Aus der schwer umkämpften ostukrainischen Stadt Sjewjerodonezk gibt es unterdessen kaum noch Wege heraus, in den Straßen wird gekämpft. Die Stadt und ihre Umgebung liegen unter schwerem Artilleriefeuer, teilte der ukrainische Generalstab mit. Es sei unmöglich, die in Bunkern unter dem Chemiewerk Asot versteckten Zivilisten in Sicherheit zu bringen, sagte der Gouverneur von Luhansk, Serhij Gajdaj.
Verluste auf beiden Seiten
Die ukrainische Armee erlitt nach Angaben eines ranghohen Generals seit Kriegsbeginn hohe materielle Verluste. „Bis heute haben wir infolge aktiver Gefechte schätzungsweise 30 bis 40, manchmal bis zu 50 Prozent Verluste bei der Ausrüstung“, sagte der Brigadegeneral Wolodymyr Karpenko dem US-Magazin „National Defense“. „Schätzungsweise 1.300 Infanterie-Kampffahrzeuge, 400 Panzer und 700 Artilleriesysteme wurden verloren.“
Auch auf russischer Seite gibt es Verluste: Russland büßte durch Angriffe des ukrainischen Militärs erneut ein Schiff seiner Schwarzmeer-Flotte ein. Der Schlepper „Wassili Bech“ sei am Freitag von ukrainischen Raketen beschädigt worden. „Später wurde bekannt, dass er gesunken ist“, sagte der Militärgouverneur von Odessa, Maxym Martschenko, in einer Videoansprache auf Telegram. Eine Bestätigung von russischer oder unabhängiger Seite gibt es nicht.
Die Ukraine will unterdessen möglichst schnell in die Europäische Union. Präsident Wolodymyr Selenskyj betonte den Wert, den das auch für die EU hätte. „Unsere Annäherung an die Europäische Union ist nicht nur für uns positiv“, sagte er in seiner Videoansprache in Kiew. „Das ist der größte Beitrag zur Zukunft Europas seit vielen Jahren.“ Selenskyj besuchte unterdessen Mykolajiw im Süden des Landes. Auf einem am Samstag erschienenen Video in seinem Telegram-Kanal ist zu sehen, wie er Ruinen in der Stadt in Augenschein nimmt und nach einer Lagebesprechung Orden verteilt.
Debatte: Was könnte Russland zum Frieden bewegen?
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