NATO-Chef Jens Stoltenberg erwartet nun eine rasche Ratifizierung der Mitgliedschaft Schwedens und Finnlands in der Militärallianz. Die in den Parlamenten der Mitgliedsländer noch ausstehende Ratifizierung dauere zwar immer eine gewisse Zeit, „aber ich erwarte, dass auch das ziemlich schnell geht, weil die Verbündeten bereit sind zu versuchen, den Ratifizierungsprozess so schnell wie möglich zu gestalten“, wie Stoltenberg beim NATO-Gipfel in Madrid sagte.
Die türkische Zusage unmittelbar vor Gipfelbeginn sorgte durchaus für Erstaunen. Türkischen Angaben zufolge stehe dahinter ein Abkommen, das auch die Auslieferung von Dutzenden mutmaßlichen PKK- bzw. Gülen-Anhängern aus Schweden und Finnland umfasst.
Russland nun „größte Bedrohung“
Grünes Licht gibt es laut dpa indes auch für das neue strategische Konzept des Militärbündnisses. In dem Grundlagendokument für politische und militärische Planungen wird Russland als „größte und unmittelbarste Bedrohung für die Sicherheit der Verbündeten und für Frieden und Stabilität im euro-atlantischen Raum“ bezeichnet, China als Herausforderung.
Das neue strategische Konzept ersetzt die vorherige Version aus dem Jahr 2010. Damals hatten die Alliierten noch gehofft, dass die Zeit der großen Spannungen mit Russland vorbei sei, und auf eine „echte strategische Partnerschaft“ mit dem Land gesetzt. Im neuen Konzept heißt es nun: „Angesichts ihrer feindseligen Politik und Handlungen können wir die Russische Föderation nicht als unseren Partner betrachten.“
Selenskyj fordert Waffen und Geld
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat beim NATO-Gipfel indes seine Bitte um moderne Waffen und weitere Hilfen für den Kampf gegen Russland bekräftigt. Finanzielle Unterstützung sei zudem „nicht weniger wichtig als Hilfe mit Waffen“.
„Russland erhält immer noch jeden Tag Milliarden und gibt sie für den Krieg aus“, sagte Selenskyj weiter. „Wir haben ein Multimilliarden-Dollar-Defizit und kein Öl und kein Gas, um es zu decken.“ Alleine für die Landesverteidigung brauche die Ukraine rund fünf Milliarden Dollar pro Monat.
Vermögen im Wert von 330 Mrd. eingefroren
US-Angaben zufolge haben die westlichen Verbündeten im Zuge der Sanktionen gegen Russland mittlerweile persönliche Vermögenswerte im Wert von mehr als 30 Milliarden US-Dollar (28,5 Mrd. Euro) eingefroren. Außerdem sei Vermögen der russischen Zentralbank im Wert von etwa 300 Milliarden Dollar eingefroren worden.
Wohin steuert Krieg in Ukraine?
Ganze Städte sind dem Erdboden gleichgemacht und auch abseits der hart umkämpften Frontlinien im Osten des Landes sterben Zivilisten durch russische Raketen: Auch Monate nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine ist kein Ende des mitten in Europa tobenden Krieges abzusehen. Was könnte Russland zum Frieden bewegen? Inwieweit hat die Diplomatie derzeit überhaupt Chancen? Wohin steuert der Krieg in der Ukraine?
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