Der Kreml hat ein Transitverbot Litauens für bestimmte Waren in die russische Exklave Kaliningrad als beispiellos und „illegal“ kritisiert. Russland werde darauf in den kommenden Tagen reagieren, sagte Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow. Die litauischen Behörden verbieten den Transitverkehr von Gütern, die von der Europäischen Union mit Sanktionen belegt sind. Dazu gehören Kohle, Metalle, Baumaterialien und Hightech-Produkte.
Von dem Verbot betroffen ist auch die einzige Zugsstrecke zwischen Russland und Kaliningrad, das zwischen den EU- und NATO-Staaten Litauen und Polen an der Ostsee liegt. „Diese Entscheidung ist wirklich beispiellos und stellt eine Verletzung von allem dar“, so Peskow.
Bereits die Entscheidung der EU, überhaupt Sanktionen gegen Russland zu verhängen, sei illegal. Er sprach von einer „mehr als ernsten Situation“. Das Außenministerium berief den geschäftsführenden diplomatischen Vertreter Litauens in Moskau ein – der Botschafter wurde bereits im April abgezogen.
Selenskyj: „Historische Woche“
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erwartet angesichts der „historischen Woche“, wenn die EU eine Antwort zum Kandidatenstatus der Ukraine geben wird, eine „demonstrative“ Verstärkung der feindlichen Handlungen Russlands. Moskau werde dabei nicht nur die Ukraine, sondern auch andere europäische Länder ins Visier nehmen.
Der ukrainische Außenminister Dmitro Kuleba betonte den Kampfwillen seines Volkes – auch ohne westliche Waffen: „Wenn wir keine Waffen erhalten, in Ordnung, dann werden wir mit Schaufeln kämpfen, aber wir werden uns verteidigen (…).“ Die Russen haben laut Kuleba eine Übermacht an Artilleriewaffen von 15:1. Kuleba: „Wir können den Krieg nicht mit einem solchen Ungleichgewicht gewinnen.“
Experten: Russische Schwächen bei Offensive
Seit Wochen steht das Verwaltungszentrum Sjewjerodonezk im Zentrum der russischen Offensive. Militärexperten des US-Thinktanks Institute for the Study of the War (ISW) halten die russische Artilleriekapazität „gepaart mit wohl geschwächten Infanterieeinheiten“ für unzureichend, um Fortschritte in Sjewjerodonezk zu erzielen. Das russische Militär meldet hingegen Erfolge in der Region.
Debatte: Was könnte Russland zum Frieden bewegen?
Der russische Angriffskrieg in der Ukraine wird mit unverminderter Härte geführt. Anfängliche Friedensverhandlungen sind eingefroren. Wie sind die bisherigen Reaktionen des Westens zu bewerten? Welche Chancen hat die Diplomatie derzeit? Was könnte Russland zum Frieden bewegen?
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