg mit Russland nicht nur die Grenzen seines Landes, sondern auch die des zivilisierten Europas verteidige. Es werde ein „Krieg gegen Europa geführt“. Stefantschuk dankte Österreich auch für die Hilfe in Zeiten der Not: „Wir werden das niemals vergessen.“
Debatte: Was könnte Russland zum Frieden bewegen?
Mehr als drei Monate dauert der russische Angriffskrieg in der Ukraine bereits. Anfängliche Friedensverhandlungen sind eingefroren. Wie sind die bisherigen Reaktionen des Westens zu bewerten? Welche Chancen hat die Diplomatie derzeit? Was könnte Russland zum Frieden bewegen?
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