Im schweizerischen Lugano wollen die Verbündeten der Ukraine bei einer Wiederaufbaukonferenz eine Art Marschallplan entwerfen. Delegationen aus fast 40 Ländern beraten am Montag und Dienstag mit Vertretern der Ukraine über langfristige und Soforthilfe, ebenso über Getreideexporte. Eine Geberkonferenz soll das Treffen aber nicht werden, sondern ein Leitfaden für die Zukunft.
In Lugano präsentierte die ukrainische Regierung auch ihre Prioritäten für den Aufbauprozess. Premier Schmyhal forderte etwa den schnellen Aufbau zerstörter Brücken und der Wasserversorgung. Schon jetzt gebe es an der Infrastruktur direkte Schäden von rund 100 Milliarden Euro. An der Konferenz in Lugano nimmt neben Schmyhal auch Außenminister Dmytro Kuleba teil, Selenskyj wurde virtuell zugeschaltet.
Die EU wird durch Kommissionschefin Ursula von der Leyen vertreten. Die Förderbank schlug bereits ein Hilfsprogramm von 100 Mrd. Euro vor. Seit Beginn des Krieges habe die Europäische Union bereits 6,2 Milliarden Euro zur finanziellen Unterstützung der Ukraine mobilisiert. „Und es wird mehr kommen“, so von der Leyen.
Weiteres Vorrücken Russlands im Donbas erwartet
Nach der Einnahme der Region Luhansk durch Russland rechnet der Gouverneur von Luhansk, Serhij Hajdaj, damit, dass sich die russischen Truppen demnächst auf die Nachbarregion Donezk konzentrieren. Vor allem die dortigen Städte Slowjansk und Bachmut würden voraussichtlich angegriffen, so Hajdaj. Russland versuche, die vollständige Kontrolle über den Donbas zu erringen.
Die ehemalige Großstadt Lyssytschansk war bis zum Wochenende das letzte Gebiet in Luhansk unter ukrainischer Kontrolle. Die Aufgabe der ehemaligen Großstadt sei schmerzhaft, aber nicht kritisch, so Hajdaj. „Wir müssen den Krieg gewinnen, nicht die Schlacht um Lyssytschansk.“
Auch der ukrainische Generalstab ortet ein Vorrücken der russischen Kräfte auf das nächste Ziel, den Ballungsraum um Slowjansk. „In Richtung Slowjansk versuchen die Russen, die Kontrolle über die Ortschaften Bohorodytschne, Dolyna und Masaniwka herzustellen“, hieß es am Montag. Der Ballungsraum Slowjansk-Kramatorsk gilt als Hauptquartier der ukrainischen Verteidigungskräfte im Donbas.
Wohin steuert Krieg in Ukraine?
Ganze Städte sind dem Erdboden gleichgemacht, und auch abseits der hart umkämpften Frontlinien im Osten des Landes sterben Zivilisten durch russische Raketen: Auch Monate nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine ist kein Ende des mitten in Europa tobenden Krieges abzusehen. Was könnte Russland zum Frieden bewegen? Inwieweit hat die Diplomatie derzeit überhaupt Chancen? Wohin steuert der Krieg in der Ukraine?
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